Lang lang ists her…
Ein ganzes Leben.
Das kommt davon, wenn man aufräumt. Man findet Dinge, die man für verschollen erachtete. Zum Beispiel Fotos. Ich wusste zwar, es gab ein Foto, auf dem „die ganze Familie“ abgebildet ist. Vater, Mutter, Schwester, Bruder, ich. Es gab nur dieses, kein zweites. Nun fiel es mir in die Hand. Es wurde im September 1942 aufgenommen, als der Papa schon ein halbes Jahr an der Front war und nur wegen irgendwelcher Papiere Heimreiseerlaubnis bekommen hatte. Manchmal ist die Bürokratie auch eine Lösung.
Jedenfalls kam er. Er war 33 Jahre alt. Geboren wurde er an einem Juni-Tag wie diesem, gestern, vorgestern, aber das ist sogar noch länger her, ganze 107 Jahre.
Das Foto ist winzig klein und ein wenig verfärbt. Schließlich war schon im dritten Jahr Krieg, und die Materialien wurden schlechter. Ich habe es abfotografiert. Hier ist es.

Am selben Tag wurde noch ein Foto gemacht, wahrscheinlich vom Vater. Es zeigt die Mama, damals 28 Jahre alt, meine ältere Schwester und mich. Ich bin etwas über 4 Monate alt, die Schwester ist dreieinhalb. Der Papa kam nicht wieder, aber die Mutter blieb uns lange erhalten. Und meine Geschwister leben auch noch.

Nicht ganz passend vielleicht, aber wenn so mancher meint, Rilke passe immer, so sage ich: Ringelnatz.
Ringelnatz, Joachim (1883-1934)
Ein ganzes Leben
| „Weißt Du noch“, so frug die Eintagsfliege, abends, „wie ich auf der Stiege damals dir den Käsekrümel stahl?“ Mit der Abgeklärtheit eines Greises sprach der Fliegenmann: „Gewiss ich weiß es!“ Und er lächelte: „Es war einmal…“ „Weiß Du noch“, so fragte sie, „Weißt du noch, wie ich, weil ich Dir grollte, Fliegenmann gab keine Antwort mehr, |
Mir wird das Herz schwer…ich hab‘ auch ein paar (wenige) Photos.
LikeGefällt 2 Personen
zu dem Zweck hab ichs aber nicht gepostet. Hab einen schönen entspannten Schlaf und einen guten Mittwoch!.
LikeGefällt 1 Person
Schwesternliebe auf dem zweiten Foto ….
LikeGefällt 2 Personen
Vielen Dank Gerda, für Deinen so privaten Einblick! Krieg ist etwas schreckliches, dass der Mensch erfunden hat. Wenn man die Geschichte und die Gegenwart betrachtet weiß man, dass sich nichts ändern wird solange die Menschheit existiert. Dies ist meine Erkenntniss, dabei träume ich von einer heile Welt!
LikeGefällt 3 Personen
„Träume, Muchacho, träume, aber mit offenen Augen“ (heißt es in einem Italowestern).
LikeGefällt 2 Personen
HOI kunstschaffende
als eintagsfliege hättest du übersicht über ein paar stunden erfahrung.
die millionen jahre der MENSCHHEIT und die vermeintlicehen viele milliarden (erden-) jahre des UNIVERSUMS ,,, verstehst du das alles ?
DENN
alles ist miteinander verbunden und hat seine individualitäts-berechtigung,
WAS
den gesamt-ein-aus-druck des UNIVERSUMS perfekt puzzelt.
WAS KANN DARAN VERKEHRT SEIN ?
ICH kann mir eine „heileWelt“ ohne (gezieltes) ungleichgewicht, ohne bewegung garnicht in einer entwicklung vorstellen.
BIN LUISE
LikeLike
Für mich eine Bewegung und Entwicklung ohne Gewalt, ohne Neid und ohne perfides Denken, alles Eigenschaften der Menschen und so war es auch gemeint! Bitte nochmal lesen.
LikeLike
Ich liebe Ringelnatz!
LikeGefällt 2 Personen
berührend.
LikeGefällt 3 Personen
Mein Vater hatte mehr Glück,
hat den Wahnsinn überlebt.
Das Foto macht traurig…
LikeGefällt 2 Personen
danke, Chris.
LikeGefällt 1 Person
Aber – ein schmucker Papa und so viel gutes Zueinander-geneigtsein…
LikeGefällt 1 Person
Mit fällt sofort die gehäkelte Bluse von deiner Mutter auf. Vielleicht ist sie sogar von ihr selbst gemacht. Damals womöglich aus der Not geboren, aber wie schön sie ist – die Bluse und die Mama. Und gerade in diesen Jahren ist diese Art von Krägen auf T-Shirts wieder sehr im Kommen. Eine andere Art Reminiszenz…
LikeGefällt 2 Personen
DANKE! Meine Mutter machte tatsächlich alle Kleidungsstücke selbst, die eigenen und die ihrer Kinder. Das war damals notwendig, denn Geld hatten sie nicht (das Stipendium fürs Architekturstudium meines Vaters musste zurückbezahlt werden. Als alles bezahlt war, fiel er). Aber sie machte es auch gern. Nur in der Nachkriegszeit, als sie aus Not für eine Firma handgestrickte Kostüme fertigte, wurde es zu viel. So viele Erinnerungen ….
LikeGefällt 2 Personen
Was so ein Foto alles auslösen kann. Respekt, ganze Kostüme, das ist eine Höllenarbeit und dann noch mit drei Kindern.
LikeLike
Derzeit bin ich auch dabei, neu Altgeschenktes samt erneut erzählter Geschichten zu lesen, zu schauen und zu hören, eben erneut einzutauchen. Wenn einen die Erinnerungen oder auch erzählte Erinnerungen mitnehmen und auch mal lächeln lassen, trotz aller Schwere der Zeit, dann sind sie sehr wertvoll und sollten weiter getragen werden. Danke Gerda für Deinen Einblick.
LikeGefällt 2 Personen
das hast du schön gesagt, San-Day. Es ist, glaube ich, wichtig, den Strom der Zeit manchmal auch rückwärts zu schippern, und das vormals Erlebte, auch durch die Vorfahren Erlebte, mit hinein zu nehmen in die Gegenwart und Zukunft.
LikeGefällt 2 Personen
Danke, Gerda.
Es macht mich traurig, daß Menschen wertvolle Menschen zerstören.
Ich gehe jetzt in die Natur, um Kraft zu schöpfen.
Ich wünsche dir einen schönen Tag.
LikeGefällt 1 Person
Sei lieb gegrüßt und umarmt. Und pflück ein Blümchen für einen Geliebten. Gerda
LikeGefällt 1 Person
Hat dies auf haluise rebloggt und kommentierte:
ja, die kleinen, unprogrammierten schätzlis und bald kreieren sie sich mit der hilfe der erwachsenen ihr hamsterrad zum klang der lügensymphonie und sperren die FREIHEIT aus zum vermeintlichen überlebenszweck.
ne eintagsfliege lebt einfach ihre erfahrungen…
BIN LUISE
LikeLike
Bitte haluise, meine Sachen nicht ungefragt zu rebloggen. Bitte nimm insbesondere diesen Beitrag aus deinem Blog wieder raus. Auch bitte ich dich, dich nicht mit anderen Kommentatoren auf meinem Blog anzulegen und den Rahmen dessen, was sinnvoll kommentiert werden kann, nicht zu sprengen. Ich hielt das ist eigentlich für selbstverständlich. Gerda
LikeLike
natürlich muss ich nicht unbedingt rebloggen.
tut mir traurig, dass mein kommentar als angriff aufgefasst wurde, kannste ja rausnehmen, ich fühle mich nicht getroffen, denn ich lege die gesellschaftlichen codierungen ab, die vor allem verwirrung stiften.
weiss nicht, ob du das so schlicht verstehst, wie ich es ausdrücken möchte.
grüsschen von LUISE
LikeGefällt 1 Person
Schau, Luise, auf solch einem Blog kann man nicht in eine wirkliche Diskussion einsteigen. Du magst deine Worte nicht abwägen und in den Kontext stellen so, dass sich keiner brüskiert fühlt. Das ist ja verständlich und nicht zu kritisieren. Aber bitte tu das nicht auf meinem Blog, gell? Tu das in deinem Lebensfeld, so wie du es für richtig empfindest. Und bitte, ja, nicht alles rebloggen!!! Liebe Grüße von Gerda
LikeGefällt 1 Person
oh was für bezaubernde Fotos. So lang lebst Du schon… und deine Mama..mit anderen Sachen würde Sie so sehr irgendwie in die Moderne passen. Sonst sehen die Gesichter von damals oft so anders aus, also wirklich wie aus anderen Zeiten. Wie traurig das dein Papa nicht zurück kam, hast Ihn also gar nicht wirklich kennenlernen dürfen…
LikeGefällt 1 Person
danke für deine feinen Worte, madameflamusse.
LikeGefällt 1 Person
…auch auf mich wirkt es traurig, Mama und Papa sehen aus als hätten sie resigniert…traurig, traurig dass Dein Papa nicht wiederkam…
LikeGefällt 1 Person
Wie schön, daß Du diese Fotos noch hast, liebe Gerda.
Eine Erinnerung, die schmerzlich ist und doch gut, daß wir davon wissen.
Seine Wurzeln zu kennen, ist so wichtig
Vermutlich hast Du auch viele Geschichten im Kopf, wenn Du diese Bilder siehst.
Mit jeder Person fällt einem etwas anderes ein *lächel*.
Was für eine hübsche zarte Mutter und Dein Vater einer der Männer, die so sinnlos umkamen…
Leider habe ich keine Geschwister mit denen ich Erinnerungen teilen kann.
Lieber Gruß von Bruni
LikeLike