Der Hund von Baskerville – gerettet!

Nach meinem gestrigen Ausflug in die Hohe Kunst kehre ich zurück in die Niederungen der erzählenden Legebilder. Der Hund von Baskerville ging mir nämlich nicht aus dem Sinn. Wir sollen akzeptieren, dass das arme Tier, verwildert und halb verhungert, mithilfe von Phosphor  in ein dämonisches Ungeheuer verwandelt und schließlich erschossen wurde. Denn die Menschen hatten vor dem Ungetüm, das sie selbst erschaffen hatten, eine Heidenangst.
Doch dann kam in England die aminal care-Bewegung auf. Und so wurde der arme Hund von einem kinderlos gebliebenen eleganten britischen Paar adoptiert. Er wurde gewaschen und geföhnt, entwurmt, gegen neun Krankheiten geimpft, kastriert, gechippt und auf Diät-Kroketten gesetzt.  Wenn es kalt wurde – was damals in England noch manchmal passierte – bekam er ein hübsch gebrodertes Jäckchen angezogen.

Der Autor Sir Arthur Conan Doyle stieg zwar mitsamt seinen Manuskripten aus dem Grab und pochte auf sein Copyright. Aber es half ihm alles nichts. Die Zeiten haben sich gewandelt. Der Hund hat nun eine Herrin, die ihn liebt.

der Hund von Baskerville – gerettet! (c) gerda kazakou 2018

Hier kommen die Schauspieler noch mal im Einzelauftritt auf die Bühne: Bitte Applaus!

Diese Legearbeit habe ich mit einem Teil der Schnipsel, die mir Jürgen Küster zuschickte, sowie mit einem zerrissenen Umschlag auf einer Legefläche 70 x 100 gemacht.

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About gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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15 Responses to Der Hund von Baskerville – gerettet!

  1. Avatar von christahartwig christahartwig sagt:

    Der Hund kann sich beglückwünschen, und die Dame macht Eindruck. Hüftschwung und Kopfhaltung lassen auf Selbstbewusstsein schließen. Wer ist nun aber Doyle? Der steinerne Gast links oder der, der unverrichteter Dinge nach rechts abgeht?

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    • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

      na, Doyle ist der grünspanige links, ich dachte, das versteht sich, trägt er doch anstatt eines Leichentuchs seine Manuskriptseiten am Leibe. Der rechte ist der Ehemann der Lady. Beide zusammen haben den Hund adoptiert.

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      • Avatar von christahartwig christahartwig sagt:

        Die Manuskriptseiten hatte ich nicht erkannt, aber dennoch war der „grünspanige“ ja meine erste Wahl. Mein Problem: Ich denke Doyle und sehe vor meinem geistigen Auge Sherlock Holmes, weshalb ich dann Mütze und Pfeife vermisse. Dabei hat Doyle sich nicht so weit mit seiner Romanfigur identifiziert wie Jeremy Brett, der für mein Empfinden genialste Holmes-Darsteller aller Zeiten – was aber wohl auch zu seinem vorzeitigen Ende beigetragen hat.
        Ich danke Dir für die Aufklärung, liebe Gerda und für das Happy End, das Du für den armen Hund erfunden hast.

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    • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

      danke, Christa, für deine Ergänzungen um Doyle. Vielleicht hätte ich seiner Leiche doch eine Pfeife in den Mund geben sollen…. 😦

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      • Avatar von christahartwig christahartwig sagt:

        Aber nein, Gerda, der Fehler liegt ja ganz bei mir. Doyle würde man am ehesten an seinem Schnurrbart erkennen, und so wie Du die Figuren arrangiert hast, ist eigentlich klar, in welchem Verhältnis sie zueinander stehen. Ich hatte den armen Ehemann vergessen. Es soll ja vorkommen, dass Ehemänner über einen Hund fast in Vergessenheit geraten.

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      • Avatar von Bruni | Wortbehagen www.wortbehagen.de sagt:

        Leiche mit Pfeife 🙂

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  2. Avatar von Myriade Myriade sagt:

    Ihre Ladyschaft ist stark 🙂 🙂

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  3. Avatar von wildgans wildgans sagt:

    Der Herr trägt verschieden Schuhe, die Dame gar unsichtbare sehr hohe – und was ist ein gebrodertes Jäckchen?
    Interessant allemal.

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    • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

      nun, eigentlich müsste es embroidert, also bestickt, heißen, dieweil die Herrschaften Briten sind. Da ich aber keine Britin bin, habe ich mir gestattet, eine vereinfachte Form zu wählen.
      Dass der Herr an einem Fuß noch den Pantoffel hat, am andern schon den Ausgehschuh, soll bei versnobten Briten vorkommen.
      Die Dame schwebt über banalen Dingen wie Schuhe.

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  4. Avatar von Bruni | Wortbehagen www.wortbehagen.de sagt:

    ich applause bis zur Pause *g*, liebe Gerda,
    denn Dein erschaffenes Bild ist stark und Ladys Hüftschwung ist Dir sowas von gelungen, daß Du dafür nochmal einen extra Applaus verdient hast. Seine Lordschaft scheint mir modisch gediegen und doch etwas exzentrisch, was sich in Schuhwerk und Hutkreation sehr deutlich äußert 🙂
    Der auferstandene Conan-Doyle versteht die Welt nicht mehr und ist insgeheim vielleicht doch froh, daß sein erfundener Hund von Baskerville nun kein fürchterliches Ungeheuer mehr ist, daß es ihm gut geht und er nicht mehr elend verrecken muß …

    Ich bin begeistert von Wort und Legebild und grüße Dich herzlich

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