Zeichnen aus der Erinnerung und vor Ort. Einkaufszentrum. (Tägliches Zeichnen)

Heute nahm ich eine sehr große graue Pappe und skizzierte, was mir vom Einkaufszentrum im Kopf geblieben war.  Jede Phase dokumentierte ich mit einem Foto. Ich war neugierig, wie sich das Bild aus der Erinnerung herausschälen und auf dem Papier niederschlagen würde und wie sich diese  Zeichnung von der Skizze vor Ort unterscheiden würde.

Die Skizze vor Ort, die ich gestern zeigte:

Im Einkaufszentrum. Kugelschreiberskizze vor Ort,

Beim Vergleich ist zu bedenken, dass ich heute mit Kohle auf sehr großem Format und stehend zeichnete, vorgestern aber mit Kugelschreiber in einem handgroßen Block und im Sitzen.  Dennoch finde ich bemerkenswert, dass ich in der heutigen Zeichnung ein großes Vorfeld annahm, dass auf den Ausgang hinführt, während ich in der Zeichnung vor Ort das Thema „Ausgang“ quasi bis zu mir heranzoomte und den geschlossenen Geschäften mehr Aufmerksamkeit zukommen ließ. Die Zeichnung vor Ort zeigt, dass mich die Schäbigkeit des Raums und die Tristesse geschlossener Türen und Fenster beschäftigte, während die Zeichnung aus der Erinnerung einer Sehnsucht nachgeht, dass es doch einen Ausgang aus der Dunkelheit ins Helle geben muss, ja, dass alles darauf hinzielt, egal wie verschattet die Gegenwart sein mag. Deshalb habe ich beim Auslöschen der Zeichnung wohl den hellen Ausgang stehen lassen. Doch sehr groß scheint mein Vertrauen in einen glücklichen Ausgang nicht zu sein.

Deine Sichtweise würde mich interessieren.

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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10 Antworten zu Zeichnen aus der Erinnerung und vor Ort. Einkaufszentrum. (Tägliches Zeichnen)

  1. Johanne Spry schreibt:

    standing upright in a sea of tears ->that seems to be the conditio humana.
    some get broken, some push on when even her backbone is smashed.

    wuensche dir always „Lichtblick“, Gerda 🙂

    ich gebe nie auf obwohl jeden Abend dunkel qirt. 🙂

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  2. Ule Rolff schreibt:

    Ich sehe die Zukunft hinter der tristen Gegenwart – dabei scheint mir, dass die richtig starke Tristesse erst durch dein Auswischen entsteht. Das Annehmen der Lage schien dir vor Ort leichter zu fallen als in der (re)konstruierten Vorstellung, liebe Gerda.

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  3. TeggyTiggs schreibt:

    …mir gefällt die Auslöschung am besten…ich sehe es nicht traurig, sondern sehr bewegt, lebendig und mittendrin das Licht…ich empfinde es als hoffnungsvoll…

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    • gkazakou schreibt:

      Danke, TeggyTiggs. Das ist eben das Schöne an verwischten Bildern, sie lassen Hoffnung zu. Drum mögen viele auch lieber Verwischtes als die klare Zeichnung. Auch ich mag das Verwischte, aber ich fühle immer die innere Aufforderung, es zu präzisieren, freilich nicht so weit, dass keine Deutung mehr nötig ist. Eindeutige Bilder sind nicht mein Fall.

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  4. kat. schreibt:

    Ich habe den Ausgang als offen, wenn auch etwas klein empfunden. Aber durchaus hoffnungsvoll 😊

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  5. Bruni Wortbehagen schreibt:

    Deshalb habe ich beim Auslöschen der Zeichnung wohl den hellen Ausgang stehen lassen. Doch sehr groß scheint mein Vertrauen in einen glücklichen Ausgang nicht zu sein.

    Kann es sein, daß Du den Ausgang aus der Corona-Misere nicht wirklich siehst, daß Du ein Verwischen vorgezogen hast?

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