„Und was war am Dreizehnten?“ fragt mich Dora. „War am Dreizehnten nichts?“ Dora hat mich ertappt: ich habe am Dreizzehnten nichts über sie geschrieben. Das geht natürlich gar nicht. Ausgerechnet am Dreizehnten! Wo das doch ihre Lieblingszahl ist (Matriarchats-Verfechterinnen wissen schon, warum).
Welches Geschenk erhielt ich denn am Dreizehnten? Wie immer waren es viele Geschenke, aber das Beste war doch das Gewitter. Ein feines Gewitter, mit allem Drum und Dran: Getöse, Geblitze, Sturm, Stromausfall und segensreichen Wasserfluten. Danke, Zeus!
„Und es hat nicht bei dir eingeschlagen“, sagt Dora und lächelt, als wäre sie die Hüterin unseres Hauses gewesen. „Die Kiefer hat es auch nicht erwischt.“
Ich sage es ja: viele Geschenke.
Als das Licht wiederkommt, lege ich schnell ein Glasscherbenbild.
„Was is’n das?“ fragt Dora nach einem abschätzigen Blick auf mein Bild. „Ein Büffel?“ – „Eine Gedichts-Illustration“, entgegne ich und verziehe mein Gesicht. „Ich illustriere ein Gedicht, das ein Dichter namens Christian Morgenstern gedichtet hat. Es trägt den Titel „Schicksal“ und geht, wenn ich mich recht erinnere, folgendermaßen:
Schicksal
Die Wolke Zickezackezunge spricht:
Ich bringe dir, mein Hammel, Licht!
Der Hammel, der im Stalle stand,
Ward links und hinten schwarz gebrannt.
Sein Leben grübelt er seitdem,
Warum ihm das geschah, von wem.
„Hihi!“ lacht Dora schadenfroh. „Ich weiß schon, vom wem deinem dummen Hammel das geschah! Es war mein Geschenk für ihn, zum Dreizehnten! Nun kann er meinetwegen bis zum nächsten Dreizehnten weitergrübeln.“
Gewitter sind was tolles! Feines Bild plus Gedicht *schmunzel*
Zusammen mit Dora nun lach 😇
Liebe Grüße an Euch beide vom Lu
LikeGefällt 2 Personen
Dank dir mal wieder, lieber Lu!
LikeGefällt 1 Person
Schönes Wochenende 🙂 🙂 🙂
LikeGefällt 1 Person
Als ich jung war, ein Kind, mussten wir in der Schule Gedichte von Morgenstern auswendig lernen. Ich fand sie alle blöd und albern. Zum Glück habe ich als Erwachsene ein paar noch einmal gelesen. Heute mag ich viele.
LikeGefällt 2 Personen
So ist es mit manchem
LikeGefällt 2 Personen
Mit vielem sogar.
LikeGefällt 2 Personen
Und dieses? Magst du es? Für mich ist es eines der wichtigsten..
LikeGefällt 1 Person
Ja, das kannte ich nicht und mag es sehr. Bei diesem habe ich sofort eine Vorstellung worum es geht und denk mir…ja, Hammel, da hast du, da haben wir etwas zum Grübeln.
Noch immer nicht warm, werde ich mit jenem das ich auswendig lernen musste:
Das Wasser rinnt, das Wasser spinnt,
bis es die ganze Welt gewinnt.
Das Dorf ersäuft,
die Eule läuft,
und auf der Eiche sitzt ein Kind.
Dem Kind sind schon die Beinchen naß,
es ruft: das Wass, das Wass, das Wass!
Der Walfisch weint
und sagt, mir scheint,
es regnet ohne Unterlaß.
Das Wasser rann mit zasch und zisch,
die Erde ward zum Wassertisch.
Und Kind und Eul’,
o greul, o greul –
sie frissifraß der Walfafisch
LikeGefällt 2 Personen
So sind Geläufte…
LikeGefällt 2 Personen
O weh, ja, ein erschröckliches Gedicht (ich finde es köstlich, aber ich bin ja alt und nur ein bisschen kindisch).
LikeGefällt 2 Personen
Ein bisschen kindisch schadet nie 😉
LikeGefällt 2 Personen