Am letzten Abend sind wir hinaufgefahren auf den Aussichtspunkt von Gianicolo. Wir wollten einen letzten Blick auf die Stadt werfen, die langsam verdämmerte, bis nur noch die elektrischen Lichtmuster sichtbar waren. Dort, auf dem höchsten Hügel, steht das Reiterstandbild von Garibaldi (1807-1882), Guerillero auf zwei Kontinenten, Sozialrevolutionär und Großmeister der italienischen Loge, gefeiert als der Befreier und Einiger Italiens. Es ist ein herausgehobener Platz, angemessen einem Mann, der im Großen wirkte. Die Einzelheiten lassen sich von dieser Höhe aus nicht erkennen.
Doch nicht von ihm und seinen Amici will ich hier erzählen. Der Platz mit dem Reiterstandbild Garibaldis ist nur der Ausgangspunkt für weitere Erkundungen. Hinab gehts ins Gewühl von Trastevere, in die Menschennähe, ins Einzelne, ins hautnahe Erlebnis.
Hungrig sind wir und müde, denn der morgendliche Spaziergang auf der Via Appia steckt noch in den Knochen. Nach etlichen vergeblichen Anläufen finden wir ein freies Tischchen in einem freundlichen Gärtchen, das auf einen belebten Platz hinausschaut. Glücklich studieren wir die Speisekarte und entdecken, dass wir an einem ganz besonderen Platz gelandet sind. Es handelt sich um eine Taverne, die mit Behinderten und Freunden arbeitet, die Wein von kleinen Produzenten aus ganz Italien bezieht, die mit ihren Gewinnen einen Haufen anderer Projekte unterstützt, unter anderem für die Bekämpfung von Aids in Afrika. All das steht auf dem hübsch gestalteten Tischtusch.
Begeistert bestellen wir, genießen die ausgezeichnete Küche doppelt. Ich fotografiere auch einige der Bilder, die, von behinderten Jugendlichen angefertigt, die Innenräume schmücken.
Als ich heute bei Ulli von der Geduld las, die man braucht, da sich die Verhältnisse nur schleppend verbessern, und ein Kommentar an all die vielen kleinen geduldigen Initiativen erinnerte, die das Gewebe der Gesellschaft von unten reparieren, dachte ich, euch diese wunderschöne Initiave im Herzen von Trastevere vorzustellen. Wenn ich jünger wäre, würde ich solch einen Ort schaffen…. , nein, ich weiß nicht, ob ich dazu die Geduld hätte. Aber ich freute mich sehr, diese jungen Menschen in ihrem schönen Engagement zu beobachten und ein Glas Wein mehr zu trinken aufs gute Gelingen.
Wenn die großen Veränderungen im 19. Jahrhundert von Einzel-Kämpfern wie Garibaldi verwirklicht wurden, so ist es heute eher ein langsamer, kaum wahrnehmbarer Prozess, getragen von vielen Menschen, der die gesellschaftlichen Verhältnisse freundlicher gestaltet und voranbringt. So meine ich, so hoffe ich.
Gerda, meine Liebe, die Fee erzählte mir vom Fund der Schaukelnden…wo finde ich unachtsames Ding sie?
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🙂 O da freu ich mich, danke Fee! Ich dachte schon, ich selbst müsste dir nen Schuppps geben. Du findest sie, schon reichlich erwachsen und in Bronze, in meinem gestrigen Beitrag Rom – Via Appia Antica.
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Schau ich.
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Es sind immer einzelne, die etwas beginnen. Aber auch ich meine respektive hoffe, dass das Augenmerk heute stärker darauf gerichtet ist, sich zu verbinden, zu verbünden, gemeinsam Gutes zu wirken. Schön, dass du von diesem Ort und seinen Menschen erzählt hast!
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Danke dir, Maren.
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Wunderbar, liebe Gerda, deine Berichterstattung aus der ewigen Stadt!
Sag, warst du auch bei der Säule des Marc Aurel?
Liebe Morgengrüße vom Lu
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freu mich über deine Zustimmung, Lu! Nein, bei der Säule des Marc Aurel war ich diesmal nicht. Einen verhangenen Morgengruß aus der Mani!
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Ja, liebe Gerda, so nehme ich das auch wahr und genau das ist es auch was meine Zuversicht nährt. An Manchen Tagen denke ich, dass die eine Seite die Politik mit ihrem ganzen Unverstand ist oder nenne ich es doch gleich Wirtschaftsmacht und dem gegenüber stehen viele (kleine) Menschen, die viele kleine und dann zusammen große Schritte tun, nur dadurch bekommt die Welt ein anderes Gesicht.
Travestere … das ist so ein schöner Stadtteil, den ich auch gerne noch einmal besuchen würde …
liebe Grüße aus dem Tal bei der Tochter und den zwei Rabauken
Ulli
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Liebe Ulli, grad hab ich unseren Hund von einer Freundin abgeholt, da erzählte sie mir, dass ein ähnliches Projekt Dank dem Engagement einer hier lebenden Deutschen, der Mitarbeit und Sachkompetenz einer griechischen Freundin u der Finanzierung durch einen wohlhabenden Deutschen nun gestartet ist. Ich wusste von dem Projekt u sah wenig Chancen, dass es klappt. Umso froher bin ich nun ….
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klasse!
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Ach! Schön … Noch eine gute Zeit in Rom!
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Hallo Jutta, bin seit gestern wieder daheim in der Mani. Die Rom-Reise dauerte nur drei Tage. Und da tat ich so viel und sah so viel, dass ich gar nicht ans Schreiben denken konnte.
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Liebe Gerda, ich hätte es mir ja denken können angesichts dieses vielfältigen, umfassenden Berichtes … Aber meine guten Wünsche gelten selbstverständlich auch für die Mani 😉
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Danke. Habe gerade deinen Blick auf um und durch Rom hinduch in einem Schwung genossen und lächel gerade. Was ein herrlicher Abschluss, deiner Reise. Ein Lichtpunkt an der richtigen Stelle gesetzt.
Liebe Grüße
San
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Danke, San, ja es war ein köstlicher Abschluss der Reise. Aber ich berichte noch ein wenig weiter, denn die Reise hatte noch einige erzählenswerte Etappen.
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Dann werde ich sicher wieder dabei sein. 🙂
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Oh, das war dann ja ein so besonderer Abschluß der ziemlich kurzen Romreise, wie Ihr Euch keinen besseren hättet wünschen können.
Solche Projekte bewirken so viel, so viel mehr, als sich mancher Politiker vorstellen kann…
Und Ihr habt aus einem puren Zufall heraus so ein kleines und doch so großartiges Projekt entdeckt.
Lieber Gruß von Bruni
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Du sagst es, liebe Bruni! Das schönste ist, das ich, heimkommend, vom erfolgreichen Start eines ganz ähnlichen Projektes hier in der Mani erfuhr: landwirtschaftliche und gastronomische Ausbildung für Menchen mit Behinderung. Gleich kommt eine Freundin, mich über den Stand zu informieren. Ich freu mich so sehr.
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Ein wundervoller Zufall – beides!
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Ja, Bruni. Und ich bin voller froher Erwartung, dass sich auch dieses Projekt gut verwurzelt. Die Freundin hat in wenigen Tagen schon sehr viel geleistet, hat Räume und Unterstützung der Kommune gesichert, hat 16 potentielle Schüler für die Gärtnerei gefunden (zwischen 20 und 40, sog. „geistige“ Behinderung, sie haben die normalen Schuleinrichtungen durchlaufen, und die Eltern sind schon alt, können kaum noch die nötige Unterstützung geben). Möge dies Projekt, das so nötig ist, gelingen!
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Das klingt aber wirklich sehr gut. Deine Freundin scheint seine Powerfrau zu sein, die dran bleibt und nicht nachläßt…
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sie ist sehr froh, endlich eine sie befriedigende Arbeit gefunden zu haben.
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Also für beide Seiten sehr sinnvoll. Das klingt wundervoll.
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genau! Für sie ist es genauso wichtig wie für die anderen, dass es gelingt. Sie ist alleinstehend mit zwei Buben im Schulalter, Agronomin von Beruf.
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da hat sie nun eine wundervolle Aufgabe, liebe Gerda.
Ich wünsche ihr viel Erfolg und Durchhaltevermögen
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