Auch dieses Portrait stellt einen serbischen Flüchtling dar, der während des Jugoslawienkriegs nach Griechenand kam und uns Modell saß. An seinen Namen erinnere ich mich nicht, wohl aber, dass er tief religiös war. Gerade darum aber litt er sehr an seiner eigenen Glaubenslosigkeit. Das ist nur scheinbar ein Widerspruch, denn der Nicht-Religiöse leidet an seiner Glaubenslosigkeit nicht, der Religiöse aber findet sich nie gut genug und quält sich mit Schuldgefühlen. Sein einziges Bestreben ist die Läuterung, also die Überwindung seiner fleischlichen Versuchungen und die vollkommene Hingabe an Gott.
Dieser innere Konflikt ist auf dem damals gemalten Portrait festgehalten: niedergeschlagene Augen, meditative Stimmung einerseits – zerrissene Farben, unruhige Schatten und Licht, die über die asketischen Züge huschen, andererseits.
Die xpressionistische Portrait-Skizze habe ich heute abend abgezeichnet. Ich zeige einige Ergebnisse mit Überblendungen und digitaler Bearbeitung, Dabei fiel mir eine Ähnlichkeit mit der allmählichen Abstrahierung von Gesichtszügen bei Jawlensky auf. Jawlensky (1864/1865–1941) malte zuerst expressive starkfarbige Portraits, die allmählich immer zeichenhafter wurden. Auch bei ihm spielte die religiöse Suche eine beherrschende Rolle. (Falls es dich interessiert: du findest unter dem Suchwort „alexej von jawlensky Christus“ eine reiche Auswahl.)
Und so ist es vielleicht kein Zufall, dass dieses Portrait, sofern man es ausreichend abstrahiert, den zeichenhaften Portraits von Jawlensky ein wenig ähnlich wird.
- Zeichnung
- Überblendung ohne Bearbeitung
- Überblendung SW bearbeitet
- Original Ausschnitt
- Überblendung, Zeichnung bearbeitet
- Überblendung, bearbeitet, farbverstärkt
Gerda, Du reichst ja tatsächlich an die großen Künstler heran mit Deiner Malerei!
LikeLike
Sieht sehr gut aus 😊
LikeGefällt 1 Person
Danke, Victoria! Und herzlllichh willlkommen in meinem Blog!
LikeGefällt 1 Person
Einen durch und durch durchgeistigten Menschen hast Du gezeichnet und gemalt.
Wenigstens hast Du ihn so gesehen. Ganz wundervoll, dieses Portrait eienes jungen Mannes.
LikeLike