Die Skizze vom Zeitungsleser entstand gestern am Gartentisch.
Was außen ist, kann man sehen, jedenfalls andeutungsweise. Doch was liest der Mann? Womit beschäftigt sich sein Geist? Was geht in seinem Inneren vor? Keine Ahnung. Da kam mir die Idee, ich könnte es ja mal mit Überblendungen probieren.
Natürlich handelt es sich dabei nicht um Erforschung, sondern um Projektion: Ich projiziere Inhalte auf die leere Figur. Ich stelle mir zum Beispiel vor: der Mann vermeint, in einem Straßencafe zu sitzen. Alle anderen Tische sind schon verlassen, der Abend sinkt, das Licht wandert weiter, aber er kann sich nicht von seiner Lektüre lösen. (Foto: Gasse in Kalamata)
Vielleicht aber ist er auch ganz vom Thema erfüllt und mit dem verwachsen, was er gerade liest? Verbrannte Wälder, es fehlt an Feuerwehren, auch das russische Super-Löschflugzeug, das die Insel Euböa letztes Jahr vor der äußersten Zerstörung rettete, wird in diesem Jahr nicht kommen und uns helfen…(Foto: verbrannter Baum)
Mag aber auch sein, er ist innerlich ganz ruhig und klar, erleuchtet vom Violett und schimmernden Weiß der Schwertlilie, die neben ihm blüht. Nichts von dem Schlimmen, das er womöglich liest, kann ihn berühren. (Foto: blaue Iris)
Bringt das Gelesene Erleuchtung? Hier ist es eine späte Sonne, die Zeitung und Kaffeetasse erhellt wie eine Leselampe. (Foto: Sonne über Berglandschaft)
Es kann sein, dass die Zeitung wie ein Fokus wirkt, in dem die Tagesereignisse gebündelt werden und der bestimmt, wie sich die Aufmerksamkeit des Lesers ausrichtet. Anders wäre es, der Fokus säße im eigenen Herzen. (Fotos: Pusteblume)
Die zugrunden liegenden Fotos zeigen das Innere einer riesigen Pusteblume, die mir vorkam wie die von Minaretten umgebene Ag. Sofia.
Nun, das sind so Spielereien an einem eingetrübten Ersten Mai …
wow, bemerkenswert, die Zeichnung und die Gedanken dahinter, faszinierend , deine Aktivität
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Danke, liebe Afrikafrau. 🙂
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Eine sehr gute Zeichnung. Mit all den Überblendungen kommt ja eine ungeahnte Vielseitigkeit in das Ganze hinein. Das Bild mit der Lampe gefällt mir besonders gut. Die Pusteblume ist an sich schon ein Wunderwerk der Natur. Das sind ja zugleich „Urformen der Kunst“.
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Danke, Gisela! Ja, die Pusteblume lässt tatsächllich sehr klar eine „Urform“ durchscheinen. Du hast verstanden, dass die „Lampe“ in Wirklichkeit die Sonne ist?
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Danke, nein das habe ich nicht bemerkt: Daß die „Lampe“ die Sonne ist. Umso schöner, Gerda.🌞
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bin begeistert…
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🙂 Danke, Leela!
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Ja, es ist spannend , durch Layers so viel mehr auszudrücken als wir sehen können! Das gelingt dir vielfältig und überzeugend!Toller Beitrag! Liebe Grüße, Petra
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Danke, Petra, ich freue mich sehr, dass es dir zusagt. Es war auch für mich eine Entdeckung.
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Ja, die Frage, was prägt uns? Worauf richten wir unsere Aufmerksamkeit? Und warum? Inwieweit nutzen andere die Gelegenheit, uns zu prägen? Inwieweit bemerken wir es, wenn andere diese Gelegenheit nutzen? Spannend!
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Danke, Maren. Ja, das sind so Fragen. Am Ende ist es doch wohl für unser Glück entscheidend, ob wir unser Zentrum in uns selbst, in unserem Herzen finden. Das aber bedeutet nicht, dass wir die Tagesthemen vernachlässigen.
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Beeindruckend, liebe Gerda, deine schöne Zeichnung und deine feinen Assoziationen mit Zeichenvariationen …
LG vom Lu
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Toll, Gerda! Ein aktiver Geist läßt keine Gelegenheit ungenutzt vorüberziehen!
Skizze Nr. 4 ist für mich die, die auf mich den meisten Eindruck macht.
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