Am Himmel steht die Mondsichel und spiegelt das Licht, das sie von der Sonne empfängt, im glatten Meeresspiegel, der davon silbern leuchtet und glänzt. Dieses Bild spiegelt sich in meinen Augen, die Spiegelneuronen meines Hirns* spiegeln es weiter in mein Bewusstsein, das es aufnimmt, es weiter ausarbeitet und sich fragt: Wer mag dieses lebendige Bild geschaffen haben: diese Silberbarke am sternklaren Himmel, in der der Erdschatten ruht? wer diesen leicht gewölbten glatten Meeresspiegel, der die Krümmung der Erde erlebbar macht? wer diese weiche Atmosphäre, die ich einatme, so dass Sauerstoff in mein Blut gelangen kann, und in die hinein ich ausatme, den Pflanzen Kohlenstoff zu ihrem Wachstum zu geben?
Wer bin ich in diesem Bild?
Mein Sein antwortet auf das, was meine Sinne erregt und mein Denken erreicht.
Das Draußen aber – die weite Welt -, ist es gefühllos und ohne Bewusstsein?
Wird es nicht ebenso durch mich und mein Sein erregt, wie ich durch sein Sein? Nimmt nicht auch jenes mich wahr? Manchmal will mir scheinen, dass das Draußen freudig aufhorcht, wenn da ein Mensch ist, der sich in seine Erscheinung und sein Wesen versenkt.
*“Spiegelneuronen sind Nervenzellen im Gehirn, die aktiviert werden, wenn man eine Handlung durchführt, sie beobachtet oder über sie nachdenkt“.(Wikipedia) Ich habe keine wirkliche Kenntnis über die Vorgänge im Hirn, die einen Eindruck des Auges zu einem Vorgang des Bewusstseins machen. Der Begriff „Spiegelneuronen“ gefällt mir, da mir scheint, dass alles sich in allem spiegelt und eben dadurch zum Bewusstsein gelangt.
Traumhaft schön ist dies Bild, das sich in Deinen Worten auch spiegelt.
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Danke, Gisela. Fotos sind natürlich sehr schwache Abdrücke der Wirklichkeit. Man sieht hier nicht einmal, dass es ein Sichelmond war, in dem der Erdschatten ruhte. Drum schrieb ich davon.
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Ja, ich wunderte mich auch schon, daß bei Euch der Sichelmond als Vollmond erscheint. So kann ein Foto täuschen.
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Dass wir im kreativen Gestalten oder im Begreifen der Welt von unserem Innen und dem Außen angeregt werden, diesen Gedanken teile ich gerne. So ist es bei mir. Zweifel allerdings habe ich, dass die Außenwelt ein Bewusstsein besitzt. Ich weiß allerdings auch, dass ich mich mit einer solchen Aussage im Bereich des Glaubens befinde. Und da ist ja bekanntlich vieles denkbar. Liebe Grüße Jürgen
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Ich meine, es ändert viel, wenn man mit der Hypothese arbeitet, dass die Außenwelt ein Bewusstsein habe. Man verbindet sich auf eine ganz andere Weise, fühlt sich beschenkt und beglückt und zugleich verantwortlich diesem (hypothetischen, eingebildeten, vorgestellten, wirklichen?) Bewusstsein gegenüber für das, was man sagt und denkt und tut. So jedenfalls geht es mir. Ich habe das erst kürzlich entdeckt und bin nun dabei, es tiefer zu ergründen.
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