Erst schlief sie stundenlang auf dem Sofa, dann wollte sie nur noch reden und nicht ins Bett gehen, während meine Augen immer mehr zufielen. So sind sie, die jungen Leute. Aber ich will nicht meckern, denn ich bin ja froh, dass Will.i bzw Will.ie zurück ist. Ohne ihn bzw sie fühle ich mich, als sei ich aus der Zeit gefallen. Wie sich das anfühlt? Na, eben aus der Zeit gefallen, nicht dazugehörig, irgendwie schon überfällig. Nun wo Will.ie wieder da ist, gehöre auch ich wieder ein wenig dazu. Es lebe die Jugend.
Das sage ich ihr auch, und sie ist einverstanden: Es lebe die Jugend. Das sagen sie auch drüben, auf der andern Seite des Atlantik, versichert mir Will.ie, sie seien ganz verrückt damit: Young müsse man sein, egal wieviele Jahre man auf dem Buckel habe. Aber neuerdings interessierten sie sich auch für die Alten, in jeder Form: die Alten, die nicht sterben dürfen wie sonst, und die Früheren, die sie umgebracht haben und die nun als real Americans oder Indigenes ein Comeback haben, ja, die Indianer, die mit den Federhüten. Zu denen sei sie nämlich gereist.
„Ja, wie denn?“ frage ich, um sie anzufeuern. „wie bist du denn dahin gereist?“ „Durch die Luft, wie denn sonst!“ kommt ihre Antwort. Klar, Will.ie ist eine Luftreisende, besonders in Vollmondnächten. „Ich fand eine nette Kumpanei, die mir das Fliegen beibrachte…
Das waren Typen wie ich, nur älter. Der eine war schon ein rechter Methusalem, mehr als 500 Jahre, der kannte noch echte Indianer und Büffel und ich weiß nicht was. Er behauptete, er sei das Jahr 1497. Da seien die Briten im Norden und die Spanier im Süden angekommen und hätten ein ziemliches Gemetzel unter den Indianern angefangen. Und auch unter den Büffeln. Aber es gebe noch ein paar Überlebende, keine Büffel zwar, wohl aber Indianer, wenn ich wollte, könnte er mich hinbringen. Ich wollte, und also flogen wir nach Colorado, aber da war nicht viel los, wems gefällt, mitten in der Wüste auf nem Indianerpferd rumzusitzen, also ich war da ein bisschen fehl am Platz…
Und so gings weiter nach Palm Springs, wo ich mich für älter ausgab, um ins Casino reinzukommen. Doller Kasten, sag ich dir, piekfein, und überall die großen Limousinen. Gehört den Rothäuten. Weil mir das gefiel, wurde auch ich eine Rothaut. Kann man in den Staaten werden, in Windes Eile. Es reicht, dass man erklärt: mein Opa war eine Rothaut. Fertig. Naja, die Indianer sind dann ein bisschen verschnupft, besser man hat da jemanden, der es einem auch bescheinigt. Jedenfalls bin ich nun eine Eingeborene, ich habs schwarz auf weiß. Da kann ich sogar ein Casino aufmachen und zahle keine Steuern. Wie findest du das?“
„Nun“, sage ich. „Wie du meinst“. – „Begeistert klingst du ja nicht grad. Was passt dir denn nicht?“ fragt Willl.ie schnippisch. „Warum soll ich nicht machen, was alle tun?“ – „Nun“, murmele ich, „wie du meinst“. Und denke an die Geschicke der Indianer. Und was aus ihnen geworden ist. Und dass mein Will.i sich doch sehr verändert hat. Der ist nicht nur eine Frau geworden, sondern da ist noch was anders mit ihm passiert. Er war ja immer schon scharf auf Zahlen. Aber doch nicht auf schnelles Geld? Auf Roulette? Auf American Way of Life? Ich seufze vernehmlich. „Wer waren denn die anderen beiden Herrschaften, mit denen du da gereist bist?“ frage ich schließlich.
Aber da ist es schon Morgen und der Himmel rötet sich, Besser, wir legen uns ein wenig aufs Ohr. Gute Nacht!.
Diese ausgesprochen abenteuerlustige Fantasie…erschließt sich einfach in eine bunte Welt…
Morgengruß von Sonja
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Danke und Guten Morgen, Sonja!
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Wie schön erzählt 🌸
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Danke, Sarah!
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Auch solche Gespräche gibt es. Umso interessanter ob Willie dauerhaft gefallen an dieser Idee findet.
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Welche Idee meinst du, Mitzi? Ein Casino aufzumachen, um schnelles Geld zu verdienen?
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Ja genau.
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Was für verrückt interessante Gedankenreisen, liebe Gerda. Ich bin gerne mit durch die Nacht gereist, aber in meinem Bett fand ich es dann doch bequemer 🙂
Was der Mwnsch schon dem Menschen antat ist nur Grauen und immer war es die Gier nach Besitz
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