Ulli schreibt zu ihrem letzten Sonntagsbild über Orte. Ihren Text variierte ich im Kommentar, indem ich vor jeden „Ort“ ein W setzte. Es entstand folgender Text: „WOrte also – Begegnungsworte, ein geweihtes WOrt, auch ein gesegnetes und nicht zu vergessen ein entweihtes WOrt. WOrte, die vorüber ziehen, andere, die festhalten, laute und leise WOrte, Heimatworte, versunkene WOrte, wachsende WOrte und verlassene WOrte. …“ Jedes Wort ein Ort, von dem eine neue Reise beginnen kann.
Dabei dachte ich auch an Frau Wildgans: Fordert ihr „Wort des Tages“ nicht täglich zu einer solchen Reise auf? Und so schlug ich in ihrem Blog nach, stieß auf das Wort Halbschuhe und las in den Kommentaren eine Menge Geschichten. Ich zitiere:
Wildgans: „Kind, du brauchst mal wieder ein paar gute Halbschuhe – oh, nein, es ging wieder ins Geschäft mit diesen Tiroler Tretern mit den Ledersternchen am Schnürriemen. Warum bekam ich keine Ballerinas, wie die Elisabeth in meiner Klasse, warum keine Mokassins, wie die Karin-Elsbeth sie hatte – am liebsten wären mir eh Gummistiefel gewesen oder Lackschuhchen, dazu die weißen Knie….ach, hach.“
frauke: „…da fällt mir ein:halbschuhe waren bei uns bundschuhe,seitlich geschnürt,rotbraun, grün umnäht mit lederpaspelband…und dazu die natürlich ledernde bundhose und ein zünftiger anorak-und das IMMER-bei ausflügen in die natur, aber auch in der schule … da kommen sehr gemischte gefühle mit hoch…um die liebe zur natur bin ich sehr dankbar!“
tikerscherk: „Halb Schuhe, halb Hufe. Zentaur.“
Hauptschulblues: „Barfuß, Halbschuhe und Winterschuhe, das reichte übers Jahr.
sabeth47: „Sie mussten lange halten und ich hasste sie ebenso wie die darin zu tragenden Einlagen. Als gutes Beispiel zeigte Vater seine Schuhe vor, schau, fünf Jahre alt, alles blitzblank und intakt. – Und meine dagegen? – Vater fuhr Auto. Ich hatte einen Schulweg von einer knappen Stunde. Aber später habe ich mich an Ballerinas und Stöckelschuhen schadlos gehalten, auch auf dem Schulweg.“
Und ich? Ich zog mir die Stiefel aus, die ich heute wie meistens trug, stellte sie vor mir auf und zeichnete sie ab. Und dachte dabei an all die Schuhe, ob nun Sandalen, Halbschuhe, Latschen oder Stiefel, ja, auch vorn spitz zulaufende Stöckelschuhe mit Pfennigabsätzen waren dabei, die in meinem Leben eine Rolle spielten. So viele Wege, so viele Reisen.
Gern hätte ich auch den Zentaur gezeichnet, den tikersherk erwähnt, denn ich habe eine große Liebe zu ihm. Immerhin gibt es ihn schon als Legebild. Heute wurde es bloß ein Paar Stiefel, das ich auch sehr liebe. Und was heißt „bloß“? Hat van Gogh nicht mehrfach dieses Motiv gemalt und eine heiße kunstphilosophische Diskussion über seine Stiefel entfacht?
Hier nun noch mal meine Stiefel als Foto und drei Bearbeitungen der Bleistiftzeichnung.
Ein Wort – der Beginn einer Reise in die Erinnerung, in die Fantasie.
Schön! (Nur leider kommt, wenn man das verlinkende Wort „Halbschuhe“ anklickt „Error“ und weiter nix…)
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Ich hab versucht, es zu korrigieren, bekomme es aber nicht hin. Kannst du deinen link als Kommentar hierherschicken, bitte?? Ich setze ihn dann in den Text ein.
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Ach, lass mal. Ich find`s nicht mehr – und es kräht kein Hahn danach.
Denke ich mal 🙂
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schade. ich fand es auch nicht, und das ist merkwürdig. es hätte am 26. November stehen müssen, aber da steht nun ein anderes Wort.
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Die sehen ganz nach Lieblingsbegleitern aus, diese Stiefel.
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stimmt, sie sind schon ziemlich schief gelaufen, aber ich kann mich nicht von ihnen trennen..
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Das kenne ich.
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Habe so unverwüstliche Turnschuhe, mit denen ich seit meinem 30ten Lebensjahr auf und ab marschiere, auf Bergen, im Sand, wo auch immer.
Ihre Sohlen sind nicht abgelaufen und dennoch nicht hart..Seltsam Ding!
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heute wird in die Sohlen ein Verfalldatum eingearbeitet. Dann kann es passieren, dass du plötzlich schwarze Stücke auf dem Weg hinter dir siehst und verwundert deine Schuhe anschaust: sie haben ihre Sohlen verloren. Ist mir mal mit einem Paar passiert, das ich erst ein Jahr lang besaß, das aber zuvor lange in einem Geschäft gestanden hatte. Dort erklärte man mir das mit dem Verfallsdatum.
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Ah, so ist das!
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Das ist ja ein Ding…
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hoffe, du bist gut in die Woche gestartet?
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Schön, diese kreative Verbindung von Bild und Text!
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danke!
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Ich bin mal wieder begeistert von Deiner Fantasie, liebe Gerda!
Worte als Orte, Schuhe als Lebensbegleiter, wer soll Dir das noch nachmachen.
Gestern las ich einer Damentoilette:
Was hilft nun noch gegen meine Kopfschmerzen? Ich hab schon alles versucht.
Tabletten sind zu schwach. Ich muß also zu stärkeren Mitteln greifen und versuche es jetzt mal mit Schuhen 🙂 Na ja, ein Scherzchen.
Schuhe begleiten uns, so wie die Worte, aber auch wenn wir barfuß gehen, bleiben uns Worte…
Romane könnte ich von meinen Schuhen erzählen und meinen Wünschen, die so ganz anders aussahen als die braunen Halbschuhe mit der Kreppsohle, zu knapp und zu eng, aber es gab keine anderen und dann die Ballerinas, die ich mir als Teenager wünschte, aber es gab sie nicht…
Und ich erfüllte sie mir alle, meine Wünsche von den Schuhen und nun brauche ich Einlagen, damit meine Füße nicht schmerzen beim Gehen… Ein lebenslanges Abenteuer ist es mit den Schuhen, liebe Gerda, und eben bin ich auf dem Weg, die neuen Einlagen abzuholen 🙂
Deine Bleistifttzeichnung zeigt mir so wundrvoll Deine gemütlichen halbhohen Stiefel, die Dich schon lange begleiten und schöner zeichnete van Gogh sie auch nicht! Nur ein bissel anders halt
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danke, liebe Bruni, für deine Schuhgeschichten, die ja auch ins Blog von Frau Wildgans gehörten! ich kann sie fühlen: die zu engen Halbschuhe mit den Kreppsohlen, unddas Mädchen, das doch eigentlich viiiel lieber Ballerinas getragen hätte, die aber nicht da waren. Später aber doch, und Papa und Mama, die immer gesagt hatten: du machst dir mit dem Zeugs deine Füße kaputt, hatten am Ende irgendwie ja doch ein bisschen recht.
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Nein, sie hatten gar nicht recht. Ich bekam nur die nicht recht passenden und andere bekam ich von ihnen nicht…
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Schuhe und kleidung fanden sie scheinbar unwichtig
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Auf den ersten Blick dachte ich, dass sich der rechte Stiefel an der Spitze von seiner Sohle getrennt hätte, das ist aber der Schatten, das liegt wohl an einem Foto von mir, das ich einst in Norwegen machte, weil es dort geschah und ich mich auf den Weg machen musste neue Schuhe zu finden, die ich noch immer habe!
Ich mag Schuhgeschichten, wie Schuhe selbst sehr gerne und deine Bilder dazu auch!
herzlichst
Ulli
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Du hast recht, der Schatten sieht aus wie eine sich ablösende Sohle. Bei Oberlicht werden die Schatten sehr hart und konturiert.
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