Wozu reisen? tönt es aus deutschen Landen. Eben noch Weltmeister im Reisen*, lese ich dieser Tage, auch bei manchen von euch, dass die Herumreiserei ja eigentlich recht sinnlos sei, ja geradezu eine Plage, da sie die Umwelt belaste und die Sitten verderbe. Man tue besser vdaran, zu Hause zu bleiben und seinen kleinen Kreis zu pflegen.
Natürlich frage ich mich, ob es sich bei diesem plötzlichen Umdenken um eine tiefgreifende Einsicht oder nur um eine oberflächliche Anpassung an Corona-bedingte Misshelligkeiten und Gefahren handelt. Etwa nach dem Motto des Fuchses, der die unerreichbaren Trauben sowieso zu sauer findet.
Jedenfalls erinnert es mich an einen anderen Reisemüden: Gottfried Benn und sein Gedicht „Reisen“. Er veröffentlichte es 1950. Anstatt nun eine Interpretation des Gedichts zu versuchen, habe ich eine Text-Foto-Zeichnungs-Collage gemacht. Wer darüber hinaus eine Einordnung des Gedichts sucht, kann zB diese Interpretation lesen.

„Meinen Sie, aus Habana, weiß und hibiskusrot, bräche ein ewiges Manna für Ihre Wüstennot?“ (G. Benn)
Das Selbstportrait zeichnete ich vor vielen Jahren, und auch das eingeblendete tanzende Mädchen stammt aus einer früheren Zeit (Kuba, 2006).
*Statistika: „Die Deutschen reisen gerne und viel. Mit rund 55 Millionen Personen, die eine Reise von mindestens fünf Tagen unternommen haben, lag die Zahl der Urlaubsreisenden in Deutschland im Jahr 2019 so hoch wie nie zuvor. Dabei kamen sie auf rund 70,1 Millionen Urlaubsreisen. Insgesamt gaben die Deutschen im Jahr 2019 rund 73,1 Milliarden Euro für ihre Urlaubsreisen aus“.
Die Kombination mit Deinem sehr ausdrucksstarken Selbstportrait ist beeindruckend! Und das tanzend Mädchen stammt ebenfalls aus Deiner Produktion? Welch ein spannungsvoller Gegensatz zwischen den beiden Darstellungen, Gerda!
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Danke, Gisela. Ja, das Mädchen habe ich in Kuba fotografiert.
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Danke, das tanzende Mädchen ist also ein Photo
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Das Selbstportrait finde ich auch gelungen und sehr schön.
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Das freut mich, liebe Afrikafrau! Danke!
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Tja, das nennt man aus der Not eine Tugend machen und das schätze ich gar nicht. Ich sehe da auch keinen Gegensatz zwischen gelegentlichem oder auch häufigerem Reisen und dem Pflegen des kleinen Kreises zuhause. Mir fehlt das Reisen sehr. Nicht irgendwo wochenlang am Strand herumliegen ohne zu wissen in welchem Land man überhaupt gerade ist, Hauptsache, Sonne, Sex und Alkohol, sondern das Kennenlernen der Welt.
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So geht es mir, Myriade. Ich bin keine Touristin, sondern eine Reisende. Alle Reisen, die ich gemacht habe, haben sich tief in meine Erinnerung eingegraben, und ich möchte keine meiner Reisen missen. Ohne sie wäre ich nicht, die ich bin.
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Und du hast wohl viele Reisen gemacht und viel gesehen. Ja, das ist ein großer Schatz an Eindrücken und Erfahrungen
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als Jugendliche bin ich viel getrampt. Später konnte ich nicht mehr so viel herumreisen, aber immer fanden sich doch Gelegenheiten. Über den Atlantik bin ich nur einmal geflogen und in Asien war ich auch nur einmal (Sri Lanka), sonst an der europäischen Peripherie (Algerien (1962), Israel, (1967), Jordanien, 2 mal Ägypten, 4 mal Istanbul, Kleinasiatische Küste), und in Europa selbst (CSSR, Bulgarien, .Österreich, Italien und Sizilien, Frankreich, Belgien, Spanien, Portugal, London, Wales und Dublin, Holland, Kopenhagen, Norwegen, Schweden, Helsinki – das meiste davon vor sehr vielen Jahren. Jetzt wünsche ich mir noch eine Reise nach Russland, und gern würde ich auch in den Iran reisen. Aber ich weiß nicht, ob es noch was wird.
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Ja, der Iran würde mich auch sehr interessieren. Die Tochter einer Kollegin, ist im 6. Monat schwanger allein durch den Iran getrampt. Wenn sowas möglich ist, denke ich wird eine etwas konventionellere Form des Reisens auch nicht soooo schwierig sein. Aber ich habe mich auch noch nicht getraut
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Iran? Du? Da musst du dich doch maskieren auf der Straße!
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Nee, muss man als Ausländerin nicht. Nur Kopf bedecken.
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Schön, das Poem vom Benn.
Schön auch dein Selbstporträt, sehr schön sogar …
Ich reise nicht viel, bin nicht nur dbzgl. kein echter Deutscher.
Herzliche Abendgrüße vom Lu
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Danke, Lu. Was heißt „viel“? Du bist ja auch ganz gut herumgekommen. (Irgendwie warte ich immer noch auf die Fortsetzung deines US-Abenteuers).
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(… ich auch …)
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Dafür wird jetzt unsere Natur schwer belastet mit Müll und Lärm!
Gerda Deine Collage mit dem Text ist wundervoll!👌👍
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Danke, Babsi!
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Abenteuerlustige Künstlerin. Iran….oh.
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Es wird wohl beim Traum bleiben.
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Wodurch es zu dem plötzlichen Nichtreiseverhalten kam, das mag bei soviel unterschiedlich gearteten Menschen jeweils andere Gründe haben, wobei die Nachmittagstalkshowherde sich einfach von den Medien führen lässt, mal sehen, was draus wird. Deine Gedanken und Bilder dazu verleiten mich noch mehr, mit dem Sammeln der Erinnerungen, dem Lesen von Reisebüchern, dem Nachspüren von Lebensreisen zu beginnen…
Gruß von Sonja
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Sicher, Menschen sind verschieden, jeder bastelt sich seine eigene Philosophie. Am Ende aber ists ein Trend, der mehrheitsfähig ist:
2019:jeder macht sich auf die Socken,
2020: jeder bleibt zu Hause hocken.
wer tut, was grad nicht mehrheitsfähig ist, wird ausgepfiffen.
Man schimpft ihn aus und sagt: du hast die message nicht begriffen.
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Wenn’s doch so wäre …
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Stark, Dein Selbstportrait, liebe Gerda, und gut wie immer, Benns Worte über das Reisen.
Ein Strandherumlieger bin ich nie gewesen, es langwerilt mich, aber das Sehen dessen, was es auch noch gibt, das ist so schön und fehlt mir zur Zeit…
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Ich glaub, die meisten von uns sind eher Reisende als Strandherumlieger, liebe Bruni. Wobei ich nix gegen die Strandherumlieger gesagt haben will. 🙂
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