Myriades „Impulswerkstatt“ gleicht ein wenig dem Billardspiel – so könnte man argumentieren. Ich gehe in einer 300-Wort-Etüde „allerlei Gedanken“ in diese Richtung nach. Vielleicht stoße ich damit andere Gedanken an, die weiterrollen auf mir unbekannte Ziele zu.

Der Fuchs und sein Schatten
Von Billard habe ich wenig Ahnung. Noch nie habe ich sinnend an einem der grün bezogenen Tische gestanden, den Queue in der Hand, vor mir die weiße Kugel und das magische Dreieck der bunten Kugeln, darin verborgen die schwarze, die als letzte zu spielen ist. Würde ich mich entschließen, die weiße anzustoßen – was würde geschehen? Würde sie wild über die Bande schießen oder müde vor sich hinrollen, nicht wissend, wie ihr geschah? Würde sie in das Dreieck der Kugeln fahren wie der Fuchs in die Hühnerschar, so dass sie entsetzt auseinander stöben, um sich zu retten?
Wie anders geht ein professioneller Spieler vor! Er wägt den Queue in seiner Hand, während er vor seinem geistigen Auge geometrische Linien und Anspielwinkel entwirft, setzt die Spitze des Queue leicht auf die Spielfläche, stößt wohlbedacht und lässt seine Kugel so in den wartenden Kugelhaufen fahren, dass eine zuvor bestimmte ins Rollen kommt, sich um sich selbst drehend eine feine Kurve beschreibt, eine andere Kugel, die ihr im vorgesehenen Winkel in die Bahn rollt, anstößt, so dass diese ruhig und schicksalsergeben in der Tasche verschwindet.
Was gäbe ich darum, könnte ich mein assoziatives Denken so beherrschen wie der Billardspieler sein Spiel! Ich sähe etwa eines von Myriades aktuellen Impulsfotos, sagen wir das mit der Brücke. Mit großer Sicherheit würde mein Auge die Elemente – grauer Tag, schwarzes Geländer, Oberleitungen, eilende Männer, eilende Frau in Gegenrichtung, Heiligenfigur mit Glühlampenkranz –, ihre Stellung zu einander und das geheime Ziel der Figuren erkennen, die an diesem trüben Tag über eine Wiener Brücke treiben. Stattdessen stößt das Wort „Brücke“ assoziativ Brückenbilder – früher gesehene und gestaltete – an, die Heiligenfigur, der graue Himmel und “Wien“ öffnen andere lange stillliegende Bedeutungshöfe, … und meine Gedanken stieben wie besagte Hühner in verschiedene Richtungen davon. Der Fuchs hat das Nachsehen.

Der Schatten und sein Fuchs
Sinnend vor einem Billardtisch stehn…ist für mich noch nie geschehn…
Nur weiß ich vom Zuschauen früher mal, dass man da eine bestimmte Kreide benötigt. Doch wofür bloß? Es ist so lange her…
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für die Queue-Spitze braucht man die. Damit die Wirkung der Berührung von Queue und Kugel besser zu berechnen ist.
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Dankeschön, liebe Gerda!
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Vielleicht ist das so, dass der*die eine so und der*die andere so denkt? Dass es einmal mehr ein Merkmal ist, in dem Menschen sich unterscheiden? Du spielst kein Schach, oder doch? (Habs vergessen.) Wie errätst du bei Krimis den Mörder? 🤔😉
Interessant. Danke dir!
Abendgrüße 🌧️🍂🍵🍞👍
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Ja, die Art (Methode) zu denken ist sicher ebenso unterschiedlich von Mensch zu Mensch wie die Inhalte des Denkens, liebe Christiane. Man sieht es ja auch an der Bandbreite der Assoziationen, die durch Wort- oder Bild-Impulse (abc-etüden und Impulswerkstatt) ausgelöst werden. Drum ist zB Schach nicht für jederman. (Ja, ich spiele gelegentlich Schach. Mörder erraten ich, indem ich der Psychologie des Autors auf die Schliche zu kommen versuche – so wie ich beim Schach die Psychologie des Gegners zu erraten trachte ).
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Schach ist etwas für Vorausdenker. Es ist mir nicht fremd, aber es ist nicht meins. Ich frage mich, ob das wirklich erlernt werden kann (assoziatives Denken auch), wenn man zu den jeweils anderen gehört, oder ob es immer nur bei einer Annäherung bleibt.
Danke dir, sehr interessant. 😉🧡👍
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Schöne Gedankenspiele. Viele herzlichen Dank für den Einblick.
Liebe Grüße Monika
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herzlichen Dank meinerseits, Monika!
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Ein spannender Exkurs über Denkarten und Gehirnwelten mit ein paar Schnörkeln über Brücken. Ich finde Assoziationsketten immer sehr produktiv und inspirierend. „Der Schatten und sein Fuchs“ gefällt mir diesmal ganz besonders gut, das ist für mich auch der Beginn einer interessanten Assoziationskette, die mich wer weiß wohin führen kann ….
Herzlichen Dank für den leuchtenden Beitrag !
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Interessiert deine Billardgedanken verfolgt. Ich habe viele Jahre Snooker gespielt, eine besonders in GB gespielte Variante des Billard, sehr schwer, größerer Tisch als beim Pool, kleinere Kugeln und engere Taschen …
Hab einen schönen Tag!
HG vom Lu
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Ich vermute mal, lieber Finbar, dass Mathematiker in ihrer Freizeit gern Billard spielen oder ins Kasino gehen, um den Zufall zu besiegen. Von letzterer Sorte kannte ich mal zwei….
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Bei mir ist das nicht so….
Im Casino war ich noch nie. Und beim Snooker habe ich noch nie um Geld gespielt 😎
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Feinstes Gedankenspiel, liebe Gerda.
Ich spiele weder Billard noch Schach und erst recht kein snooker. Schade ist das, sehr schade.
Einen Gegner zu berechnen würde mir schwer fallen und doch versuche ich, in Gesichtern und Gesten zu lesen, weil es spannend ist.
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Schach spiele ich ganz gut, hab ich aus Reverenz gegen meinen Vater gelernt. Der war nämlich ein sehr guter Spieler und hinterließ auch ein paar Lehrbücher mit Spielanalysen,die mein Bruder und ich dann als Kinder nachzuspielen versuchten. Am meisten interessieren mich aber doch die Menschen.
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Und auch in Menschenkunde bist Du ziemlich gut, liebe Gerda ❣️
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