
Nein, ich bin keine Eva, und meinen Granatapfelbaum bewacht keine Schlange. Aber im Paradies lebe ich doch. Ich schaue hinauf in das blendende Blau des Himmels und wähle:

Welche Frucht soll es heute sein? Jene im Schatten ist verführerisch rot, „wie gemalt“ hätte meine Oma gesagt, die von Granatäpfeln freilich nichts wusste. Ich aber sage: bleib wo du bist, du bist zu schön zum Pflücken.

Soll ich jene mit der leichten Verletzung nehmen? 
Ich entschließe mich für diese:

Schau!

Die Schale ist durchfurcht, Schriftzeichen sind es wohl, von anderen Geistern hinterlassen.
Zögernd schneide ich die Frucht auf, es schmerzt ein wenig.

Nun liegen beide Hälften offen vor mir. Die Perlen schimmern matt rosa und feucht im Siebenstern.

Rodi, mit weichem d wie im englischen this gesprochen, heißt die Frucht, Rodia der Baum, der nicht viel mehr ist als ein großer stachliger Busch, sehr widerständig, er vermehrt sich leicht und bildet undurchdringliche Hecken. Drei Perlen aß Persephone im Garten der Unterwelt, das reichte, und sie musste bleiben bei Hades, ihrem Räuber.
Drei weitere Beiträge zum Granatapfel findest du in meinem Blog



Meine Lieblingsfrucht:-)
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Das wundert mich nicht liebe Arabella 🙂
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P.S.ei getrockneter liegt immer im Fenster
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Eine göttliche Frucht – ob als Perlen frisch aus der Schale oder eisgekühlt und flüssig im Glas! Ganz toll finde ich das erste Foto. So richtig altmeisterlich, da kann ich der Oma nur zustimmen.
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Die Oma spendete ihr Lob den echten Äpfeln, die in ihrer rotbackigen Frische wie angemalt aussahen. Ich dachte dann gern an Schneewittchen u den Apfel, an dem sie sterben sollte
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Paradiesvogel isst Paradiesfrucht … so schön diese Frucht und weisst du was ich einst als Marktfrau von einem türkischen Mann lernte? Man soll sie ein bisschen weich klopfen, dann Strohhalm rein und den Saft aussuckeln, so genial, nur sieht man auf diese Weise nicht den hübschen Siebenstern …
jetzt weiss ich also was du mit den Granatäpfeln machst und schaue noch weiter was du zu ihm zu sagen hast …
liebe Feierabendgrüsse (geschafft – jucheee!!!)
Ulli
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Toller Tipp mit dem Anklopfen! Ich probier es mal aus.
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sooo schön aber auch!!!
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danke seeehr, Sabine!
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Trotz allem gewachsen, groß und reif geworden. Obwohl die Zeichen seiner Zeit auf seiner Schale erkennbar sind. Man kann nicht glauben, dass aus ihm eine köstliche Frucht entstanden ist. Sein Aussehen passt nicht zu dem Bild eines schmachhaften Obst. Wer will den schon. Vielleicht nur die Weisen, die erkennen, dass unter so einer Schale, der pure Genuss ist.
Nun denn, Schönheit verspricht nicht nur Wohlgenuss, Qualität. Schönheit fasziniert, bindet den Blick und beeinflusst unser Handeln. Man kann auch sagen, die von der Natur begünstigten, genießen Nachsicht, Einsicht, Verständnis, Aufschub. So geben wir ihnen Macht, über uns.
LG. Monika
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Wieso geben „wir“ „ihnen“ Macht über „uns“? Liebe Monika, ich mag diese Pluralformen nicht. In der Ich-Form klingt alles ganz anders, ehrlicher. Gibst du den von der Natur Begünstigten Macht über dich? Willst du das sagen?
Wenn du betonen willst, dass Hässliches Schönheit hervorbringen oder bergen kann, so kann ich dem nur zustimmen. Ich finde die Frucht allerdings nicht hässlich, sondern gerade wegen der Schriftzeichen, die in ihre Schale eingegraben sind, schön.
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Ach Gerda, ich kann dich gut verstehen, glaube ich. Ich bin sehr ungenau, du hast recht. Da möchte ich schon wieder einen Einwand machen. Ich bemühe redlich es besser zumachen, aber meine Kenntnisse sind mit deinen und vielen anderen nicht zu vergleichen. Ich bin fehlerhaft und dazu ein Tölpel. Immer und immer wieder trete ich in die gleiche Matsche. Ich kann meine Gedanken nicht bei mir halten. Ich muss sagen was ich denke und wie ich es denke. Verzeih.
Nein, ich denke nicht das Schönheit allein, über mich Macht hätte, da muss noch einiges dazu kommen. Meine Aussage stützt sich auf Verhaltensmerkmal, die da sind, vermehrtes Kaufverhalten, größere Aufmerksamkeit, dem Wunsch ebenbürtig sein. Es gibt bestimmt noch mehr Begriffe, warum es so sein könnte. Möglich das ich sie auch benennen könnte, nur im Moment nicht. Es fehlt mir an der Wort Findung in Stresssituationen. Und diese ist für mich eine solche.
Diesen Granatapfel, den du pflücktest, ist für mich von einer bizarren Schönheit. Ich fragte mich warum ist es so, was lässt ihn dir/ mir schön, interessant, beachtenswert erscheinen. Was hält meinen Blick gefangen. Es waren meine Gedanken, die in seine mögliche Lebenszeitentwicklung zurück wanderten. Wassermangel, Schädlingsbefall, Regen oder Sonneneinstrahlung und diesem hielt er stand. Das Schöne ebenfalls. Nun stellte sich für mich die Frage, wer oder was ist von der Natur begünstigt. Warum. Wie ungerecht ist es, so könnte ich glauben. Glaubte ich es?
Lg.Monika
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sehr schön dein letzter Abschnitt, auch in der ersten Antwort fand ich vieles bedenkenswert, was du über Schönheit sagst. Mir geht es wie dir, ich falle oft mit Einwänden ins Haus, meinend, dass sich das Übereinstimmende von selbst versteht. Ich lese deine Kommentare sehr gern, sie kratzen immer an einer Oberfläche und regen an, tiefer zu denken. So dein Satz „Schönheit bindet den Blick“ und auch „die von der Natur Begünstigten genießen Nachsicht“ und jetzt dies Hinschauen auf die mögliche „Lebenszeitentwicklung“ des Granatapfels, den ich pflückte – all das gefällt mir sehr. Also gib auch du mir Pardon, wenn es manchmal so scheint, als würde ich deine Gedanken zurückweisen, nur weil ich gegen einen Ausdruck Einwände erhebe. LG Gerda
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Liebe MitleserInnen, eine Freundin macht mich eben darauf aufmerksam, dass der Granatapfel nicht zur Art der Rosen gehört, sondern eine eigene Klasse bildet. Mich wundert das, aber ich muss es den Botanikern wohl abnehmen. Schade. Ungern trenne ich mich von einem der wenigen Glaubenssätzen, die mir geblieben sind. 😉
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