Anpassen, ignorieren oder fliehen? Der Narr inmitten von Bedrohungen (Collagen)

Die Begegnung des Narren mit Dürers Dreigespann Ritter-Tod-Teufel – wie geht sie aus? Wird seine Naivität ihn in eine üble Lage bringen? Sollte er vielleicht schnellstens die Flucht ergreifen?
Oder verflüchtigt sich der Schrecken, wenn unser kleiner Freund sich einfach nicht drum kümmert?

Ich habe jetzt mal diese zweite Möglichkeit ausgelotet. Meine erste Frage: Hat er bessere Karten, wenn er groß erscheint, oder bleibt er besser klein? Was meinst du?

 

Vieleicht ist es klug, er setzt sich einfach zum Ritter aufs Pferd und tut so, als sei er mit von der Partie? Seine Haltung ist ja sehr ähnlich, und seine Papierblumen können es durchaus mit dem Spieß des Ritters aufnehmen.

Doch eigentlich ist mir so viel Anpasserei suspekt. Also entschied ich mich dafür, den Alptraum einfach in Stücke zu hauen. Möge er sich auflösen und zerfallen, wie er entstanden ist.

Den Bildausschnitt von Dürers Kupferstich habe ich einer Abbildung bei Wikipedia entnommen.  Der Kupferstich gehört zusammen mit der Melancolia und dem Hieronymus zu den sogenannten „großen drei“. Er ist so kunstvoll, dass ich mich nicht ans Kopieren rantraute, sondern die Figuren mit den Pferden digital ausgeschnitten habe.

 

 

 

 

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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35 Antworten zu Anpassen, ignorieren oder fliehen? Der Narr inmitten von Bedrohungen (Collagen)

  1. Ule Rolff schreibt:

    So groß verliert er viel von seinem friedliebenden Charme dür mich, er wird selber so mächtig durch seine Masse, statt dass er wie bisher souverän an allem vorüber seiner Wege zieht. Lass ihn ruhig ziehen wie bisher, liebe Gerda, so gefällt er mir am besten. Und er ist doch bisher auch gut zurechtgekommen in all der freundlichen Diskretion.

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    • gkazakou schreibt:

      🙂 Schmunzel und danke, liebe Ule. es ist ein hüsches Beispiel dafür, dass körperliche Größe nicht mit Souveränität zu verwechseln ist, und dass Auftrumpfen manchmal weniger bringt als freundliche Diskretion.

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  2. Verwandlerin schreibt:

    Kunst ist auf jeden Fall ein guter Weg mit alledem umzugehen.

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  3. Gisela Benseler schreibt:

    Das ist ja alles sehr dramatisch. Mir scheint , daß es am sichersten für ihn ist, sich zu Tod und Teufel mit aufs Pferd zu setzen, also Bild 3. Aber ob ich soooo mutig wäre? Ruhig bleiben ist wichtig und den Dingen ins Auge sehen…

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  4. kopfundgestalt schreibt:

    Wie er in Kommunikation tritt, der Narr, das ist wohl letztlich egal.
    Den Alptraum kann man nicht zerhauen, der ist real, auch wenn vielleicht die Dimension/Reichweite/Stärke desselben unklar ist.

    Ich habe in solcher Situation immer „Bodhisattva in metro“ im Auge. Das verlinke ich jetzt aber nicht.

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  5. Ulli schreibt:

    So, mich zusammen gerissen und keine Kommentare vor mir gelesen …
    ich habe während meines Lebens die Erfahrung machen dürfen, dass es gut ist, wenn man von kleinem Wuchs ist und „unten durch“ tauchen kann, den Kopf erhoben, frei atmend.
    So geht es mir auch mit deinem Blumennnarren, wenn er sich so aufpumpt nimmt er das Spiel auf: Wer ist der Größte, wer hat Recht? Im UNtendurchtauchen verstreut er seine bunten Blumensamen, auf das Frieden und Freude in der Welt herrschen möge …

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    • gkazakou schreibt:

      🙂 das Spiel auf sich nehmen – nach Spielregeln, die andere bestimmt haben und auch besser beherrschen – da kann man nur verlieren. einerseits — andererseits… ich sah eben einen Film: wie die Nazi-Herrschaft begann, dokumentarisch, mit sehr vielen schriftllichen Dokumenten von Menschen, die 1933,34, also zeitgleich, aufschrieben, wie es für sie war. wie Angst die Rücken krümmte. wie man sich anpasste oder zermalmt wurde, oder zermalmt wurde, obgleich man sich anpasste und zum Ritter aus Pferd stieg. Ein französischer Film. Schade, dass so was nicht in Deutschland gezeigt wird. Wie schlimm es war, wenn auf einmal andere das Spiel bestimmten, nach Spielregeln, die man sich nie hatte vorstellen können. Da half dann auch kein Blumenstreuen mehr, um Frieden und Freundschaft zu stiften. Wenn man klein genug war, rutschte man vielleicht durch und konnte sich retten.
      Der Narr ist wichtig, sehr wichtig und sehr sympathisch.Naiv zu sein wie ein Kind, ist stärkend und beglückend. Aber der Narr ist eben doch nur die Karte Null im Tarot.
      Nachdenkliche Grüße aus Athen. Gute Nacht, liebe Ulli! Gerda

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      • kopfundgestalt schreibt:

        „Schade, dass so was nicht in Deutschland gezeigt wird.“
        Das kann so nicht sein, Gerda. Fehlende Erinnerungskultur kann man uns nicht vorwerfen.
        An die Naziherrschaft musste ich dieser Tage auch denken. Für die Juden, Kommunisten, Sozilaisten, andersenkenden schnürte es sich sukzessive zu. Meines Wissens schon ab 1928.

        Ich las in einem Max Planck-Heft über eine sehr begabte Physikerin, die 1933, nach einigen Jahren Drangsaliererei nach England ging, dort aber überraschend nicht reüssierte und bald ihre Arbeit einstellte.

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      • Ulli schreibt:

        Liebe Gerda, die Null ist wunderbar, denn von hieraus ist alles möglich, stelle es dir als Schema vor, von hier aus kann es nach oben und nach unten gehen, ins plus oder ins minus … du hast die Wahl … die Meisten!
        Wieso meinst du, dass solche Filme nicht in D gezeigt werden?
        Auch in der Nazizeit gab es viele gute Menschen und auch Narren, manche Saaten gingen auf, andere nicht. Du kennst den Film: Das Leben ist schön?

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    • gkazakou schreibt:

      Lieber Gerhard, es ist die Art der Dokumentation, die verschieden ist. In Deutschland herrscht so ein Kollektivschuld-Denken und zugleich viel Verdrängung, vielleicht weil die Schuldigen dann auch unsere Regierenden wurden. Der Unterschied ist schwer zu beschreiben. In dieser Dokumentation gab es keine „Wir Deutsche“ – „die anderen“-Dimension, es wurde einfach berichtet, wie der eine und die andere die Situation erlebte. ZB als der Reichstag brannte: was fühlte ich dabei, was hatte es für persönliche Folgen? Oder als der „ehrbare Hindenburg“ Hitler als Reichskanzler bestätigte: wie erlebte ich das? Wie fühlte sich das an? als man versuchte, die Bücher loszuwerden, die nun verboten waren – wie machte man das? Alles waren Tagebucheintragungen oder Briefe von Deutschen, darunter Katholiken,Evangelische Christen, Juden, Sozialdemokraten.Kommunisten, Zentristen, Frauen, Männer, fast alle jung (20-30 Jahre alt). Obgleich ich schon viel gesehen habe, ging mir dies unter die Haut.

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      • Ulli schreibt:

        Gerda, du lebst schon so lange nicht mehr in D, es hat sich dann doch Vieles verändert, gerade auch in der Betrachtung dieser Zeit und in den Filmen und Büchern.

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      • kopfundgestalt schreibt:

        Du hast mir nicht direkt geantwortet.
        Fand es erst jetzt beim erneuten Drübergehen der Kommentare 😉

        Ich kenne den Film natürlich nicht.

        Etwas ähnliches las ich wohl in „Jüdische Portraits“ von Koelbl und erst kürzlich die Erlebnisse von erfolgreichen Juden, denen sukzessive das Leben schwer gemacht wurde bis hin zur Zertrümmerung von Firmeneinrichtungen.

        Mein Vater musste z.b. als Zuhörer zu den Nürnberger Freisler Prozessen.
        Man kann sich das alles nicht vorstellen.

        Eine ganz und gar furchtbare Zeit.

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    • gkazakou schreibt:

      Klar kenne ich den Film, Ulli. Der ist italienisch mit Benini in der Hauptrolle, und kein bisschen deutsch. Er zeigt,wie man als Narr dem Kind das Schreckliche als Spiel erscheinen lassen kann. Genau darum bemühe ich mich oft. Und ja, die Null ist eine tolle Position, es ist die kindliche Kraft, immer wieder „wider besseres Wissen“ zu träumen und sich Blumen an den Stecken zu binden.
      Jetzt denke ich über die nachfolgenden Positionen nach. Die nächste ist ja der Magier, dem ich durch mein Horoskop verbunden bin. Und Merkur hat schon lange meine besondere Aufmerksamkeit.

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      • Ulli schreibt:

        Merkur, der Kommunikator mit den schnellen Füßen … ich bin gespannt wie du ihn siehst. Im Gamuppel wurde dieses Kapitel leider zusammen gestrichen …

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      • Ulli schreibt:

        Nein, der Film ist nicht deutsch, aber er wurde von vielen Deutschen gesehen und geliebt.
        Und es gibt eben auch jede Menge Dokus ohne diese graue Schuld auf den Schultern, die, so, wie du es beschreibst, erzählen …

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    • gkazakou schreibt:

      Lieber Gerhard, worauf habe ich nicht geantwortet? Die Beispiele, die du nennst, beziehen sich auf die bedrängten jüdischen Deutschen. Die Dokumentation, die ich heute sah, sprach nicht von besonders bedrängten Menschen, sondern von Menschen, die so wie du und ich vor den Geschehnissen ihrer Zeit stehen und versuchen, dazu in ein Verhältnis zu kommen. Was machst du, wenn junge nette Deutsche mit einem Schild in der Hand plötzlich vor einem Geschäft stehen, in dem du immer deine Kosmetik gekauft hast, und auf dem Schild steht: „Deutsche, wehrt euch“ „kauft nicht beim Juden“. Du sagst diesen Milchbärten ins Gesicht, dass sie dich mal gern haben können, schiebst sie beiseite, gehst hinein. — Na, die Geschichte wiederholt sich natürlich nicht genauso, sie kann auch umgekehrte oder ganz andere Vorzeichen tragen.

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    • gkazakou schreibt:

      Liebe Ulli, zu deiner Anmerkung, dass ich schon so lange nicht mehr in Deutschland lebe. Das ist wahr. Kann sein, dass ich es nicht richtig sehe, wenngleich natürlich Filme und Dokus, die im deutschen TV laufen, auch hier zu sehen sind. In deutschen Biträgen, so will es mr scheinen, geht es regelmäßig um „den Spiegel vorhalten“ und die scharfe Unterscheidung zwischen anonymen Tätergruppen und menschlich deutlich und mitfühlend gezeichneten Opfern. Da kann man sich als gewöhnlicher Mensch nicht identifizieren und in sich nachprüfen, wie man selbst handelt (handelt, nicht gehandelt hätte). Denn ich bin weder ein Opfer noch gehöre ich zur Tätergruppe. Ich gehöre zu den vielen, die irgendwie von der Geschichte betroffen und untereinander sehr verschieden sind. „Erinnerungskultur“ (Gerhards Ausdruck) ist ja schön und gut, Aber führt sie zur Sensibilisierung gegenüber den Hier und Jetzt Entwicklungen? Ich hätte da viele Themen, in denen ich keine klare Stellung beziehen kann, wo es für mich kein Entweder-Oder gibt und ich irgendwo im Sowohl-Als auch mit vielen Fragezeichen herumschwanke und doch handeln muss, denn das Nicht-Handeln ist ja auch Handeln.
      Na, das ist viel für einen sonnigen Sonntagmorgen, den ich dir von Herzen wünsche! Hier herrschen Menschenstille und Hundegebell.

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      • Ulli schreibt:

        Das meinte uch ja, liebe Gerda, dass es eben auch Bücher und Filme gibt, die von Menschen berichten, wie sie diese Zeit erlebt haben, Menschen wie du und ich.
        Sonnige Grüße
        Ulli 🌞

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  6. TeggyTiggs schreibt:

    …mir gefällt es doch am besten, wenn all das Übel zerschlagen ist und der Narr Blumen sät…“zerschlagen“ sehe ich symbolisch, neben roher Gewalt gibt es viele Möglichkeiten, unter anderem die, Blumen zu säen…

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  7. gkazakou schreibt:

    Zu Ulli, Mercurius aka Hermes. Es gibt keine Gottheit, die so schwer zu erfassen ist. Ich habe ihr eine Hauptrolle in meinem Schwanenroman gegeben. Und auch in meiner Io-Geschichtechte ist er wichtig; denn er befreit Io von Argus. Leider bin ich bei Pamuckel noch nicht so weit gekommen, das Buch liegt in der Mani auf dem Nachttisch. ich lese generell nur noch häppchenweise.

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  8. gkazakou schreibt:

    zu Teggytiggs: Ja, sicher, das ist die schönste Art der neuen Befruchtung: die Erde wird aufgebrochen und wir säen und hoffen auf hilfreiche Kräfte. Guten Morgen und einen schönen Sonntag wünsche ich dir!

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  9. www.wortbehagen.de.index.php schreibt:

    Zuerst mochte ich ihn gar nicht in diesem *Bild*, Ritter, Tod und Teufel und das Verschneiden/Zerhauen dann auch nicht, aber auf dem Rücken des Schlachtrosses, hinter dem Tod in Rüstung, da narrt er ihn so, wie es ihm als Narr eben gefällt. Hier gefällt er mir sehr.

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  10. www.wortbehagen.de.index.php schreibt:

    Ach so 🙂

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