Montag ist Fototermin: Kreislauf des Lebens

Wieder wache ich kurz vor Sonnenaufgang auf und betrachte sorgenvoll den rötlich-orange Himmel über den Bergen. Dann suche ich die Wetterprognose auf: Sonne, Sonne, Sonne. Und anwachsende Temperaturen. Halte den Mut hoch, sage ich mir. Es wird der Tag kommen, an dem sich der Horizont klärt und die Himmesröte nur der aufgehenden Sonne geschuldet ist.

Einstimmen in die allgemeine Klage möchte ich nicht, und ich möchte auch nicht meine Gedanken zu Ursachen und Folgen dieser schrecklichen Brände teilen. Nicht jetzt, solange sie wüten.

Also nichts posten?

Prinkipessa, unsere scheue Katzenbesucherin, wartet auf ihr Fressen, das ich ihr, beruhigend auf sie einredend, serviere. Auf die Reste in der Tonschale werden sich Ameisen und Wespen stürzen.

Und gehe hinein, um in den Nachrichten zu sehen, wo sich die Brände befinden.

Da ruft mich mit aufgeregt-froher Stimme mein Mann aus dem Garten: „Komm  sofort, aber vorsichtig“. Ich ahne, worum es geht: er hat endlich die Kleinen von Prinkipessa gefunden!

Und so ist es: Der Raum unter der Treppe, wo sich die Pumpe fürs Wasserreservoir befindet und wir Holz, Blumentöpfe, Baustoffe und anderen Kram lagern, ist durch eine Eisentür gesichert. Auf ca 80 cm Höhe ist eine breit vergitterte Öffnung. Durch die schauen wir nun und beginnen zu zählen, was da am dunken Grund durcheinander wimmelt. Wir zählen bis sechs. Sechs kleine Prinkipessa-Junge!

Nun verstehe ich auch, warum unsere Prinzessin trotz laufender Fütterung so dünn bleibt. Sechs Kleine zu nähren, ist ein hartes Geschäft, und das, nachdem sie kurz zuvor schon zwei Kleine aufzog (wo sind die bloß abgeblieben? Gestern sah ich in der Nähe des Meeres zwei gelbe Jungkatzen, die könnten es sein. Doch wie sind sie dort hingekommen?)

Und was soll ich jetzt tun? Jetzt habe ich ein echtes Problem, mit dem ich mich befassen muss: a) Soll ich die Eisentür aufmachen, damit die Kleinen rauskönnen, oder soll ich alles so lassen, wie Prinkipessa es eingerichtet hat, und sie kommen eben erst dann raus, wenn sie klettern können? b) Was mache ich mit sechs Katzenkindern? c) Soll das jetzt so weitergehen? Um Prinkipessa zu sterilisieren, müsste sie mich erst mal in ihre Nähe kommen lassen.

Andererseits….

Wie Theodor Storm wohl sein Problem gelöst hat?

Von Katzen

Vergangnen Maitag brachte meine Katze
Zur Welt sechs allerliebste kleine Kätzchen,
Maikätzchen,alle weiß mit schwarzen Schwänzchen.
Fürwahr, es war ein zierlich Wochenbettchen!
Die Köchin aber, Köchinnen sind grausam,
Und Menschlichkeit wächst nicht in einer Küche –
Die wollte von den sechsen fünf ertränken,
Fünf weiße, schwarzgeschwänzte Maienkätzchen
Ermorden wollte dies verruchte Weib.
Ich half ihr heim! – Der Himmel segne
Mir meine Menschlichkeit! Die lieben Kätzchen,
Sie wuchsen auf und schritten binnen kurzem
Erhobnen Schwanzes über Hof und Herd;
Ja, wie die Köchin auch ingrimmig drein sah,
Sie wuchsen auf, und nachts vor ihrem Fenster
Probierten sie die allerliebsten Stimmchen.
Ich aber, wie ich sie so wachsen sahe,
ich preis mich selbst und meine Menschlichkeit. –
Ein Jahr ist um, und Katzen sind die Kätzchen,
Und Maitag ist’s! – Wie soll ich es beschreiben,
Das Schauspiel, das sich jetzt vor mir entfaltet!
Mein ganzes Haus, vom Keller bis zum Giebel,
Ein jeder Winkel ist ein Wochenbettchen!
Hier liegt das eine, dort das andre Kätzchen,
In Schränken, Körben, unter Tisch und Treppen,
Die Alte gar – nein, es ist unaussprechlich,
Liegt in der Köchin jungfräulichem Bette!
Und jede, von den sieben Katzen
Hat sieben, denkt euch! sieben junge Kätzchen,
Maikätzchen, alle weiß mit schwarzem Schwänzchen!
Die Köchin rast, ich kann der blinden Wut
Nicht Schranken setzen dieses Frauenzimmers;
Ersäufen will sie alle neunundvierzig!
Mir selber, ach, mir läuft der Kopf davon –
O Menschlichkeit, wie soll ich dich bewahren!
Was fang ich an mit sechsundfünfzig Katzen! –

 

Guter Rat ist gefragt.

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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30 Antworten zu Montag ist Fototermin: Kreislauf des Lebens

  1. wildgans schreibt:

    Damals in einer unserer Naiv-WGs hatten wir auch mal sehr viele und wussten uns nicht zu helfen. Bis wir die Telefonnummer einer Tierhilfedame erhielten, die holte dann alle ab, echt alle…Was mit ihnen geschah,ich weiß es nicht…
    Derzeit denke ich oft an dieses Land und hege Hoffnung mit dir!

    Gefällt 2 Personen

  2. Hedwig Mundorf schreibt:

    Bezaubernd schöne Bilder von den Kätzchen, Nachrichten mag ich gar nicht mehr schauen.
    Sterilisieren der Katzenmama wäre schon gut, aber da muss siesich auch erstmal fangen lassen…Unser scheues Frollein Schwarz brachte damals während eines heftigen Gewitters die Kleinen ins Haus und mutierte von jetzt auf gleich von einer wilden zur Hauskatze.
    Viel Glück für Euch in jeder Beziehung!

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    • gkazakou schreibt:

      Danke, Hedwig, für deine Aufmunterung. Vielleicht macht Prinkipessa es ja wie Frollein Schwarz? Das wäre einerseits gut, andererseits aber auch schlecht, denn wir sind zwar oft und lange, aber nicht dauernd hier, und da muss ich sie dann draußen versorgen lassen.
      Nachrichten sehe ich auch nur sehr wenig und nur die nötigsten, um zu wissen, wo sich die Feuer grad befinden. Mehr halte ich nicht aus. Und es ist auch ganz verkehrt, sich mit Schreckensbildern abzufüllen, zumal sie jederzeit auch hier in der Wirklichkeit entstehen können.

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  3. Karin schreibt:

    Kannst Du ihnen ein Katzenklo dort unten einrichten? Dann würde ich die Tür nicht aufmachen. Wie Du Frau Mama einfangen kannst, damit sie endlich sterilisiert wird, weiß ich auch nicht. Gibt es evtl. ein Beruhigungsmittel vom Tierarzt fürs Futter, wenn die Kleinen größer sind, und der Gang zum Tierarzt angeraten wäre?
    Katzensegen macht zwar auch Probleme, aber es sind schöne im Gegensatz zu dem, was sonst bei Euch geschieht.
    Die kleine oder der kleine Bunte ist entzückend und schon ziemlich krekel -:))
    Lieber Gruß in die KInderstube, Karin

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    • gkazakou schreibt:

      Ja, Karin, sie sind allerliebst, nicht nur die beiden auf dem Foto. Ich werde mich kundig machen, wie man eine wilde Katze einfangen und sterilisieren kann und wann der beste Zeitpunkt ist. .Ein Katzenklo ist bei den Kleinen nicht nötig, denke ich. Bald werden sie stark genug sein und wie die Mama die Eisentür kletternd und springend überwinden können. Wenn nicht, lasse ich sie raus. .

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  4. PPawlo schreibt:

    Liebe Gerda, bei den schaurigen Nachrichten über Brände in Griechenland hab ich mich oft gefragt, wie’s dir wohl damit geht. Zumindestens scheinst du verschont vom Schlimmsten. Es tut gut, das zu erfahren! Dein kleines Katzenwunder ist vielleicht sogar eine willkommene Ablenkung zu dieser Zeit?
    Ich wär da genau so zerrissen.
    Die ganze Problematik kommt ja treffsicher im Gedicht rüber. Jedenfalls drücke ich dir die Daumen, dass du zu guten Entscheidungen findest oder sich etwas fügt, dass Hilfe bringt. Mit lieben Grüßen, Petra

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    • gkazakou schreibt:

      Danke, Petra. Noch ist nicht aller Tage Abend. Normalerweise ist im Oktober die schlimmste Brandgefahr. Wenn es bis dahin nicht regnet – und nichts deutet darauf hin -, wird es sehr sehr schwierig werden.
      Für die Katzen hoffe ich auf Hilfe, zumindest was die Sterilisierung der Mama anbetrifft. Bei den Jungen wird man sehen, welche bleiben und was dann zu tun ist.

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  5. Christiane schreibt:

    Bei uns haben Tierhilfeorganisationen Lebendfallen, die man ausleihen kann, gerade weil es nicht selten ist, dass wild lebende Katzen für die Kastration eingefangen werden müssen. Wie das bei dir geregelt ist, müsstest du natürlich in Erfahrung bringen, ob es da Anlaufstellen gibt, die helfen, die übermäßige Katzenpopulation einzudämmen. 🤔🐈
    Ich schließe mich übrigens den anderen an: Ich denke auch bei den Nachrichten immer an dich und wünsche den feuerlöschenden Regen herbei. 🌧️
    Mittagskaffeegrüße 😉⛅🌳🌼☕🍪👍

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  6. Gisela Benseler schreibt:

    Liebe Gerda! Bevor ich dies zuende gelesen habe ( das tu ich gleich), habe ich diesen Beitrag von Dir hier soeben auf meinem Blog übernommen, damit noch mehr Menschen dies sehen und lesen können. Ich hoffe, Du schimpfst nicht mit mir, daß ich damit nicht warten konnte, bis Du es mir erlaubst. Die Freude und das Erstaunen über die ersten Worte und Bilder sind bei mir soooo riesengroß, daß ich einfach damit nicht länger warten konnte.

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    • gkazakou schreibt:

      Nein, Gisela, so geht es nicht, hab schon bei dir entsprechend kommentiert. Ist es so schwer, sich an die Regeln zu halten? Sie gelten für alle. Es gehört zu den Regeln des Bloggens, dass man vorher anfragt und um Erlaubnis zum Rebloggen bittet. Manche sind da nicht so genau, ich aber bin es. Ich möchte die Kontrolle darüber haben, wo meine Beiträge sonst noch erscheinen. Ich bitte dich, das zu respektieren. Liebe Grüße Gerda

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  7. Mitzi Irsaj schreibt:

    Es ist unmöglich (mir) junge Katzen anzusehen, ohne zu lächeln.
    Und das wünsche ich dir auch. Momente die dir Kraft, Ruhe und Zuversicht geben. Liebe Grüße

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    • gkazakou schreibt:

      Danke, Mitzi. So geht es mir auch, bei Kätzchen, jungen Tieren, jungen Menschen, Knospen, und auch beim jungen Mond……Ich fühle mich beschenkt, egal was draus wird. Der Mond wird rund werden und dann wird er wie eine olle Kartoffel aussehen und schließllich verschwinden. Na und? Am Sichelmond darf ich mich dennoch freuen. Und auch an den Kätzchen. Liiebe Grüße dir!

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  8. Gisela Benseler schreibt:

    Gerda, und in dieser extrem gefährlichen Lage behältst Du auch noch Deinen herrlichen Humor und bringst hier das auch mir bekannte Katzengedicht von Theodor Storm. Wie es scheint, hast Du somit das Schlimmste bereits überstabden und alles kann ab jetzt nur noch besser werden. Was nun mit den viiiiielen Katzen und neuen kleinen Kätzchen einmal wird, ist natürlich ein neues Riesenproblem. Doch dafür fühle ich mich nicht zuständig. !💛💕✋

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    • gkazakou schreibt:

      Man wird sehen, was das Schlimmste war oder ist oder sein wird, Gisela. Überstanden ist nichts. Aber der Humor darf trotzdem sein, genau wie das neue Leben, das auch nicht danach fragt, ob es eine Chance bekommt. Denn der gelebte Moment ist immer, was zählt. Und in diesem Moment geht es mir gut. Auch dir einen schönen Tag.

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      • Gisela Benseler schreibt:

        Wunderbar, was Du da gerade schreibst, Gerda: Der gelebte Moment ist immer, was zählt. Und in diesem Moment geht es Dir gut.Eine schönere Nachricht hättest Du mir ja gar nicht schicken können. Nun bin ich auch ganz ruhig und entspannt. Alles kommt jetzt so, wie es kommen soll. Kein Mensch hat da noch einen Einfluß darauf. So sei herzlich gegrüßt und umarmt und behütet. Mehr kann ich jetzt nicht mehr für Dich tun.

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  9. lachmitmaren schreibt:

    Irgendwie täte es mir fast leid, wenn die Prinzessin sterilisiert würde – und euch dann gar keine Freude mit neuen Katzenbabys mehr schenken kann … .
    Hoffentlich kommt endlich endlich Regen bei euch!!!!
    Herzliche Grüße und alles Gute!!! 💕💖💕

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    • gkazakou schreibt:

      Danke. Klar ist Sterilisieren ein mieser Eingriff in die Natur. Ich könnte ja auch den Dingen ihren Lauf lassen …. Aber kann ich das wirklich verantworten, solange ich sie füttere?

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  10. Leela schreibt:

    Sie sind so süß, ich könnte sie nicht umbringen… aber sterilisieren lassen würde ich Prinkipessa schon… wir haben grade dasselbe Problem, aber leider erst einen Termin im September bekommen. Hoffentlich ist sie bis dahin nicht schon wieder schwanger, die Kleinen fressen nämlich schon normales Futter…

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  11. Mögen Euch die Feuer verschonen, liebe Gerda!

    Sterilisieren ist auch das einzige, was mir einfällt. Anders geht es nicht und mit den Lebendfallen dürfte es nicht schwierig sein. Der Tierarzt wird Hilfe wissen, denke ich.

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  12. Johanna schreibt:

    Da ich nun schon den Verlauf dieser Geschichte kenne, ist es ein bittersüsses Bild 💛

    Gefällt 1 Person

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