Dies ist ein weiterer Beitrag zu Christianes abc-etüden. Die Wörter dazu lieferte Katha mit ihrem Blog Katha kritzelt. Einen inhaltlichen Zusammenhang stellte ich her zu Beate Gütls heutigem Eintrag „Beziehungen“ .
In jenen fernen Zeiten
Als junge Frauen bei den Alten saßen
Und flink die Spindel drehten oder auch
Das Schiffchen durch gespannte Fäden jagten
Um Stoff zu weben für die Festgewänder
Und ihre Stimmen hoben sich und senkten
Sich mit dem Schiffchen – ja da war es
Dass mit dem Fadenlauf die neuen
Und alten Mythen ausgesponnen wurden.
*
Erzählstoff gab es viel, denn alles was belebt war
War von den Göttlichen durch Zauber umgestaltet
In allem konnte man die Menschenseele finden,
die in Gestalten der Natur gefangen sanft vibrierte
und sprach zu dem, der sich ihr lauschend nähert‘.
*
Das Vöglein dort, es ist die trauernde Geliebte
Des in dem wilden Meere umgekomm’nen Alkyon
Und jene Blume trägt in sich den Jüngling
Der selbstverliebt in stiller Flut versunken.
Die Spinne, die an langen Fäden sich
Vom hölzernen Gebälk des Hauses hangelt
Arachne ist’s, die große Weberin
Die in dem Wettkampf die Athene zwar besiegte
Doch diesen Sieg mit bittrem Los bezahlte.
Und auch die Sterne, das am hohem Himmel
Des Nachts den stillen Heimweg dir beleuchten
Es sind ja Frauen, Schwestern, Brüder, Freunde
Einst von den Göttlichen dort oben hingepflanzet.
*
Der Faden riss, die Spindeln stehen stille
Kein Webstuhl hebt und senkt mehr sanft die Fäden.
Die alten Mythen sind uns längst entfallen
Und längst versiegt der Strom, der sie belebte.
Denn fremd den Menschen ist Natur geworden.
Und statt sie in der eignen Seele aufzusuchen
Finden sie in Laboren DNA-Verwandtschaft
Mit Bären, Spinnen, Faltern oder auch Bananen.
Also Gerda, Du Balladen-Dichterin! Wirklich gekonnt, und dann plötzlich reißt der Faden, und alle Mythen und Sagen und Heldenepen und Zukunftsträume…. sind wie weggeblasen. Was bleibt? Eine erschreckend nüchterne Realität, die unsere „Wissenschaften“ uns ohne Geist und Seele präsentieren. War das wirklich alles?
Nein, das war nicht alles. Aber was offenbart es über unseren menschlichen „Fortschritt“???
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Danke für deine schöne Zusammenfassung meines Poems, Gisela!
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Gern geschehen😊
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Ist das nicht auch eine Frage weil wir die Götter von ihrem Glanz entkleidet haben?
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Was wissen wir heute schon noch über die Götter, Werner? Und über uns selbst?
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Vielleicht, dass wir wissen, dass sie genauso vergänglich sind wie wir?
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Woher willst du das wissen, Werner? Du weißt ja nicht mal, ob wir so vergänglich sind, wie wir heutzutage gern annehmen. Vergänglich ist der Körper – Götter aber haben keine Körper…..;)
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Mensch von den Göttern geschaffen oder umgekehrt die Götter als Symbole von den Menschen geschaffen, das ist dann wieder die Frage wie die vom Huhn und vom Ei.
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Ich glaube, dass Menschen Mythen brauchen, und das ist, ehrlich gesagt, auch meine Hoffnung, dass sie nämlich wieder neue schaffen, wenn die alten nicht mehr tragen. Die Gründe allerdings, warum das so ist/wird/sein könnte, die machen mich wütender und wütender. Und trauriger. 😠😫😭
Aprilwettrige Nachmittagskaffeegrüße 😀🌦️🌼☕🍪👍
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Liebe Christiane, wenn das Weltall nicht mehr als göttlich belebt vorgestellt wird, kann es auch keine Mythen geben Und wenn der Mensch die Natur tötet und seziert, anstatt ihr ihre Geheimnisse abzulauschen und sich selbst darin zu entdecken (denn darum handelt es sich bei den Metamorphosen) – woher sollen die Mythen kommen? Heute nennt man freilich die Hirngespinste der Menschen gern Mythen – aber es sind keine.
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Das hast du recht, es sind keine. Dennoch vertraue ich (wider aller Vernunft) auf die, die das Leben zauberhaft und bezaubernd finden. Ich kann nicht damit aufhören.
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Ich gehöre zu denen, liebe Christiane, die das Leben, wie du sagst, zauberhaft finden. Und die Mythen sind mir höchst lebendig.
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Danke für das Entführen in diese andere Welt!
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Wissenschaft ist ja gut und schön, aber dieses ewig entzaubernde finde ich manchmal auch deprimierend. Selbst ein jeder Glaube muß seziert werden, dabei heißt es Glauben – und nicht wissen 😉 Etwas Mystik sollte uns erhalten bleiben, aber das wird immer schwerer. Toll gedichtet Gerda!
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Ja, Almuth, wenn man nicht den vollen Glauben hat, so ist es gut, sich jedenfalls „etwas Mystik“ im Leben zu erhalten. Besser wäre es freilich, sich ganz auf das einzulassen und bis in die Tiefen zu verstehen, was die Natur uns darbietet. Du bist ja näher dran als viele andere.
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Ich glaube ja eher, dass es das, was heute „Wissenschaft“ genannt wird, gar nicht gegeben hätte, wenn nicht zuvor viele Mythen gewebt worden wären. Mythen z.B. von eifersüchtigen und selbstsüchtigen „Göttern“, die stets darum konkurrieren, der oder die „bessere“ / „schönere“ / „stärkere“ zu sein. Die von ihrem Olymp aus die Welt beherrschen – und die Menschen als ihr Spielzeug betrachten … .
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Das finde ich zu kurz gegriffen, Maren. Es liegt doch an den Menschen, mit welchen Eigenschaften sie die Götter ausstatten bzw welche Art von Götter sie anerkennen und über sich herrschen lassen.
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Klar, aber wenn man schon als Kind gelernt hat, wie Götter aussehen, und was sie für Eigenschaften haben – und man weiß, dass die Eltern dasselbe auch schon gelernt haben … -, dann glaubt man vielleicht irgendwann, dass es eben so sei: Dass es Götter gebe und Menschen gebe. Und dass es irgendwie erstrebenswerter sei, zu den Göttern zu gehören … .
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Mir ist nie in den Sinn gekommen, so sein zu wollen wie Gott oder die Götter. Ich kenne allerdings ein psychologisches Spiel, da soll man sagen, mit welchem Gott oder welcher Göttin der Zwölfe man sich identifiziert. Ist ganz witzig und aufschlussreich, da die griechischen Götter ja sehr verschieden sind. Es sind 12, und nicht zufällig. 12 ist die Einteilung der Uhr wie auch des Jahres, 12 waren die Apostel – zwölf Aspekte des Ganzen. Wenn du etwas Dauerhaftes gründen willst, dann versammle zwölf Menschen….
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Danke für deine wunderbaren Zeilen, Alexander. Nein, die Wissenschaft hindert uns nicht, vor dem Reichtum der Natur in Ehrfurcht zu . Im Gegenteil. sie kann sogar neue Tore zum Wunder öffnen, wenn sie sich vom Geist leiten lässt und nicht vom Buchstaben. Ich finde da immer noch den Dialog zwischen Faust und Wagner charakteristisch. Beide sind Wissenschaftler
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Zwölf Götter sind es? Ich habe sie nie gezählt, was ich jetzt ganz erstaunlich finde, es war halt nicht wichtig, aber jetzt, wo Du es sagst, liebe Gerda, wird es auch mir wichtig.
Zwölf Hauptgötter lese ich und bei den Germanen gab es sogar fünfzehn.
Wie schön hast Du mal wieder gedichtet und uns an Mythen und Sagen erinnert.
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Wiki Zitat
„Olympische Götter
Als olympische Götter (auch Olympier, Olympioi) werden in der griechischen Mythologie die zwölf Götter des Olymps (die Zwölfgötter, altgriechisch Δωδεκάθεοι Dōdekátheoi) oder in weiter gefasster Bedeutung sämtliche Hauptgötter bezeichnet.
Olympier im engeren Sinn
Als Olympier im engen Sinne werden nur jene Götter bezeichnet, die auf dem Olymp residieren. Olympier sind demgemäß Zeus, Poseidon, Hera, Demeter, Apollon, Artemis, Athene, Ares, Aphrodite, Hermes, Hephaistos und Hestia. Dies sind neben Zeus vier seiner Geschwister und sieben seiner Kinder. Hera ist zugleich Schwester und Gattin des Zeus.
Nicht zu ihnen zählen Hades und seine Gemahlin Persephone, die in der Unterwelt herrschen, Hebe, die als Mundschenk wirkt, und Eileithyia, die Göttin der Geburt. Ebenfalls nicht dazu gehören die beiden Gottheiten mit einer sterblichen Mutter, Herakles und Dionysos, obwohl sie schließlich in den Olymp aufgenommen wurden.
Wie bei den Griechen gab es auch bei den Etruskern und Römern eine Zwölfzahl von Göttern, die mit den griechischen Göttern weitgehend identifiziert wurden,“
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Ich lese immer mal wieder nach und vergesse dann leider das eine oder andere wieder. Eine Hand voller Götter kann ich immer aufzählen.
Ihre Vielzahl aber ist etwas verwirrend für mich
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Nana, du hast das Zählen an zehn Fingern doch schon lange gelernt! 🙂 zwei Zahlen mehr macht schon das Dutzend voll 😉 Übrigens auch interessant, diese Maßeinheit: Dutzend. (Eier verpackt man in 12er Packungen). Und dass erst bei 13 die Zehner-Zählerei anfängt.
Ist schon eine besondere Zahl, diese Zwölf. 2x2x2x2 hehe! Die Zwölfgötter waren übrigens zur Hälfte Göttinnen und in der Regel nicht mit Göttern gepaart, 2×6 oder oder 2x2x3 oder 3×4 ist auch hübsch. Und eben 12 Stunden, 12 Monate. Ich glaube, die Menschen, die 12 benutzen, hatten ein anderes Zeit- und Lebensgefühl als wir mit dem 10-System, das viel abstrakter, aber auch irgendwie magisch ist (1+2+3+4, zehn Finger, zehn Zehen und zehn Milchzähne oben wie unten 🙂 ).
Ich bin allerdings ein Fan der 13!
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🙂 ich glaube, ich habe untertrieben, liebe Gerda. Ich kenne doch noch einige mehr, als in meinem Kommi erkennbar 🙂 Als Kind las ich aber mehr über die germanischen Götter. Ich hatte da ein wundervolles Buch, von dem ich das Titelbild immer noch im Kopf habe, das Buch selbst vergammelte in meiner Truhe und mußte mit anderen verschimmelten Exemplaren entsorgt werden…
Die 13? Bei mir sid es die acht und die sieben *g*
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