Friedsel’ge Wolken ….

Heiß war der Tag. Wir schlafen draußen unter dem Moskitonetz. In der Nacht schrecke ich von Motorenlärm auf: Löschflugzeuge? Nein, alles ist still. Der glühende Mond steht bereits über dem Meer. Bald wird er untergehen.

Kurz vor Sonnenaufgang schrecke ich erneut auf. Die Feuerangst sitzt tief. Rötlicher Rauch treibt über das Haus. Nein ….

Friedsel’ge Wolken schwimmen durch die klare Luft,
Als kehrten Engel heim von einer nächt’gen Wacht.*

 

Ich suche den Horizont ab. Über dem von der Sonne ausgedörrten Land steigt es auf wie Rauch. Aber das ist nichts, kein Feuer. Nur der Dunst, der sich über dem heißen Boden bildet, rötlich verfärbt von der aufgehenden Sonne. Möge uns das Feuer auch an diesem Tag verschonen.

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*Die Füße im Feuer, Ballade von C.F.Meyer, darin:

Er träumt….

Aufsprüht und zischt ein Feuermeer, das ihn verschlingt…

Die frühsten Vöglein zwitschern, halb im Traume noch.
Friedsel’ge Wolken schwimmen durch die klare Luft,
Als kehrten Engel heim von einer nächt’gen Wacht.
Die dunkeln Schollen atmen kräft’gen Erdgeruch.
Die Ebne öffnet sich. Im Felde geht ein Pflug. 

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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17 Antworten zu Friedsel’ge Wolken ….

  1. Christiane schreibt:

    Ich wünsche dir, dass du immer gut und angstlos schlafen kannst.
    Danke für die Fotos – und die Ballade natürlich!
    Mittagskaffeegrüße 🌞🌳☕🧊🍪🌼👍

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  2. Die alte Tagträumerin schreibt:

    „Die Füße im Feuer“- auswendig/ schöner: by heart- gelernt vor ca. 60 Jahren…noch heute
    verfügbar(mehr oder weniger!). Einen herzlichen Gruss aus dem Norden!

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  3. Mitzi Irsaj schreibt:

    Eine schöne Ballade. Ich wünsche dir von Herzen, dass du dauerhaft vom Feuer verschont bleibst und dich die Sorge nicht um den Schlaf bringt.

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  4. elsbeth schreibt:

    Genau !!! Wir auch ! Und es blieb mir unvergesslich. …durch die vielen Jahre hindurch . Vor allem auch , dass der Hugenotte, dessen Frau grausamst zu Tode gefoltert worden war, sich NICHT rächte, obwohl sich ihm eine einmalige Gelegenheit bot… Übrigens eine Ballade, die im Unterricht auch heutigen Jugendlichen noch einen tiefen Eindruck macht. Wie anschließende sehr heftige, auch kontroverse Diskussionen zeigten…. Dank ! für die Erinnerung…thematisch eigenartig aktuell….

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    • gkazakou schreibt:

      Denke, Elsbeth. Es ist sicher eine der eindrucksvollsten Balladen in deutscher Sprache. Unvergesslich. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie thematisch heute genauso kontrovers diskutiert wird wie damals. Denn keine Rache zu üben im Vertrauen auf göttliche Gerechtigkeit – das ist schon eine große Herausforderung

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  5. Arno von Rosen schreibt:

    Möge das Feuer alle verschonen ❤

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  6. Peter Klopp schreibt:

    Vor einem Jahr haben wir in unserem kleinen Ort das alles auch mitgemacht. Zweimal wurden wir evakuiert. Doch unser geliebtes Fauquier war von den Waldbränden verschont geblieben. Das ist auch für dich mein größter Wunsch.

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  7. Gisela Benseler schreibt:

    Die Mondphotos sind wieder besonders schön.

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  8. Möge uns das Feuer auch an diesem Tag verschonen. Oh ja, bitte! Auch hier ist es sehr heiß und staubtrocken und die Feuergefahr ist groß.
    Deine Bilder sind wunderschön und ich glaube, das Wolkenbild ist noch einen Tick schöner.
    Es zeigt die Welt im Dämmern so still und friedlich.

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    • gkazakou schreibt:

      Danke, liebe Bruni. Hier bauen sich nun täglich große Wolkenberge auf, es ist schwül und manchmal regnet es auch – so heute Nacht, ich musste das Bett auf der Terrasse gegen das im Zimmer vertauschen.. Die Feuergefahr hat zum Glück erst mal nachgelassen.

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