Zum vierten Mal zog ich ein altes Portrait aus dem Stapel der Leinwände. Wieder ist es das Portrait eines jungen Mannes. Ich weiß nicht, wer es war, aber ich erinnere mich, dass ich das Bild unter dem Eindruck der Malerei von Giorgos Bouzianis (1885-1959) gemalt habe. Ich suchte damals nach griechischen Malern, die mich innerlich ansprachen, und fand zwei: einer war Bouzianis, expressionistischer Maler, in München ausgebildet wie so viele seiner Kollegen. Das, was mich anzog, war zugleich etwas, was mir selbst ganz fehlte: das zutiefst Malerische seiner Kunst. Bei ihm entwickelt sich die Form aus der Farbe, bei mir aus der Linie.
Dieses Portrait nun kommt von allen meinen Versuchen seiner Malerei am nächsten. Ich mag es immer noch.
und überblendete das Gemälde mit der Zeichnung. So eignete ich es mir wieder an.
Natürlich probierte ich auch ein paar Überarbeitungen aus. Hier habe ich einen einfachen Filter über die Zeichnung gelegt (Fresco) und das Gemälde damit überblendet. Mir scheint fast, als ähnele dieses überarbeitete Portrait dem Maler Bouzianis. Aber das kann auch Wunschdenken sein.
Dein Original empfinde ich als Abbild eines Ertrinkenden, aber auch als eines Werdenden, Hervorquellenden. Die neuer Zeichnungen eher als sprachlose Abbildung.
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Danke, Werner. Ich gebe dir Recht, dass das Gemälde eine viel stärkere „gefühlsmäßige Ladung“ hat als die Zeichnung. Das ist unausweichlich, denn beim Malen wirkt stark die Gefühlslage des Gegenüber hinein, dazu auch die Anspannung beim Malen. Wenn ich nun das Gemälde abzeichne, ist diese Gefühlsladung nicht mehr da. Du empfindest das als „sprachlos“. Ja, vielleicht. Vielleicht ist es aber auch eine sehr leise Sprache, wie ein Flüstern oder Echo des Gefühls, das im Gemälde eingefangen ist. .
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Das ist die perfekte Erklärung dazu! Und ja, im Prinzip habe ich es ähnlich wie Werner gesehen!
Eine Zeichnung ist eher statisch zu sehen, obwohl wenn sie dreidimensional gezeichnet ist bringt man auch Leben hinein, oder? Das hast Du uns ja auch schon eindrücklich gezeigt!🤔😁😉
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.. das wir aber auch gerne hören möchten?
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Für mich, Babsi, ist der Unterschied vor allem, ob ich vor einem Modell male bzw zeichne oder nach einer Vorlage. Im direkten Gegenüber mit dem Modell ist viel mehr Spannung und Gefühl, ich nehme auf, was von dem anderen kommt und es kommuniziert mit meinem Inneren. Beim Zeichnen nach einer Vorlage schaue ich mehr nach formalen Eigenschaften und denke nach. Das Gefühl bleibt außen vor.
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Das „Ringen der Hände“ empfinde ich im Original als dynamischer dargestellt, vielleicht, weil der linke Ellbogen beschnitten wurde. Zumindest sind es förmlich keine Hände im Schoß… Zeichnungen haben dagegen mehr intime Direktheit (wenn es sowas gibt), in der überblendeten Variante sehe ich das.
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Danke, Friedrich, für deine Rückmeldung. Ja, ich empfinde diese Intimität bei der Überbllendung auch.
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Das ist die Eigenwilligkeit digitaler.
Autokorrektur: aus „ für mich „ wurde „förmlich“
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Die Zeichnung hat für mich was konkretes im Ausdruck!
Während Dein Gemälde vielmehr emotionale Empfindungen zulässt! Schön wäre es noch das Original Gemälde im Vergleich zu Deinem zu sehen!
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Liebe Babsi, vielen Dank! ich hab dazu oben bei Werner etwas kommentiert.
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Ich kann verstehen, dass du das Portrait noch immer magst – auch mir gefällt es sehr gut. Ich weiß leider nicht woran es mich erinnern könnte, aber es erscheint mir vertraut. Liebe Grüße
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O, dass es dir vertraut ist, freut mich sehr Mitzi. Vielleicht kommst du noch mal drauf.
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Dein damaliges Gemälde war sehr stark und möchte sich nicht verändern lassen, Gerda.
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Ja, sicher, Bruni. Ich verändere es ja auch nicht, sondern versuche nur eine Annäherung, indem ich es abzeichne. Das Überblenden dann schafft eine andere Ästhetik, die ich nun gerade untersuche. Ich schriebs ja schon öfter: ich bin gegenwärtig an dem Grenzbereich zwischen mit Hand und Material erzeugter und digitaler Kunst interessiert.
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Ich verstehe es, Gerda! Aber hier hatte ich das Gefühl, nein, geht nicht. Aber ich bin ja blutiger Laie und werde von Deinen Versuchen auch oft total angenehm überrascht.
Du bist auf einem Weg und ich bin gespannt, wie Du ihn weitergehst.
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Ein Weg entsteht, wenn man ihn geht, liebe Bruni. Wenn er nirgends hinführt, kehrt man um. So mache ich es auch in der Natur: ich frage nicht danach, ob es ein gangbarer Weg ist, ich probiere aus.
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