Zimmerreise: P wie Papiere und Pappen

Selbstverständlich ist mein Atelier gesteckt voll mit Papieren und Pappen jeder Art und Größe. Sie befinden sich waagrecht übereinander geschichtet auf Regalen oder senkrecht in großen Mappen oder als Rollen aufrecht stehend in einem ausgemusterten Karton.

Ganz oben auf dem Stapel liegt ein Umschlag mit ganz besonderen Papieren: Es sind große Bögen Chinapapier, die ich vor vielen Jahren von einem griechschen Graphiker geerbt habe. Leider erinnere ich mich nur an seinen Vornamen: Perikles. Seine Witwe schenkte mir die Papiere sowie einen Haufen nachgelassener Kunstbände, darunter so ziemlich alles, was von Max Beckmann verlegt wurde.  Die Mappe mit den Papieren war bei allen Atelierumzügen dabei, denn ich hatte selten den Mut, das eine und andere dieser wunderschönen seidig glänzenden, reißfesten Papiere zu benutzen.

Damit ihr nun nicht nur zwar schönes, aber leeres Papier seht, habe ich eine Handzeichnung draufkopiert.

So richtig zur Wirkung kommt das Papier dabei freilich nicht. Seine besondere Beschaffenheit – China- und Japanpapier wird aus Pflanzenfasern gefertigt – eignet sich besonders gut für Drucke und Pinselzeichnungen. Ich habe manchmal Stücke des Papiers abgerissen und auf Leinwände geklebt, um den Untergrund zu beleben. Auf diesem  Gemälde (Sonnenuntergang über dem See)…

Japanpapier auf Leinwand ganz

erkennst du den Effekt des ungleichmäßig gerissenen und faltig aufgeklebten Papiers ganz gut, wenn du näher herantrittst (Bildausschnitt):

Japanpapier auf Leinwand 2

oder noch näher:

Japanpapier auf Leinwand

Nun könnte ich fortfahren mit meiner Lieblings-Pappe: der Wellpappe, die ich in vielen Bildern verarbeitet habe. Aber die lasse ich jetzt wohl besser in ihrem Karton, denn die Nacht ist schon fortgeschritten.


Dies ist mein zweiter Beitrag zum Buchstaben P für die Zimmerreisen von Puzzleblume:

Einladung zu den Zimmerreisen 07/2021

 

Ich merke gerade, dass ich mich geirrt habe: N und O sind dran, und nicht O und P, wie ich glaubte. Liebe Heide,  es tut mir leid. Aber nun habe ich trotzdem Lust, das Zusammengestellte zu posten.  Vielleicht magst du diesen Eintrag „P = Papier, Pappe“ und den vorigen  „P = Puppe“ dann im kommenden Monat berücksichtigen.

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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11 Antworten zu Zimmerreise: P wie Papiere und Pappen

  1. puzzleblume schreibt:

    Der Anblick verursacht mir gleich Berührungs- und Geruchsvorstellungen, es muss wohl so sein, wie wenn jemand, der gerne kocht, das Bild einer gefüllten Speisekammer vor sich sieht.
    Ist Chinapapier glatter als Japanpapier? Ich kenne nur letzteres und kann mir vorstellen, dass das stückweise Einfügen in ein Bild auch beim Bearbeiten noch reizvoller sein muss, als einen einheitlichen Bogen zu verwenden.
    Ja, die Ps, sogar Worte mit 3 davon, die nehme ich dann beim nächsten Mal mit hinein. Ich bin sicher, es wird dir auch an N und O nicht mangeln 🙂

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  2. Leela schreibt:

    „Sonnenuntergang über dem See“ finde ich sehr beeindruckend. Gefallen haben mir auch deine Erklärungen…

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  3. Gisela Benseler schreibt:

    Schön und ausdrucksvoll, Strukturen und Farbenvielfalt. Mich unteressiert eigentlich, wie Du Deine Farben herstellst und mischst. Das ist ja nicht Aquarell-Technik , Öl aber auch nicht. Aus Farbpigmenten. Also Pulver mit Öl, wie es „die alten Meister“ wohl auch gemacht haben, nehme ich an.

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    • gkazakou schreibt:

      Liebe Gisela, ich benutze fertige Pigmente (Pulver), die ich meistens mit Tischlerleim und Wasser, manchmal auch mit Öl anrühre. Es ist das preiswerteste Verfahren, und ich mag den Kleister, weil er schneller trocknet als Öl. Er macht allerdings stumpfere Oberflächen. Natürlich kann man auch da nachhelfen, es gibt heute unendlich viele Zusatzstoffe, aber ich bleibe lieber bei der einfachsten Version.

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  4. pflanzwas schreibt:

    Das Gemälde sieht toll aus. Ich würde es jetzt gerne vor mir sehen, um die Wirkung richtig nachvollziehen zu können, auch wenn ich ahne, wie es rüberkommt. Solche Papiere sind wie Geschmeide oder? So wunderbar anzusehen und anzufassen. Mir geht es oft so, daß ich sie nicht für irgendwas lapidares verwenden mag, aber irgendwann muß man mit etwas anfangen, sonst bleiben sie ewig liegen und daß wäre dann auch schade. Eine schöne Idee mit dem Papier.

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    • gkazakou schreibt:

      Danke, Almuth, ja, wie Geschmeide. Hinzu kkommt hier noch Pietät, weil der verstobene Vorbesitzer ein sehr guter Künstler war. Die Ränder fangen schon an unschön zu werden. Ab und zu vergreife ich mich nun doch an einem Papier.

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      • pflanzwas schreibt:

        Das kann ich verstehen, daß du es besonders in Ehren halten willst, aber letztenendes ist das Benutzen dann doch die beste Wahl.

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  5. Liebe Gerda, Du mußt diese wunderschönen geerbten Papiere, um die ich Dich sehr beneide, unbedingt benutzen, sonst fühlen sie sich nutzlos und meinen, Du magst sie nicht.
    Sie leben beim Benutzen durch einen Künstler / eine Künstlerin erst auf und entfalten dabei erst ihre volle Schönheit.

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  6. Pingback: Einladung zu den Zimmerreisen 09/2021 – Puzzleblume ❀

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