tête-à-tête (Der Nachtzirkus*)

Der Nachtzirkus, Kapitel Tête-à-Tête*

Celias Kleid ist ein Pavda-Entwurf. Ursprünglich war es für ihre Auftritte gedacht, wurde dann aber für ungeeignet erachtet, weil sich das Licht in jeder Falte und jeder Wölbung des silbrigen Stoffs fing und die Aufmerksamkeit zu sehr ablenkte. Celia fand die Wirkung so schmeichelhaft, dass sie das Kleid nicht aufgeben wollte (…)

S. 245-46 Celia stellt ihr Glas ab, noch immer unsicher, was sie von ihm halten soll. Das Flackerlicht der Kerzen lässt sein Gesicht noch unbestimmter erscheinen (….)

„Sie erinnern mich ein bisschen an meinen Vater.“, sagt sie. – „Und warum?“ – „Wegen der Art, wie Sie die Wahrnehmung manipulieren. (…) Im übrigen können Sie das bei mir gern bleiben lassen,“ fügt sie hinzu, als sie endlich weiß, was sie an seinem Äußeren so verstört. – „Was bleiben lassen?“ fragt Marco. – „So auszusehen. Sie können das sehr gut, aber ich merke genau, dass es nicht ganz echt ist. (…)“ 

Marco runzelt die Stirn, und dann verändert sich sein Gesicht allmählich. Das Ziegenbärtchen wird kleiner und verschwindet (…) Das falsche Gesicht hatte gut ausgesehen, sicher, aber es war aufgesetzt. 

s.252-254

Jenseits der Terrasse, wo früher der Garten war, befindet sich jetzt ein tief ausgehobenes Areal mit einer Vielzahl hoher aber unfertiger Wände aus gepresster Erde und aufeinandergeschichteten Steinen. – Celia steigt vorsichtig die Steinstufen hinunter, Marco folgt ihr. Unten angelangt, erscheinen die Wände als Labyrinth (…)

„Möchten Sie sehen, wie er im fertigen Zustand aussieht?“- „Gern. Haben Sie die Pläne hier?“ – Zur Antwort macht Marco eine weitschweifende Handbewegung.

Die eben noch so rohen Steinstapel sind mit einemmal schöne Bögen und schmucke Wege mit wuchernden Kletterpflanzen und hellen winzigen Laternen. Rosen hängen von gebogenen Spalieren, zwischen den Blüten und Blättern ist der Nachthimmel sichtbar.

Celia legt die Hand auf die Lippen, um ihr Staunen zu dämpfen. Die gesamte Szenerie ist verblüffend, vom Duft der Rosen bis zu den Wärme verströmenden Laternen. Sie hört einen Springbrunnen in der Nähe plätschern (…)

„Sie machen das in meinem Kopf, oder?“ fragt sie, als sie Marco hinter sich hört. – „Sie lassen es zu“, antwortet er. (….) „Wenn Sie sich auch nur ein bisschen dagegen sträuben, würde es nicht so gut funktionieren, und es kann fast gänzlich blockiert werden. Und natürlich ist die Nähe ausschlaggebend“.

Die beiden großen Legebilder sind Originalfotos, aber das erste ist leider verspiegelt. Das zweite Bild entspricht dem ersten, nur dass ich in die ursprünglich fast nur mit Jürgens Schnipseln gelegte Arbeit nun die leuchtenden Schnipsel von Susanne und Ulli einfügte und die zentrale Gartenskulptur auswechselte.

In einem zweiten Schritt habe ich die Bilder dann ein wenig elektronisch manipuliert –  um das zu tun, brauchen wir  ja heutzutage keine magischen Fähigkeiten mehr.  Hier ein paar Beispiele – unmanipuliert und manipuliert im Vergleich:

*Ich zitiere aus dem Buch „Der Nachtzirkus“ von Erin Morgenstern, in der deutschen Übersetzung von Brigitte Jakobeit erschienen 2012 bei Ullstein.

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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5 Antworten zu tête-à-tête (Der Nachtzirkus*)

  1. Ulli schreibt:

    Erst gestern fragte ich mich wann du wohl wieder Bilder zum Nachtzirkus legst, und schwupps, schon sind sie da!
    Alles darf noch wirken, der Text und die Bilder – ich spüre viel Tiefe in beiden.

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  2. gkazakou schreibt:

    Für mich ist der Schlüsselsatz: „„Sie machen das in meinem Kopf, oder?“ fragt sie, als sie Marco hinter sich hört. – „Sie lassen es zu“, antwortet er.

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  3. www.wortbehagen.de schreibt:

    Genau das war auch für mich ein Schlüsselsatz, liebe Gerda, und vorher, der Abschnitt, als sie bemerkte, daß sich Marco ihr nicht so zeigte, wie er wirklich aussieht und sie sagte
    * „So auszusehen. Sie können das sehr gut, aber ich merke genau, dass es nicht ganz echt ist. *

    deshalb ist mir das obere Portrait der beiden das allerliebste. Die Gesichter schwimmen in ihren Masken und es zeigt auch so deutlich, wie wir alle unsere Masken aufsetzen können – je nach Bedarf oder auch nach Laune.

    Es ist überragend gut, was Du machst und ich suche mir natürlich heraus, was mir das Allerliebste ist 🙂

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    • gkazakou schreibt:

      ich dachte mir, dass du dieser Szene vor Augen hattest, als du mal schriebst: die Celia sei dir lieber als der marce, er sei irgendwie undurchsichtig und hohl. Genau das wird hier ja ausgedrückt. Aber zugleich wird klar, dass dahinter ein weniger eindrucksvolles aber echtes Wesen existiert.

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