Ich sitze im Atelier und grüble über einem Bild. „Was ist denn das?“ wundert sich Dora. „Das Haus steht ja Kopf!“ – „Wie die Welt, Dora.“ – „Lass mich mal machen, Gerda, ich rücke sie grade!“
Ich lächle. „Dora, liebe kleine Dora. Wie willst denn du mit deinen schwachen Kräften die Welt gerade rücken?“ Aber Dora ist schon eifrig am Umschaffen. „Ich stelle die Welt vom Kopf auf die Füße!“ ruft sie siegesgewiss. Ha, Karl Marx, der Ähnliches mit der Hegelschen Philosophie versuchte, würde sich über seine kleine Nachfahrin freuen.
Doch wie schon Marx vor ihr erreicht auch Dora mit der Umkehrung nichts wirklich Überzeugendes. Denn nun steht das Haus zwar richtig herum, aber die Sonne liegt am Boden, und das Boot klebt verkehrt herum am Horizont.
„Wie wärs, wenn wir zur Abwechslung mal These und Antithese verlassen und zu einer neuen Synthese schreiten?“ frage ich Dora, die, so fürchte ich, meinem Gedankenflug nicht wirklich folgen kann. Doch sieh mal einer an! Man soll die heutige Menschheit nicht unterschätzen! In Windeseile hat sie die Welt zurückgedreht, die Sonne erstrahlt an ihrem gewohnten Platz, und auch das Haus steht jetzt, wie es soll, „auf den Füßen“. Dora selbst aber hockt im Kahn und segelt fröhlich der Zukunft entgegen.
Am Ende kein angststarres Verhalten, das ist schon mal gut!
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