Lust zum Malen

Heute bekam ich abendlichen Besuch von zwei befreundeten Frauen. Die eine ist in mittleren Jahren, die andere eine junge Studentin. Sie brachten eine junge lebhafte Hündin und Lust zum Malen mit.

Ich habe schon lange nicht mehr gemalt, aber allerlei Farben gibt es noch: Aquarell-, Tempera-, Gouche-, Akryll-, Ölfarben, Pigmente zum Selbstanrühren, Ölkreiden, Buntstifte. Geeignete Blöcke fanden sich auch. Und so setzten wir uns bei schon sinkender Sonne in den Garten, jede nahm sich einen Block und einen Satz Farben und suchte sich ein Motiv.

Um es gleich vorweg zu sagen: Viel wurde nicht aus dem Malen. Die Hündin wollte Bewegung, die Farben waren teils eingetrocknet, das Licht wurde kärglich. Dennoch war es schön und ein kleiner Neubeginn.

Ich nahm den Aquarellkasten, entschlossen, ohne jeden Ehrgeiz einfach vor mich hin zu malen. In den ersten Jahren malte ich oft mit Aquarellfarben, brachte es auch zu recht netten Ergebnissen. Vor ein paar Tagen fiel mir ein altes Blatt in die Hände: eine von einem Brand verheerte Landschaft auf der Insel Chios. Es gefiel mir, und so fotografierte ich es, um es hier bei Gelegenheit zu zeigen – zum Glück, denn bei einer Gruppensitzung anderer Art wurde es versehentlich zerschnitten.

Nun, das war einmal. Heute nahm ich einen dicken Pinsel und meinen mit nur noch wenigen Farbresten bestückten Aquarellkasten und schaute in die Gegend. Da gab es einen Olivenbaum in einer runden steinernen Einfassung, ein paar schwächliche Bäume und Büsche, eine Aloe, ein von letzten Sonnenstrahlen beleuchtetes ockergelbes Feld und in der Ferne zwei Dächer, das Meer und die Landzunge gegenüber.

Meiner Gewohnheit gemäß fotografierte ich mehrere Stadien. Zunächst bemühte ich mich, flüssig und unkontuiert zu malen…

Aber schon bald setzte sich meine Neigung zum Verfestigen, Verdichten, Beschreiben durch. Ich nahm einen dicken blauen Stift und zeichnete in das Flüssige hinein, um Felder einzugrenzen, zu „definieren“.

Auch wenn ich dann noch einmal den dicken Pinsel und viel Wasser nahm: das Weich-Flüssige des Beginns stellte sich nicht mehr ein.

Nun, wie auch immer. Dies Malen tat mir gut, egal was dabei herauskam. Und so nahm ich gleich noch ein Blatt, zeichnete zuerst und überging die Zeichnung mit flüssiger Aquarellfarbe. Himmel und Meer hatten sich inzwischen abendrötlich verfärbt.

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Kunst, Leben, Malerei, Meine Kunst, Natur, Psyche, Zeichnung, Zwischen Himmel und Meer abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

5 Antworten zu Lust zum Malen

  1. kopfundgestalt schreibt:

    Gut ist immer ein leichter Umgang . Es geht ja um etwas anders als ein tolles Ergebnis

    Gefällt 1 Person

  2. Und es wurde ein ganz wundervolles Bild, liebe Gerda!
    Ganz bezaubernd sind die blassen Farben und man ahnt, daß der Abend nun mit langsamen gemessenen Schritten ankommt.

    Gefällt 1 Person

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