„Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt….“ (*Kinderlied)
Im Schachspiel gibt es sie noch beide: die Bauern und die Rösslein. Freilich sind es pro Spieler acht Bauern und nur zwei Pferdchen. Und sie ziehen auch nicht zum Pflügen aufs Feld. Die Pferdchen (Springer) sind mächtiger als die Bäuerlein, sind den Offizieren (Läufern) gleichgestellt. Die Bäuerlein gehen zu Fuß in die Schlacht.
Einen Springer nahm ich kürzlich in die Hand und zeichnete ihn gleich drei Mal (hier). Heute ist das Bäuerlein dran, für das ich viel Sympathie habe – und das nicht nur wegen des runden Kopfes, der es den Fingerkuppen ähnlich macht. Nein, meine Sympathie gilt den Bauern, weil sie voran ins feindliche Feld ziehen und sich dabei gegenseitig schützen müssen, denn keiner der Großen wird sich seinetwegen opfern. Obgleich als Einzelne schwach, können sie im Verein mit anderen und aus günstigen Positionen heraus sehr viel Kraft entwickeln, ja sie können sogar, wenn alles schon verloren scheint, als Königin fröhliche Auferstehung feiern und den Sieg herbeiführen. Solche Verwandlung ist ihnen zwar selten vergönnt, aber sie sind auch die einzigen, die es überhaupt zustandebringen können. Alle anderen Figuren sind zwar großmächtiger, aber sterbend sich in etwas Größeres verwandeln – nein, das können sie nicht.
Den Bauern will ich feiern – den weißen und den schwarzen. Er sollte, wenn es nach mir ginge, sein Rösslein einspannen, pflügen, säen und ernten, anstatt in den Schlachten der Großen sein Leben aufs Spiel zu setzen.
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*Kinderlied
Im Märzen der Bauer
Die Rößlein einspanntEr pflanzt und er schneidet
Die Bäume im LandEr ackert, er egget
Er pflüget und sätUnd regt seine Hände
Gar früh und noch spätDen Rechen, den Spaten,
Den nimmt er zur HandUnd ebnet die Äcker
Und Wiesen im LandAuch pflegt er die Bäume
Mit edlerem ReisUnd spart weder Arbeit
Noch Mühe noch FleißUnd ist dann der Frühling
Und Sommer vorbeiDann füllt sich die Scheune
Im Herbst wieder neuEs füllt sich der Keller,
Der Stall und das HausDa gibt es, wenn’s kalt wird
Gar fröhlichen Schmaus
Liebe Gerda, danke für diese schöne Zeichnung und deine wieder mal wunderbar philosophisch-politischen Gedanken dazu! Ich freue mich wirklich sehr, dass es mir wordpress ermöglicht, Menschen wie dich kennenzulernen.
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Danke, liebe Marion, solche Worte gehen mir runter wie nix. Ja, ich mag das Netz auch wegen mancher Menschen, die man sonst wohl nicht treffen würde. Für mich ist es zudem eine Brücke zur deutschen Sprache und Lebensweise.
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🤗
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Deine Bleistiftzeichnungen sind wieder so fein. So viele Strophen hat also das bekannte Lied! Ja, lieber die Felder bestellen, als in die Schlachten ziehen!
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Die Strophen wusste ich auch nicht mehr, fand sie im Netz. Übrigens ist es Kugelschreiber, nicht Bleistift, womit ich zeichne.
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Zuletzt Kugelschreiber, ja das sehe 8ch. Doch die feinen Zeichnungen können doch nur Bleistiftzeichnungen sein, meine ich. Oder irre ich mich?
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Es sind alles Kugelschreiberzeichnungen, den Bleistift habe ich schon lange nicht mehr benutzt.
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Eine schöne Geschichte…
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Danke! 🙂
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Deine Skizzen sind so wunderschön, liebe Gerda. Leider habe ich nie Schachspielen gelernt. Vater unds Onkel hatten wohl das Gefühl, kleine Mädchen können das sowieso nicht…
Im Märzen der Bauer, das kenne ich wohl, nur die letzten Strophen hatte ich nicht mehr so genau in Erinnerung.
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Ich habe aus Pietät angefangen zu spielen, zusammen mit meinem Bruder, als wir das Schachlehrbuch des russischen Großmeisters Nimzovich und „das Buch der Schachmeisterpartien 5, bei Reclam nach dem 1. Weltkrieg verlegt, fanden, die beide unserem schachbegeisterten Vater gehörten. Leider war er einer der kleinen „Bauern“, die ins Feld geschickt wurden und fielen.
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