Beim heutigen Spaziergang lasse ich meinen Blick sehnsuchtsvoll in die Ferne schweifen. Dichte Wolkenbänke lagern um das Gebirge, und über dem Meer schwebt ein lichter Nebel. Fernweh packt mich. Reisen. Jedenfalls einen größeren Ausflug machen! „Da drüben auf dem gegenüberliegenden Finger der Peloponnes“, denke ich, „wohnen doch auch Menschen, sogar befreundete! Warum nicht das Auto nehmen und eine Spritztour machen, anstatt brav die immer gleichen Wege zu gehen? Schön ist es auch anderswo, und hier bin ich sowieso*.“
„Wenn du schon beim Sprüchekloppen bist“, vernehme ich Doras leicht singende Stimme, „dann wüsste ich auch einen: Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah. Lerne nur das Glück ergreifen. Denn das Glück ist immer da.** Man muss natürlich auch hingucken, sonst sieht man es nicht.“ Und schwupps hüpft sie mir von der Schulter hinunter ins nasse Gras am Wegrand.
Ich bücke mich, um nach ihr zu haschen, und blicke ins Auge eines weißen Blümeleins. Beim Näherhinsehen bemerke ich auch winzige Knospen, die in klitzekleinen Becherchen ruhen, fünfstrahlige Stempel, Früchtchen…., das Ganze kaum größer als mein Daumennagel. „Siehst du?“ ruft Dora triumphierend! „Auch im Kleinen liegt Größe!“
Und schwupps ist sie schon zur nächsten Blüte gesprungen. Und zur nächsten und zur nächsten und zum regennassen Halm und zum Rosmarin, wo sie „Halt, warte mal“ ruft, denn sie will unbedingt der Biene etwas Pollen schenken.
*Wilhelm Busch, Plisch und Plum
**Johann Wolfgang von Goethe, Erinnerung
Wunderhübsch alles, auch ohne Dora, mit ihr – soooo winzig – aber noch schöner. Wie im Lande Liliputt.😊
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🙂
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Dies Wolkenbild ist aber auch ein „Traum“!
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🙂
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Daumennagelklein *lächel*, wie schön.
Wollte ich von meinem Daumen eine Blüte fotografieren, liebe Gerda, wäre sofort das ganze schöne Bild verwackelt 🙂
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Wieso? Kannst du die Hände nicht mehr stillhalten? ich dachte, es wäre Arthrose.
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durch die Arthrose bin ich da ein wenig unbeholfen, Gerda. sonst nichts.
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Zauberhafte Bilder und wie so oft sehr philosophische Gedanken, Gerda!
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Danke dir, Marion!
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