Auf den letzten Drücker noch ein paar Kata-Strophen von mir für Christianes abc-etüden mit einer Wortspende von
Pfründe, mondän und lassen. Das letzte Wort machte mir weiter keine Schwierigkeiten, das erste auch nicht, weil es sich erstaunlich gut reimt, aber mondän? Weltlich, der Welt zugeneigt und ihr hörig, heißt es ja eigentlich, und da die Pfründe klerikaler Herkunft sind, blieb als Thema eigentlich nur die ewige Zänkerei zwischen geistlichen und weltlichen Mächten übrig, wer wem (Geld, Respekt etc) zu zollen hätte. So dachte ich. Ich weiß, ihr habt es klug vermieden, euch auf diese Zänkerei einzulassen, habt andere Verwendungsmöglichkeiten für die Wörter gesucht und gefunden. Ich aber muss da nun durch.
Dialog über Himmel und Hölle
Mein Bruder Mensch, ich sage dir
du musst den Mammon hassen
du musst von jeder Lust und Gier
und von dem Hochmut lassen.
Denn in der lieben Ewigkeit
Im Paradeis der Himmel
Da zählt nur Herzensheiterkeit
Und Glockenerzgebimmel.
Was du in der mondänen Welt
Zusammenrafftest, lass es mir
Und meiner Kirche, die bestellt
Ein Himmelbettchen dann auch dir.
*
O schlauer Priester, wart, ich kenn dich
Du willst das Gold und auch die Macht
Betrügen willst du Wicht gewiss mich
Damit du selber prunkst in Pracht.
Du redest viel von unsren Sünden
Und dass wir besser besser wärn
Doch geht’s dir nur um deine Pfründen
Und dass wir dienen dir als Herrn.
Ich lasse mir den Spaß nicht rauben
Den mir dies Erdenleben macht
Du predigst, Bester, einem Tauben,
der dich und deinen Rat verlacht!
**
O weh, du Tor, wenn du verraten
Das himmelische Paradeis
so wirst du, Gottseibeiuns, braten
In einer Hölle rot und heiß.
Die Abhilfe, zu der ich riet
Die auch dein Glaube dir gebiet
Ist, dich von deinem Gut zu trennen
Sonst wirst du in der Hölle brennen!
***
Nun mach mal langsam, schwarzer Mann
Du stirbst wahrscheinlich noch vor mir
Gib deine Pfründe irgendwann
Den armen Leuten, rat ich dir
Denn ob mondän ob klerikal
Die Rechnung ist doch ganz banal:
Wer Geld rafft, der wird abgeholt
In Höllen, wo er dann verkohlt.
****
Das Bild habe ich zusammengelegt aus Schnipseln, die hauptsächlich von Jürgen Küster stammen, ergänzt durch ein paar Schnipsel von Susanne Haun.


„Der Teufel ist sehr böse und hat ein böses Gesicht“, sagt meine Enkelin. „Er wohnt in einer Höhle, in der er immer schwitzt, weil es so heiß ist.“ Das fiel mir bei deinen köstlichen Versen ein. Wieder einmal eine sehr gelungene Interpretation der drei Wörter, danke dir, liebe Gerda!
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danke Elke! deine Enkelin beschreibt Tatsachen, ohne sie moralisch zu beurteilen, scheint mir. 😉
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Für moralische Beurteilungen ist sie vermutlich noch zu jung. Für sie teilen sich die Aktivitäten vor allem ein in „erlaubt“ und „verboten“. 😉
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Tolle Strophen! Aus dem Paradies hast du ein Paradeis gemacht, was sich aber sehr gut macht 🙂 Das Legebild ist wieder einmal großartig. Das Schwarz mit den diskreten weltlichen Einschüben !Ich finde ja, dass Bilder jeder Art am besten wirken, wenn sie allein stehen und so sehe ich es auch für dieses
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Paradeis ist kein Schreibfehler, sondern so gemeint.
ich finde auch, dass Bilder eigentlich allein stehen müssen. Doch dann überfällt mich immer die Fülle, und ich kann mich nicht zurückhalten,weiß nicht, wie eine Auswahl treffen. Manchmal versuche ich, einen Ausgleich zu schaffen dadurch, dass ich ein Photo allein präsentiere und den Rest als Mosaik.
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Mit dem gereimten Dialog, der früher bestimmt einen Platz in einem der vor über hundert Jahren so beliebten ländlichen Kalender mit unterhaltsam Erbaulichem in Wort und Bild gefunden hätte, hast du die Aufgabe bravourös gelöst 🙂
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Die Vorstellung, dass ich mit meinen Kata-Strophen in einem Bauernkalender Platz fände, gefällt mir ungemein. ich muss mir das mal durch den Kopf gehen lassen.
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Auf jeden Fall. Im Allgäu gibt es so eine Reihe immernoch, also lebt die Tradition wohl noch fort.
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und da ist er wieder, dieser göttliche Gerda-Humor! *prust*
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danke Bruni! (breit grins)
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🙂
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Viele Wahrheiten lebendig gemacht! Danke, Gerda!
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dankeschön, Werner!
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Großartig, ich hätte gern zwei Likes gegeben. Mindestens!
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da danke ich gern mit zwei 🙂 🙂 mindestens. .
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Pingback: Schreibeinladung für die Textwochen 45.46.18 | Wortspende von Wortgerinnsel | Irgendwas ist immer
Also wenn es was gibt, was die beiden „Pfründe“-Wochen gelungen abrundet und zusammenfasst, dann sind das für mich deine Zeilen. Und deine Legebilder runden das Ganze überaus effektvoll ab.
Dass sich das als Spruch eignen würde, z. B. für einen Kalender, dachte ich auch spontan.
Schönen Sonntag dir!
Liebe Grüße
Christiane
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auch dafür zweimal Sonnenschein! 🙂 🙂
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Gern, danke, heute ist es hier trüb und kalt 😉
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was für ein toller Text,, danke dir, mein Tipp für Heute: entspanne, genieße, mach es dir einfach schön.
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prima Tipp, lieber Klaus! Ich versuche mein Bestes.
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Einfach klasse, dein Gedicht – „Die Rechnung ist doch ganz banal:
Wer Geld rafft, der wird abgeholt
In Höllen, wo er dann verkohlt.“
Dein Beitrag gefällt mir sehr 🙂
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danke, Chrinolo. 🙂
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Genial, Deine Himmel und Hölle Kata-Strophe!
Die mondäne Welt reißt ihr Maul (nach Luther) weit auf, aber der Klerus kontert gelassen mit dem Kreuz, hinter dem er sich verkriecht, immer wenn´s ihm an den Kragen geht *g*
Ich höre das entzuückende Glockenerzgebimmel und es klingt so hell und fröhlich, ist sich wohl gar nicht bewußt, daß es hier um die Pfründe geht, die sich jeder der beiden im Laufe der Jahre erschachert hat und nun absolut nix mehr davon hergeben möchte, wem sollte der Kirchenmann auch seine goldenen Kelche auf die Schnelle verschachern. Das geht nicht …, denn er sitzt auf seiner Pfründe und wenn er sitzt, dann sitzt er und bewegt sich keinen Deut mehr von der Stelle…
Und auf der anderen Seite sieht´s nicht anders aus
Dein Schnipselbild ist sooo toll, liebe Gerda, das möchte man aufheben und an die Wand heften
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danke für deine begeisterte Zustimmung, liebe Bruni. Ich finde das Bild auch echt gelungen 🙂
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