„nichts zu sagen“

Soll man, wenn man „nichts zu sagen hat“, dennoch zu Stift und Pinsel greifen? Der modernen Kunst wird ja gerade dies oft vorgeworfen: SIE HABE NICHTS ZU SAGEN.
Nur ist es halt so: den Künstler schert das Urteil wenig, denn er muss doch weitermachen, auch wenn er „nichts zu sagen hat“. So auch ich, heute abend. Ich machte zwei Kohlezeichnungen, die ich „Köpfe“ nannte.

Kopf 1

Kopf 2

Den zweiten „Kopf“ ließ ich gelten, nachdem ich ihn auf den Kopf gestellt hatte. Warum er mir so besser gefällt und warum ich ihn „gelten lasse“, kann ich dir leider nicht sagen: ich weiß es nicht.

Am ersten „Kopf“ arbeitete ich dann weiter, zuerst mit Ölpastell, dann wieder mit Kohle und schließlich, nach einer Drehung, mit Pinsel, Pigmenten und Wasser. Wie du siehst, habe ich zuerst den „Kopf“ als solchen kenntlich gemacht, dann die Schädellinie verstärkt und den verklebten „Mund“ aufgerissen. Dann aber habe ich das Bild gedreht und die Konturlinien durch „Einströmendes“ entschlossen durchbrochen.

Oder vielleicht doch besser so? Das sind so Fragen…

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About gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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49 Responses to „nichts zu sagen“

  1. Ich finde den ersten Kopf sehr interessant, weil im die Augen fehlen und damit sagt er sehr viel aus! Der Blicklose passt sehr gut zum aktuellen politischen Geschehen, keine Augen für eine nachhaltige Politik und Zukunft!

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  2. Avatar von Susanne Haun Susanne Haun sagt:

    Du sagst aber viel „Nichts“ 😉

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  3. Ich finde deine Arbeit einfach toll…

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  4. Avatar von mmandarin mmandarin sagt:

    Dafür, dass du nichts zu sagen hast, sind deine Bilder doch sehr gesprächig. Da warst du wohl Bauchrednerin? Marie

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  5. Mir gefällt besonders der zweite Kopf, weil er umgedreht aussieht wie der Körper einer Frau von hinten, den Kopf ein wenig nach vorn geneigt, auf einem Bett sitzend, nach links an die Wand gelehnt. Erinnert mich an die „Badende von Valpicon“ von Ingres, eins meiner Lieblingsbilder.

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  6. Avatar von Ulli Ulli sagt:

    Die Köpfe in ihrer Urform drücken genau das aus, was ist: sie haben nichts zu sagen, keine Mimik, keine Augen, keine Münder, die zu den Betrachtenden sprechen. Aber genau hierdurch sind sie beredt, es lebe das Paradoxum 🙂
    Und kaum hast du das zweite Bild gedreht, sehe ich eine Gestalt, ich nehme sie als schwerelos wahr und eine, die keinen Boden unter ihren Füßen hat, das sind ja manchmal so Zustände, nicht wahr 😉
    herzlichst, Ulli

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    • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

      Ich freu mich sehr über deine Paradoxologia. So ist es. Und der Künstler, der nichts zu sagen hat, sagt das Nichts dann in seinen nichtssagenden Bildern. … Und ja, dies Gefühl der Bodenlosigkeit, das kenne ich leider auch sehr gut.

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      • Avatar von Ulli Ulli sagt:

        Ich schrieb dir ja schon vor ein paar Tagen, dass ich gerade mit dem Thema der Bodenlosigkeit beschäftigt bin, Auslöser ist das Buch von Pema Chödrön: Gehe an die Orte, die du fürchtest, in dem sie behauptet, dass es den Boden nicht gibt und je eher man sich mit dieser Tatsache abfindet, umso besser. Sie meint damit die Sicherheit und darin stimme ich mit ihr ein. Gleichzeitig aber ist es der Boden, der mich und alle bebeinten Lebewesen trägt, über den meine Füße laufen und in dem alle Pflanzen wurzeln. Und selbstverständlich kenne auch ich diesen Zustand leider nur zu gut, vielleicht sollte ich dazu einmal einen Beitrag schreiben,nun bin ich ja erst einmal auf dein Thema eingestiegen, aber vielleicht kann man dies ja auch verweben, schauen wir mal. Ich mag die offenen Räume 😉

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      • Avatar von Myriade Myriade sagt:

        Ah, Pema Chödrön, das ist praktikabler Buddhismus

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      • Avatar von Ulli Ulli sagt:

        Ja genau, so sehe ich sie auch, sie ist so wunderbar lebensnah und schnörkellos!

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      • Avatar von Myriade Myriade sagt:

        Und absolut integer, das ist ja derzeit bei Shambhala nicht selbstverständlich …..

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      • Avatar von Ulli Ulli sagt:

        Darüber weiß ich nichts.

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      • Avatar von Myriade Myriade sagt:

        Ist eh besser. Es ist eine ungustiöse Angelegenheit ….

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      • Avatar von Ulli Ulli sagt:

        ungustiöse ????

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      • Avatar von Myriade Myriade sagt:

        Übergriffigkeit, Belästigung von Frauen und jungen Mädchen, die ganze Latte, der ganze Machismus des tibetischen Buddhismus …..

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      • Avatar von Ulli Ulli sagt:

        ach so … aber ich würde es nicht ausschließlich dem tibetischem Buddhismus zuschreiben, auch aus so manchem Zenzentrum ist mir solches bekannt. Nicht umsonst heißt es ja immer wieder: prüfe deine Lehrer gut!

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      • Avatar von Myriade Myriade sagt:

        IM Vajrayana-Buddhismus geht es da um bedingungsloses Vertrauen in den Lehrer. Ich finde das ganz schlimm, weil da gar nichts hinterfragt wird und dadurch jeder Form von Missbrauch Tür und Tor geöffnet wird. Es gibt aber keinen Missbrauch, weil ja die Handlungen des Lehrers, was immer der tut, niemals in Frage gestellt werden.
        Aber Macht-Missbrauch gibt es ja überall, wo es ein Machtgefälle gibt und im Bereich der Religionen nicht weniger sondern eher öfter als im Durchschnitt. Jedenfalls kommt mir das in letzter Zeit so vor.

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      • Avatar von Ulli Ulli sagt:

        Das habe ich anders gelernt, nämlich eben, dass man den Lehrer, die Lehrerin gut prüfen soll, man spricht von drei Jahren, in drei Jahren werden gerade die Schattenseiten sichtbar und man kann entscheiden, ob ja oder nein. Die Hingabe an den Lehrer, die Lehrerin wird gerne missverstanden und eben auch missbraucht. Ich habe außerdem Eigenverantwortung für das eigene Handeln und Denken als Prämisse im Vajrabuddhismus gelernt, aber genau hapert es. Viele Menschen haben es gerne, wenn sie nicht hinterfragen müssen, wenn siesich sagen lassen können, tue dies, tue jenes, all das hat für mich nichts mit dem großen Fahrzeug zu tun.
        Ein Lehrer meines Lehrers, der leider auf der Flucht von Tibet nach Indien von den Chinesen gefangen genommen wurde und in noch relativ jungen Jahren im Gulag starb, gehörte zu den gefürchteten Lamas, da er nicht müde wurde in den Klöstern Machtmissbrauch u.ä. aufzuspüren und zu benennen, er hieß Khenpo Gansha und ist hier reltaiv unbekannt. Puh ja, es gibt überall dieses Verlogene, diese Machtmissbraucher, fürchterlich!
        Aber weiß du was, ich gehe meinen Weg weiter, trotz all dem was auch im tibetischen Buddhismus nicht stimmt und was es zu benennen und zu verändern gilt: der schlechte Status der Nonnen und praktizierenden Nonnen, die Hierarchien an sich …

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      • Avatar von Myriade Myriade sagt:

        Vieles gefällt mir auch nicht und ich halte es für sehr bedenklich, dass gerade dieser Typ Mensch – sag mir, was ich tun soll und ich folge blind – sich von Vajrayana sehr angezogen fühlt.
        Der eigene Weg scheint mir auf jeden Fall der beste zu sein ……

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      • Avatar von Ulli Ulli sagt:

        Man kann sich ja inspirieren lassen, aber das eigene Urteil und die eigene Verantwortung sollten deswegen nicht vernachlässigt werden. Danke für diesen spannenden Dialog, liebe Myriade. Ich wünsche dir ein schönes Wochenende, herzlichst,Ulli

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      • Avatar von Myriade Myriade sagt:

        Ich möchte noch was zum Thema sagen, habe nur gestern keine Zeit gehabt.
        Das Problem für diejenigen, die Buddhismus als Religion betreiben, liegt ja darin, dass sie wenn sie den Linienhalter als Lehrer nehmen und dieser sich als ungeeignet erweist, wie das bei Shambhala gerade der Fall ist, völlig in der Luft hängen. Pema Chödrön gehört mit ihrer Philosophie übrigens auch zu Shambhala. Sie war Schülerin von Chögyam Trungpa.
        Für mich sind die Linien_Mystik und die Abishekas irrelevant, ich interessiere mich nur für die Lebensphilosophie, die mir sehr wertvoll ist. Die diversen Skandale, die es bei verschiedenen buddhistischen Lehrern gibt, ebenso wie in anderen Religionen treffen mich nicht persönlich, ich habe nie geglaubt, dass ein Lama ein besserer Mensch als andere ist, weil ich mit Personenverehrung prinzipiell wenig anfangen kann.
        Mein Weg ist – wie deiner – ein selbstverantwortlicher, individueller auf dem ich aber immer wieder Menschen treffe, die in ähnlicher Weise unterwegs sind.
        Ganz liebe Grüße aus einem herrlich kühlen verregneten Tag in dein Wochenende, das hoffentlich auch wettermäßig deinen Vorlieben entspricht ❤ Myriade

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      • Wer kennt es nicht? Und trotzdem wird es bei jedem etwas anderes Bedeuten können.
        Ich sties unlängst auf ein Zitat aus einem Voltaire-Buch: Kandid, daß das zum Thema machte. Vielleicht sollte ich es auch aufgreifen wie Ulli.

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      • Avatar von Bruni | Wortbehagen www.wortbehagen.de sagt:

        ohne Boden verlieren wir unseren Erdenhalt und wir wissen nicht mehr, wo wir hingehören … und haben wir unseren Halt verloren, packt uns die Sehnsucht genau danach

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    • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

      So, nun, ihr Lieben, Ulli und Myriade, es war mir eine Ehre, euren Dialog über Bodenlosigkeit, Machtmissbrauch und Heilserwartung bei mir hosten zu dürfen – paradoxerweise unter dem Stichwort: „nichts zu sagen“- 😉

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      • Avatar von Ulli Ulli sagt:

        Liebe Gerda, 🙂 upps, ich war mir gar nicht mehr darüber bewusst, dass dieser Dialog bei dir stattfand, danke für diese Plattform 🙂 – da sieht man mal wieder, wie beredt all das Nicht-zu-sagen sein kann 😉
        Lieber Gerhrad, du machst mich neugierig!
        Liebe Bruni, du bringst es auf den Punkt worum es Pema Chödrön geht und was sie selbst sehr leidvoll erlebte, sie zähle ich zu den authentischen Lehrerinnen.
        Ich grüße euch alle Drei von Herzen, Ulli

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  7. egal, was man macht, man kann gar nicht „nichts“ sagen 🙂
    deine bilder jedenfalls sind alles andere als nichtssagend.
    sehr interessant, wie sich das zweite bild gedreht verändert!
    das erste wirkt auf mich in-sich-gekehrt, das zweite scheint mir geöffneter.
    sehr schön!

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  8. Nichts zu sagen, das gibt es eigentlich nicht.
    Ich kritzele gerne Runen oder Runenhaufen..all das betrachte ich nicht als verloren.

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  9. Avatar von PPawlo PPawlo sagt:

    Ja, du beweist es wieder: einfach anfangen und es geht weiter, bis es fließt 🙂

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  10. Avatar von Bruni | Wortbehagen www.wortbehagen.de sagt:

    Kopf Nr. 2 erinnerte mich an einen alten Römer, liebe Gerda, vielleicht an Cäsar als Karikatur, und Dein Nichts war beileibe kein Nichts, es war ein Viel!

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  11. Avatar von sonnenspirit sonnenspirit sagt:

    Es sagt sich dann was von selbst, aus Tiefen, die man nicht im Kopf hat. Ich lasse oft den Bleistift sprechen, wer Botschaften für mich hat. Es muss keine Kunst dabei herauskommen, das habe ich mir vor ein paar Jahren gesagt, um mich zu entblocken. Wie ein Kind, so male ich nicht mehr, aber als heilsames Tun und Sehen für mein Inneres. Das darf immer!

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    • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

      Als Technik des Entblockens benutze ich das spontane Zeichnen wie du. Ganz bewusst verbiete ich dem Bewusstsein, die Führung zu übernehmen, damit das Unterbewusstsein sich ausdrücken kann. Irgendwann kommt dann der Punkt, wo das Bewusstsein wieder willkommen ist, denn ich will ja verstehen, was das Unbewusste mir sagt. Das kann ich dann ergreifen und versuchen, weiter durchzuformen. Dabei geht manches an Spontaneität verloren. Der Gewinn ist Form und Bewusstseinszuwachs – sofern es gelingt.

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