Und wieder habe ich ein Portrait aus dem Stapel gezogen. Das klingt einfacher als es ist. Denn die alten Bilder sind hoch gelagert und dicht neben- und übereinander gestapelt, teilweise mit einander verkeilt, und wenn man mühsam eins rauszieht, kommt einem der ganze Stapel entgegen. Umso mehr empfinde ich es grad als notwendig, mir diese weggestapelten Portraits eins nach dem anderen zu vergegenwärtigen, indem ich versuche, sie abzuzeichnen.
Heute ist es das Bildnis einer jungen Frau, Maria hieß sie. Sie studierte an der Kunstakademie. Wir hatten angehende Künstlerinnen besonders gern als Modell, denn sie fragten nicht danach, ob ihr Portrait „ähnlich“ oder gar schmeichelhaft wurde. Sie betrachteten es ausschließlich nach künstlerischen Gesichtspunkten und gaben uns so manchen nützlichen Rat.
Hier nun also „Maria“.
Ich verlor mich beim Abzeichnen in die schmerzhaften Lippen, die traurigen Augen, und es gelang mir keine brauchbare Zeichnung. Nur das eine Auge ließ ich gelten. Hier habe ich den rechten Teil der Zeichnung wie eine Halbmaske über das gemalte Gesicht gelegt.
Warum hast Du das linke (bzw. rechte Auge) so verletzt gemalt? Hatte es eine Bedeutung oder ist es real so gewesen?
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Liebe Babsi, so habe ich es damals wohl gesehen.
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Aha okay!😊👍
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Ja, das sieht sehr gut aus : mit der Halbmaske. So bleibt der lebendigere Teil (die Malerei) neben dem abstrakteren Tel (Zeichnung) bestehen, bildet einen beeindruckenden Kontrast. Und das Wesentliche der Aussage wird noch deutlicher.
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Herzlichen Dank, Gisela! Genau so hatte ich mir die Wirkung gedacht!
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Das ist Dir durchaus gelungen, Gerda. Die 2 Gesichtshälften sind ja ohnehin ganz verschieden, bei dieser Maria vor allem.
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Ein wundervolles Bildnis einer jungen Frau, liebe Gerda!
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ja, dieses porträt einer/der maria ist ganz wunderbar in seiner hoch emotionalen und zugleich sehr stillen, tief versenkten anmutung. auch farblich finde ich es sehr ansprechend … und die halbmaskenartige überblendung bringt noch mehr spannkraft in das gesicht, entrückt es aber auch, macht es „unirdischer“ … vielleicht fast ein allegorisches bild: „schmerz, allüberschattend“ …
danke gerda und herzliche nachtgrüße zu dir!
pega
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Hab ganz herzlichen Dank, Pega, für die Art deines Schauens. Für mich ist dieses Bild auch ein tiefes, fast mystisches. eine Marien-Allergorie.
ps. Vor kurzem erreichte mich ein Anruf der Taverne: ein Umschlag sei für mich da 🙂 ! Ich eile hin und melde mich später.
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