Dora zum ZwanzigsFünften: Relativität

Eben war ich bei meinem Eintrag „Zen“, um Petra Pawlofskis Kommentar zu lesen (Danke, Petra!).

Dora sitzt auf meiner Schulter und sieht zu. „Was sind das für Steine?“ fragt sie. „Die habe ich noch gar nicht gesehen.“ –  „Ich habe sie kürzlich am Strand aufgelesen und eingesteckt,“ sage ich und zeige sie ihr.

„He, die sind ja winzig! Auf dem Foto sehen sie aus wie ….“ – „Ja, ich weiß“, sage ich. „Fotos täuschen leicht. Die Größe von Objekten kann man nur abschätzen, wenn etwas anderes, Bekanntes zum Vergleich da ist. Wie hier meine Hand.“

Dora hüpft zwischen des Fotos und den realen Steinen hin und her. „Sie haben auch eine andere Farbe!“ schreit sie. „Sie sind weiß, aber einmal sehen sie blau und dann wieder grün aus!“ – „Ja, stimmt,“ sage ich. „Es liegt am Himmel und am Licht: Das Blaue habe ich am Vormittag neben dem Fenster aufgenommen, da kommt das Himmelsblau ins Spiel. Bei dem Grünlichen war ich wohl etwas mehr im Zimmer, so dass sich auch Lampenlicht eingemischt hat.“ – „Kannst du sie nicht mal weiß fotografieren?“ Ich versuche es, lege die Steine auf den graufarbigen Umschlag von Hannahs Gedichtsband „Uferzeilen“, das neben mir auf dem Schreibtisch liegt, weil ich ab und zu gerne hineinschaue. Ich rücke es nahe ans Nordfenster und knipse. Dann korrigiere ich die Farben noch ein bisschen per Fotoshop. „So?“ frage ich Dora. Sie nickt. Ja. So sehen sie aus, diese Steine.

Aber die Größe? „Ich mache mal den Maßstab“ kräht Dora vergnügt. „Dann wissen alle, wie groß die Steine in Wirklichkeit sind!“

„O ja, liebe kleine Dora! Jetzt wissen alle Bescheid. Du bist ein toller Maßstab!“ lobe ich sie. Vorsichtshalber habe ich ein bisschen von der Schrift auf dem Umschlag mitfotografiert. Falls du dich auf Dora als Maßstab nicht verlassen möchtest, nimm die Schrift zum Vergleich.

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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14 Antworten zu Dora zum ZwanzigsFünften: Relativität

  1. Gisela Benseler schreibt:

    Ja, ich hatte mir diese Steine auch v i e l größer vorgestellt.

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  2. Gisela Benseler schreibt:

    Schöne Farbstudien!

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  3. Myriade schreibt:

    Ja, die Relativität von Farbe ist ein guter Einstieg zu Überlegungen über Realität und Leere. Ich lande auf vielen Wegen immer wieder bei buddhistischer Philosophie …

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    • gkazakou schreibt:

      Relativität von Farben- und Größenverhältnissen, ja. Ich sehe aber nicht die Beziehung zur Philosophie der Leere. Mir scheint eher, dass wir einen anderen Realitätsbegriff entwickeln müssen als den, der sich im Subjekt-Objekt-Denken eingebürgert hat (und in unserer Grammatik ja auch strikt vorgegeben wird). In der Physik ist man dem Phänomen, dass Subjekt und Objekt keine von einander unabhängige beschreibbare Eigenschaften haben, ja schon mal nähergerückt, aber das Alltagsbewusstsein ist nicht wirklich zur Subjekt-Objekt-Einheit durchgestoßen, und die Physik konnte ihre eigenen Entdeckungen auch nicht wirklich nutzen, um einen neuen Wirklichkeitsbegriff zu bilden.,

      Wirklichkeit, so möchte ich mal vorsichtig formulieren, bildet sich dort, wo Subjekt und Objekt interagieren. Interaktion konstituiert Objekt und Subjekt und erzeugt Wirklichkeit,. Ohne Interaktion ist „nichts“. Das Erlebnis der Leere hat der Buddhist dann, wenn er jedwede Interaktion einstellt. Damit aber verfälscht er die Welt genauso wie der, der meint, Subjekte und Objekte existierten per se.

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      • Myriade schreibt:

        So umfassende, komplizierte philosophische Konzepte kann man wohl nicht in ein paar Sätzen in einer Kommentarspalte abhandeln. Nur zur Ergänzung: auch der Buddhismus ist der Meinung, dass nichts aus sich selbst existiert, sondern immer alles in Bezug zueinander steht …

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    • gkazakou schreibt:

      Ich lass michda gern belehren – wenn auch nur bruchstückartig möglich.

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  4. PPawlo schreibt:

    Hoppla! Dass sie so klein sind, hat mich doch erstaunt!
    Und trotzdem, wenn ich dein Bild anschaue, haben sie sich davon losgelöst und die gleiche Wirkung auf mich wie gestern. Sie sind zu einer neuen Erscheinung geworden in einem neuen Umfeld und anderenFarben, Perspektive etc Die unteren Bilder beeindrucken mich lange nicht so wie diese erste Bildeinheit. Spannend, das zu begreifen!

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    • gkazakou schreibt:

      Danke, Petra, ich freu mich, dass die Steine für dich „zu einer neuen Erscheinung“ geworden sind. Ich sehe es auch so. Ich stelle mir das „Zen“-Bild am liebsten riesengroß vor. Ich mag ja Desillusionierungen, wenn sie dazu beitragen, die Illusion selbst als Kunstwerk zu begreifen. Denn das ist es ja: eine Fiktion. Und ist nicht auch das, was wir Wirklichkeit nennen, eine Fiktion?

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      • PPawlo schreibt:

        Wir haben wohl alle unseren gemeinsamen und doch verschiedenen Filter, was für mich z.B. unsere Sinne sind. Sie nehmen die Wirklichkeit ganz verschieden wahr. Ist Wirklichkeit Fiktion? eine Illusion? Wahrscheinlich eine Art subjektiv wahrgenommene Einheit? Oder gar eine subjektive ganzheitliche Schau ? Hilft diese uns zu leben? Fragen über Fragen… Zu viele für solch einen Kommentar. Liebe Grüße, Petra

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    • gkazakou schreibt:

      Es bleibt wohl bei den Fragen – ein Leben lang. Ich bin dennoch immer wieder auf Antwortsuche und finde auch welche. Und du ja auch, wenn du die Zen-Steine als „neue Erscheinung“ in der Realität begrüßt.

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  5. Die Wirklichkeit Fiktion? Ich lese zur Zeit das Echo der Erinnerung von Richard Powers.
    Ein Unfall, bei dem der fast Totgeglaubte wieder erwacht, aber die Realität für Fiktion hält…
    Unser Gehirn mit seinen vielen Facetten und unendlich vielen Funktionen zeigt uns immer ein Ergebnis, aber den Weg bis zum Ergebnis zeigt es erst mal nicht.

    Die Hilfe mit Deiner Hand und dann dem Brief war sehr aufschlußreich, liebe Gerda.
    Ich dachte ursprünglich natürlich auch an größere Steine, kam gar nicht auf die Idee, sie könnten so klein sein, wie Du es jetzt zeigst. 🙂

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  6. Aus der Perspektive der Laus müßten sie riesig sein, Berge hoch…

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