In der Natur (Fotografie, Frottage)

Heute stecken wir in einer Regenwolke fest, Unwetter ist angesagt. Gestern aber machte ich einen ausgedehnten Spaziergang bei hellem Tageslicht. Wenn du magst, begleite mich ein Stück Wegs.

Los gehts auf unserer ausgefahrenen Landstraße, die noch nass vom letzten Schauer ist. Die Umfassungsmauer unseres Grundstücks ist festgefügt, die Anbindung ans öffentliche Stromnetz ziemlich wackelig.

Nun verlasse ich den Asphalt und wandere bequem auf einem landwirtschaftlichen Erschließungsweg, den der Olivenbauer angelegt hat, um seine Bäume zu erreichen.

Das Vorgebirge des Taygetos, eine unter den Wolkenschatten immer neu sich gestaltende Skulptur.

Nun geht es durch eine kleine Schlucht, feucht ist es, und die Regenpfützen nötigen zu kleinen Sprüngen.  Auf der anderen Seite gehts steil hinauf und über einen  grasbewachsenen Pfad zu einer Pforte, die heute offensteht. Dieses Grundstück kommt mir immer vor wie ein Stück vom Garten Eden. Es ist eine breite Terrasse, auf der einen Seite von einer Wand aus gelblichem Mergel, auf der anderen von der Schlucht begrenzt. Hier wachsen zwei wunderbare Orangenbäume und ein Zitronenbaum, ein uralter zweistämmiger Feigenbaum und Ölbäume, den Boden bedecken Klee und Kräuter jeder Art. An einem Baum lehnt eine hölzerne Leiter.

Die tonige Wand zieht mich an. Seltsame Strukturen zeigen sich auf der grau-ockrigen Oberfläche. Ich versuche, sie mit dem Bleistift aufs Papier durchzuzeichnen (frottage nennt man das Verfahren), aber es wird nicht Rechtes daraus, weil die Wand zu weich und der Bleistift zu hart ist. Aber den Versuch war es wert.

Ein an vielen Stellen wucherndes Kraut fällt mir auf, leider weiß ich den Namen nicht und wüsste ihn gern.

 

Der Feigenbaum hat noch erstaunlich viele Blätter, die alle Schattierungen des Verfalls aufweisen. Ich sammele eine kleine Kollektion und nehme zwei intakte Blätter mit heim, um sie später zu zeichnen. Aber als ich sie nach ein paar Stunden zur Hand nehme, sind sie schon stark eingerollt. Dabei sind die Temperaturen draußen und drinnen gar nicht so unterschiedlich. Es scheint die Feuchtigkeit zu sein.

Draußen stürmt und regnet es immer noch. Die feinen Zitronen- und Orangenblüten werden das Wetter wohl nicht unbeschadet überstehen. Aber es werden neue Blüten aufgehen und neue Früchte ansetzen. Da bin ich ganz zuversichtlich-hoffnungsfroh.

Knospen, Blüten, Früchte des Zitronenbaums

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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24 Antworten zu In der Natur (Fotografie, Frottage)

  1. afrikafrau schreibt:

    Die grandiose Natur schenkt uns alles was wir brauchen – ganz umsonst Schönheit und Erfüllung

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  2. In dieser Umgebung nimmt man auch mal ein kleines Unwetter gerne in Kauf. 😉 Wünsche dir ein schönes Wochenende, Gerda! LG Michael

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  3. Gisela Benseler schreibt:

    Oh wunderbar! Danke für’s mitnehmen !

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  4. Das war ein sehr schöner virtueller Spaziergang. Ich bin dir gern gefolgt, zumal hier gerade die Sonne von einem kalten ungemütlichen Nebel abgeschirmt wurde. Ihr wohnt wirklich in einer sehr schönen Gegend, wo andere gerne Urlaub verbringen würden. Ihr seid also ständig im Urlaub.

    Gefällt 2 Personen

  5. puzzleblume schreibt:

    Ein Spaziergang, bei dem es mir einen Moment lang wärmer war.
    Deine Frage-Pflanze gehört zu den sogenannten Fuchsschwanzgewächsen und vermutlich handelt es sich um den Zurückgebogenen Amaranth (Amaranthus retroflexus).

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  6. signorafarniente schreibt:

    Vielen Dank fürs Mitnehmen, liebe Gerda. 😃

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  7. Johanna schreibt:

    Eine Wohltat, dieser frisch-feuchte Spaziergang!

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  8. kopfundgestalt schreibt:

    Meine Bestimmung war umsonst?!

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  9. Ein wundervoller Spaziergang, an dem wir alle von Herzen gerne teilgenommen haben, liebe Gerda.

    Gefällt 2 Personen

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