Ich habe ja kürzlich (hier) unseren Wohnraums und Garten mit der „Panorama“- Funktion des Handy fotografiert und einige Fotos gepostet, zB dieses:
Inzwischen sind es weit mehr geworden. Die Räume verändern sich auf geradezu magische Weise. Die Ecken runden sich, der Raum scheint sich zu krümmen, zu zerbrechen und neu zu ordnen. Hier nochmal derselbe Raum:
Heute lasse ich meinen Blick durchs Atelier wandern, das geräumig, aber nicht riesig ist. Synchron mit dem Blick lasse ich die Kamera des iphone in Panorama-Einstellung mitlaufen. Was sich meinem Auge nacheinander mitteilt, ist nun auf einer zweidimensionalen Fläche festgebannt. Die lebendige Bewegung, die sich ja in Zeit und Raum vollzieht, ist um die Zeitdimension beraubt. Der Raum erscheint wie aufgeblättert.
Dies „Aufblättern“ kann auf die unterschiedlichste Weise erfolgen. Im ersten Beispiel lasse ich den Blick ruhig – bei der linken Wand beginnend – über den Boden mit den Teppichen schweifen, um ihn bei der Fensterfront in meinem Rücken enden zu lassen …
Das andere Mal führe ich meinen Blick in die Höhe zur Decke, lasse ihn abstürzen und fange dann wieder die Fensterfront ein. Es ist derselbe Raum, derselbe Standpunkt, und doch ….
Wie sieht der Raum denn nun „wirklich“ aus, ohne den ihn erschließenden Blick, ohne die Bewegung? Gibt es Raum womöglich nur, indem ich ihn stets neu durch Bewegung erzeuge?
Die Front mit der verglasten Eingangstür und den Fenstern links und rechts liegen „in Wirklichkeit“ auf einer Ebene, die Wand ist gerade. Auf einem Standfoto sieht das so aus:
Fotografiert mit der Panorama-Funktion wölbt sich mir die zentrale Tür entgegen, die Fenster „drehen ab“ und die Seitenwände mitsamt Zimmerdecke werden sichtbar.
In der Kunst werden solche „Verbiegungen“ und „Brüche“ des Raums spätestens seit dem Kubismus eingeführt – nicht zufällig übrigens zeitgleich mit der Entwicklung der Einstein΄schen Relativitätstheorie. Das war damals, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, eine Revolution. Die Wirklichkeit wurde zu etwas, was sich jeder erst konstruieren muss. Heute verlangt niemand mehr vom Künstler, den Raum perspektivisch korrekt auf die Malfläche zu projizieren. Und so darf auch ich den oben fotografierten Eingang auf meine ganz eigene Art rekonstruieren.
Dass Ähnliches auch fototechnisch möglich ist, habe ich erst dieser Tage entdeckt.
Was für pfantastische Neuentdeckungen machst Du da gerade, Gerda!
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Ein neuer Tag / neue Möglichkeiten, liebe Gisela. 🙂
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😊
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Das ist voll spannend! Du gehst ans Panorama voll originell ran! In die Höhe, in die Tiefen etc schweife, das ist mir noch nicht begegnet und macht sich sehr gut!!! Dein letztes Bild ist dann noch der Hammer!
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Danke, ich freu mich über deine Rückmeldung, Petra. Für mich ist es spannend zzu sehen, wie sich hier diee Beeweegung des Blicks auf der Fläche abzeichnet. Beim Malen tun wir das ja auch, aber auf ganz andere Weise. wäre auch ein Zugang, um Unterschiede der abbildenden und abstrakten Malerei zu erfassen.
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Deine Experimentierfreude und die Ergebnisse sind wieder super liebe Gerda!!!!
Die Panorama Photos erinnern mich an die geschwungenen architektonischen Meisterwerke der Jahrhundert Architektin Zaha Hadid. Diesen Schwung nimmst Du in der Panorama Photographie auf und ich glaube, daß ist erst der Anfang einer interessanten Aufnahme Technik!👌👍
Liebe Grüße Babsi
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Danke, Babsi, ja, die Ähnlichkeit mit Haddids Architektur ist frappierernd. Ich habe ja ihr Museum der Gegenwartskunst in Rom und eine Ausstellung ihrer Zeichnungen im Guggenheim in NY gesehen und war beeinduckt. Ob ich mit diesem Fotogafieren weitermache, weiß ich nicht. Ich bin ja keine Fotokünstlerin. Sonst schon. Ich könnte mir vostellen, dass sie in Großformat oder als Projektion an Wänden toll wirken würden.
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Wie wäre es Deine Kunstwerke mal mit der Panorama Funktion zu fotografieren⁉️😁
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Liebe Gerda,
an Dir ist eine Foto Künstlerin verloren gegangen!
Aber wenn Du uns mit weiteren Aufnahmen überraschen würdest, daß wäre fein!😉
Liebe Grüße Babsi
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