Was zuletzt geschah: Jenny weigert sich, mit den „Dieben“ an einem Tisch zu sitzen, und hält auch nichts von Heras Lebenskonzept des Säens und Erntens. Sie „kennt die Welt“, die roh ist. Wilhelm pflichtet ihr bei und will die Diebe verprügeln.
Danai:
Was wisst ihr denn von diesen beiden,
dass ihr sie rechnet zu den Heiden?
Haben sie wirklich was verbrochen?
Habt ihr mit ihnen schon gesprochen?
Vielleicht sind sie ganz ohne Schuld?
Fragt sie doch erst und habt Geduld!
Trud
Ist er ein Christ? Was er wohl glaubt?
Clara (zu ihrem Nachbarn):
He du, wie heißt du überhaupt?
Hawi (der jüngere):
Ich bin der Hawi, und der heißt Abud.
Wir kommen von weit, wo alles kaputt.
Abud (der ältere)
Wir hungrig und müde und schlafen im Wald
wir haben kein Decke, und nachts ist es kalt.
Ganz nett diese Dame, die sagt, wir willkommen.
wir auch ein Frühstück von euch hier bekommen.
Wir freuen und kommen und müssen nun hören
die Kleine dort und der Mann sich dran stören.
Sie sagen, wir Diebe, wir rauben und morden
wir sind weil wir schwarz sind ganz übele Horden.
Wir hungrig, jawohl, wir suchen was essen.-
Wir finden Konserven im Gras, wohl vergessen.
Da kommen die beiden und wir laufen weg
und Konserven bei fallen runter in Dreck.
Wilhelm:
Du willst uns erzählen, dass du es nicht warst?
Ich rat dir, dass du dir Ausreden sparst.
Ich kenn euch doch alle, ihr lügt wie gedruckt
das habt von den Schiebern ihr euch abgeguckt.
Jenny
Klar wart ihr hier drin, auch eure Kollegen
Ihr lungert im Wald, in der Schlucht und an Wegen
Ihr wartet, bis jemand sein Lager verlässt
dann pfeift ihr und los! Man kennt ja den Rest.
Hawi (weinerlich)
Nicht wahr! Der Hawi tut niemand beklauen
Wer klaut der wird von der Mama verhauen.
Abud
Komm Hawi wir gehn. Hier glaubt uns doch keiner.
Sie sehn uns als Tiere. Nun komm schon, mein Kleiner.
Domna:
Ich hörte sehr vieles, es macht mich betrübt.
Ich wollte so sehr, dass einander ihr liebt.
Doch es scheint, dass die Liebe noch recht lange Zeit
die Schlacht verliert gegen Misstraun und Neid.
Ich bitt euch, ihr beiden, bleibt hier, dass wir lernen
wie ihr dort gelebt in den Ländern, den fernen,
und was euch geschah, warum ihr geflohn
Wer war deine Mama, von wem bist du Sohn?
Ich kann euch nicht sehen, doch fühl ich dein Leid
Bleibt hier und erzählt, wir haben ja Zeit.
In unsrer Runde seid willkommen
Hawi, Abud, in diesem Raum.
Du, Jenny, bist noch sehr beklommen
Ihr seid euch fremd, ihr kennt euch kaum.
Du, Wilhelm, tu, was Gott befohlen:
dem Fremdling öffne deine Tür
dass er sich von der Fahrt erholen
und essen kann, er dankt dafür.
Hera:
So war es schon immer, so muss es auch sein:
Der Mensch braucht Gesellschaft, wer isst gern allein?
Wenn sich der Hausherr freut der Gäste
Wird auch ein einfach Mahl zum Feste.
Das ist ja wieder eine tolle Wendung. Danke, Gerda.
LikeLike
Nichts zu danken. Die Figuren finden diese Lösungen, die ihrem Charakter entsprechen.
LikeLike
😊
LikeLike
Das gefällt mir sehr! Ich muss immer allein essen…
LikeLike
Lade dir Leute ein! Epikur, der Begründer der „hedonistischen“ Lehre (4. Jh vor Chr.) schwor sich, niemals allein zu essen. Immer sorgte er dafür, dass noch andere an seinem Tisch saßen. Er war kein reicher, aber ein gastlicher Mann.
LikeLike
An meinen Tisch würden höchstens 2 Personen passen! In meiner Ein-Raum-Bude ist nicht viel Platz. Darum trifft sich die Familie immer bei den anderen. – Meine Rente reicht auch gerade so für mich. Mehr als die Hälfte davon geht für Miete und das Drumherum drauf… Bin froh, wenn meine Unterwäsche noch´ne Weile hält und ich nix neu kaufen muss!
LikeLike
Ich kann mir schon vorstellen, liebe Momfilou, dass es nicht einfach ist. Doch Raum ist auch in der kleinsten Hütte, und zu Essen können die Besucher ja mitbringen. Das macht man hier immer so. In Deutschland ist das freilich nicht so ohne weiteres möglich, fürchte ich. Es ist eine Kultur der Einsamkeit.
LikeGefällt 1 Person
Wie schön, wenn sich am Ende alle vertragen und keiner den andern mehr haut…
So schnell kommt einer unter Verdacht und kann sich kaum dagegen wehren
LikeLike
Ja, wenn er den falschen Namen und die falsche Farbe hat, passiert es ihm fast automatisch, in Verdacht zu geraten. Hier sprachen auch die Umstände gegen die beiden.
LikeLike