Ich bitte euch, sind das Wörter für ein Reimgedicht? Aber was sein muss, muss sein. Und so habe ich doch noch eine kleine Moritat kata-strophisch zusammengereimt. Eingeladen hat wie immer Christiane, diesmal zu Extra-Etüden, bei denen 5 von 6 Wörtern verwendet werden müssen.
Moritat von der armen Hanne.
Der Lohn war gut
Die Arbeitszeit variabel
Sie war auf der Hut
und hielt ihren Schnabel.
Doch als die Automatik kam
Da wurde sie entlassen.
Zeit hatt sie nicht für ihren Gram
sie musste Arbeit fassen.
Wie wärs mit Nähn? Das geht daheim
da spar ich gleich die U-Bahn ein.
Und was ich verdien, das bleibt geheim
Das gehört dann mir, und mir allein.
Von früh bis zur Nacht.
kaum richtig erwacht
mit verquollenen Augen
die schon nix mehr taugen
begann sie zu nähen
und Säume zu drehen
von Röcken und Hosen
und Knöpfe, die fehlten
und Queder, die quälten
von morgens bis nachts
die Hanne die machts.
Und was ich verdien, das bleibt geheim
Das gehört dann mir, und mir allein.
Doch wurde sie reich?
Nein, sie wurde nur bleich.
Und wollte doch leben
Einem Mann sich hingeben
Wie in den Romanen
Wo die Liebenden ahnen
Was Glück ist und Lust
Für das Herz in der Brust.
Doch wo kann die Hanne
Den Weg zu nem Manne
Nur finden, wenn immer
die Augen noch schlimmer
auch schmerzlich der Rücken
bald geht sie an Krücken …
Doch was ich verdien, das bleibt geheim
Das gehört dann mir, und mir allein.
Ach Hanne, du Arme,
dass sich wer erbarme
Wer weiß einen Rat?
Sonst endet meine Moritat
noch mit ner Verzweifelungstat.
Ich liebe deine Etüden-Gedichte. Oder sind es Gedichtsetüden?🤔
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Danke, Mrs Postman! es sind Kata-Strophen 🙂
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Phantastisch 😊
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Danke, Alice!
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Ah, wieder was Neues, Schnipsel auf Kohlezeichnung. Wieder einmal sehr gelungen. Auch die gekonnte Verpackung der sperrigen Wörter 🙂
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Danke, Myriade. Sperrig, da sagst du was. Ambivalent hab ich mir erspart.
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Gerda Du bist eine fantastische Wortkünstlerin und beeindruckst mich stets aufs Neue! Dein Legebild dazu unterstreicht das Innere der Text Protagonistin!
Liebe Grüße zur Nacht und schlaf wohl Babsi
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Danke, du Liebe!auch dir einen angenehmen Schlaf und gutes Erwachen!
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Ich bin wie immer geplättet ob Deiner Fantasie und Virtuosität der Worte!
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O, danke, Werner!
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Pingback: Schreibeinladung für die Textwochen 41.42.19 | Wortspende von reisswolfblog | Irgendwas ist immer
Ich liebe den Sprachwitz und den Schalk deiner Kata-Strophen!
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Herzlichen Dank, Marion!
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Schön, deine Moritat, brechtisch ohne Oberlehrergestus.
Das Legebild dazu ist klasse: ich mag es, wie die untergelegte Zeichnung die Elemente verbindet.
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Oberlehrergestuss ist gut. Nee, Oberlehrer sind mir ein Graus.
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Das dacht ich mir. Wie Routine, nicht wahr?
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Deine Moritaten/Kata-Strophen lesen sich immer so leichtfüßig; DAS halte ich für hohe Kunst. Auch die Kombination von Legebild mit Zeichnung bereichert nicht nur das jeweils andere, sondern alles. Vielen Dank dafür!
Liebe Grüße
Christiane (wieder wach)
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danke, Christiane. Wieder wach? Hast du einen Dornröschenschlaf hinter dir?
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Neee, ich war gestern fast den ganzen Tag offline und bin erst spät in der Nacht heimgekommen 😉
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Das Finanzamt ist in dem Fall sicher nicht Teil der Lösung. Vielleicht Tinder oder Parship?
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??
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Es war vor gar nicht allzu langer Zeit für viele Frauen die einzige Möglichkeit ein paar Groschen für sich und die Kinder zu verdienen, da wurden manche Rücken krumm und einige Augen verloschen – gut, dass du an dieses Frauenschicksal erinnerst!
Liebe Grüße
Ulli
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meine Oma kaufte sich eine Nähmaschine …
die es heute noch bei mir gibt, aber nur das Untergestell als Tischchen *lächel*
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Die Nähmaschine gehörte unbedingt in den Haushalt der Generation meiner Mutter – nicht meiner Großmutter, denn zu deren Zeit hatte man noch seine „Zugehfrau“ und die „Büglerin“ etc pp Meine Oma war Lehrerfrau in der Stadt, da machte man noch nicht alles selbst. Meine Mutter, gebildet aber früh Kriegswitwe mit drei kleinen Kindern, nähte und strickte ununterbrochen, auch als Lohnarbeit. Die ate Singer-Nähmaschine ziert nun meine Wohnung.
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Genau,Ulli. Auch heute gibt es noch viele solcher Frauen, ich lernte kürzich eine kennen, sie hat eine „ökologische“ Reinigung .und repariert, was anfällt – und das ist nicht wenig. Macht alles allein, arbeitet ununterbrochen….
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Gut, dass du es schreibst, hinterher dachte ich auch, dass es doch noch immer sehr viele Frauen gibt, die um ihr Auskommen ringen und schuften wie blöd, ohne Anerkennung und immer am Rand des Ruins!
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Sehr beeindruckend, liebe Gerda, Deine Moritaten-Etüde, denn heute möchte ich sie mal so nennen, auch wenn sie eine waschechte Gerda Kata-Strophe ist.
Bild und Worte sind sehr beeindruckend und ich staune mal wieder über Deinen Findungsreichtum, denn reines Erfinden ist es ja wirklich nicht, dazu geschah und geschieht es zu oft – das was Du so humorig und doch so bitterernst beschreibst.
Ich möchte es zu gerne auf einer Drehorgel gespielt und gesungen hören, denn in diesem Stil hast Du ja geschrieben.
Ich bin begeistert.
Sie wird einen Ausweg finden und keine Verzweiflungstat begehen. Sie nimmt das zur Seite gelegte Geld und verreist mit einem Zug. An der See angekommen, bei vielen Menschen in dieser Not wird sie einem begegnen, bei dem sie sich wieder aufrichten kann …
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Ich liebe deinen Optimismus, Bruni! 🙂
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*lächel* und doch verläßt er mich manchmal, liebe Gerda
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Brillante Etüde zu prekären Dasein
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Danke, Xeniana!
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Die Betrachtung des farbenfrohen Bilds „Die Näherin“ sollte der Hanne doch wieder auf die Beine helfen.
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dankeschön, Joachim. Die Frage ist leider nicht: WAS sieht sie? sondern: WER sieht sie?
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