Das Thema „Bouzouki-Spieler“ beschäftigt mich weiter. Ich experimentiere mit dem Bildaufbau. Heute habe ich die beim Sehen normale Illusion eines kontinuierlichen Raums zerbrochen, indem ich aus dem „Allgewebe“ (danke, Gerhard!) Teile rausgeschnitten und weiß stehen lassen habe. Dabei ging ich recht zögerlich vor, so dass die weißen Streifen der sitzenden Figur getreulich folgen. Das muss natürlich nicht so bleiben…. Aber auch schon so ist, meine ich, die Zeichnung eine Herausforderung an die Sehgewohnheiten: auf welcher „Raum-Ebene“ befindet sich der Bouzoukispieler eigentlich?
Merkwürdigerweise wirken die weißen Streifen ganz anders als die übrigen frei gelassenen Flächen des Papiers. Niemand hat zB Probleme damit, diese „klassisch“ gezeichnete Figur sinnvoll zu ergänzen und zu verorten.
Ganz anders bei der heutigen Figur. Da ist unsere Erwartung „Mensch im Raum“ gestört. Ein Hiatus ist eingeführt. Das irritiert.
Hier noch drei Bearbeitungen. Zum Vergrößern bitte anklicken.
Nun sagst du vielleicht : Quatsch, es fehlt einfach der Stuhl, drum weiß man nicht, wie und wo der Bouzouki-Spieler sich befindet. Diesen Einwand kann ich verstehen, und so zeichnete ich einen Stuhl ins Bild. Ein bisschen beruhigt sich das Sehen, aber der Hiatus bleibt.
Und dann füllte ich die weiß gelassenen Streifen, indem ich Linien und Dunkelheiten in etwa fortsetzte, wie sie in der Zeichnung „normalerweise“ auftreten würden. Obgleich der Raum stark verzerrt ist, scheint der Zusammenhang von Figur und Raum nun „normal“ zu funktionieren.
Noch nicht zufrieden? Der zerhackte Hintergrund stört dich? Na schön, ich kann den Raum atmosphärisch verschwimmen lassen. Das ist für unser Mensch-im-Raum-Gefühl wohl am stimmigsten.
spannende veränderungen, spannende entwicklung!
und jedes bild wirkt für sich. aber in jedem finde ich die musik!
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Ganz herzlichen Dank, Diana! Dass du die Musik in den Blldern findest, ist ein besonders schönes Kompliment.
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Nein, die Persönlichkeit des Bouzouki Musikers geht total verloren dabei, dein nit Herz gezeichneter Musiker ist verschwunden, damit bin ich nicht einverstanden…. sorry……
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Macht nix, liebe Afrikafrau. Gefallen muss ja nicht alles allen. ich selbst hänge gar nicht so sehr am Ergebnis, sondern interessiere mich für den Weg. Hier ging es mir darum, die Illusion des Raums zu hinterfragen. Und ich denke, da habe ich einiges besser kapiert. Nun experimentiere ich weiter.
Da ich das Modell ja nicht mehr hier habe, stütze ich mich auf Fotos. Da geht natürlich der mitfühlende Stich verloren. Dafür gewinne ich in anderen Hinsichten.
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Toll wie du auf „unsere“ Betrachtungsweise eingehst. Mir gefällt dein Experimentieren 🙂
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„Ihr“ seid mein hoch geschätztes Publikum und zugleich AnregerInnen für weiterführende Gedanken und Klärungen. Dafür bin ich sehr dankbar.
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Raffiniert, Dein Weg und hochinteressant, ihn mitzugehen, liebe Gerda.
Ich mag ihn, denn er zeigt Deine Gedanken dabei, bzw., Du beschreibst sie.
Bei *Raum ergänzt* findest Du meine Lieblingsvariante.
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danke, Bruni. Bei der Variante habe ich den Bruch beseitigt – drum gefällt sie dir. 😉
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*lächel*, ja!
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Gerne bin ich dir in diesen Denk- und Darstellungsprozess gefolgt, liebe Gerda.
Durch die eigenartige Raumverzerrung kann ich auch den leeren Raum um den Musiker leichter akzeptieren, dennoch bleibt er Fremdkörper/Fremdraum, anders als der normale negative Raum, den wir ja lange zu akzeptieren gelernt haben.
Ihn schrittweise zu integrieren, um der „Toleranz“ unseres visuellen Denkens auf die Schliche zu kommen, ist eine Methode, die uns sehen und denken lehrt.
Es ist immer eine anregende Freude, sich auf deine Beiträge einzulassen.
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Herzlichen Dank, Ule, schön, meine Absichten so gut interpretiert zu lesen!
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