Wer denkt schon, wenn er an Griechenland denkt, an Dörfer, halb zerfallen aus grauem Gestein, und zwischen dem Gemäuer streunende Hunde und Katzen, sowie allerlei Federvieh, eine angepflockte Ziege, vielleicht auch ein paar wandernde Schafe?
Und doch ist dies das Hinterland, aus dem die Griechen noch immer ihre Kraft schöpfen: Ihr Dorf. Fragst du einen Griechen, woher er kommt, so sagt er selten: aus Athen oder Saloniki – selbst wenn er da geboren wurde. Er wird dir von dem Dorf seiner Eltern oder Großeltern erzählen, denn dort sind seine Wurzeln.
Dort springt das frische Wasser aus der Quelle über den ungepflasterten Weg, dort bricht der Feigenbaum durch das Dach, das schon lange nur noch mit Eternitplatten geflickt wurde, dort blühen Wildblumen von ungeahnt herrlichen Farben, dort sitzen ein paar krumme Alte auf der Schwelle oder humpeln den Pfad hinauf, der Ziege frisches Futter zu bringen, reiten den Esel oder pflücken Bergtee mit gichtigen Händen.
Im Sommer und zu den großen Festen kommen sie, die Jüngeren, die längst in den Städten leben, und noch einmal belebt sich die Szenerie mit spielenden Kindern. Tische werden vor den winzigen Laden gerückt, der als Taverne dient, und die Städter genießen den heimatlichen Käse, das frisch gebackene Brot, das gebratene Lamm und den Salat. Man ist da. Angekommen.
Auch hat jedes Kirchlein seinen Heiligen oder seine Heilige, die an einem Tag des Jahres geehrt wird.
Wer liebte nicht diese alten Dörfer, die eine große Wirtschaftskraft hatten, als sie die Städter noch mit ihren landwirtschaftlichen Produkten belieferten. Manche, die verkehrsgünstig liegen, haben auch heute noch einen bescheidenen Wohlstand und schaffen es mithilfe der in den Städten wohnenden Kinder, Häuser und Kirchen in Stand zu halten.
Wer einmal dort in den Weiten der Berge lebte, der kann sie nie mehr vergessen ….
doch seine Sehnsucht wird ihn immer wieder hinunter treiben zum glänzenden Spiegel des Meeres.
Ein zauberhaftes Stück Erde…
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ja, und sehr arm.
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Das Gegenteil würde bestimmt den Zauber mindern und es wäre eine laute Großstadt…
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nun, das Gegenteil von sehr arm könnte auch sein: genug für Mensch und Tier, und Dachziegeln für die Häuser, damit sie nicht zerfallen. Beschäftigung für die Jungen und Hilfen für die Alten. Laute Großstädte entstehen nicht auf den Bergen. Vielmehr besteht die Gefahr, dass diese einst lebendigen Orte ganz verschwinden, weil kaum jemand in der absoluten Armut leben mag und weggeht, wenn er kann.
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schade, dass armut auch kulturlandschaften verändert. eine verarmung auch unserer landschaften letztlich.
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Gute Infrastrukturen ziehen Menschen an, Athen war nicht immer Hauptstadt…es begann auch mit einem Dorf. Aber du hast recht, Berge erlauben dies nicht…das Schöne wird wohl bald nicht mehr sein…
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Wie fühlen sich die daheimgebliebenen Alten?
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Es ist sehr schwer für sie. Aber weggehen? dies IST ihr Leben. In einer Mansarde oder im Souterrain in der Stadt würden sie verkümmern. Meistens haben sie auch gar keine Wahl, da ihr Besitz keinen Geldwert hat und ihre Rente, wenn sie überhaupt eine bekommen, minimal ist. Sie brauchen also das Ei vom Huhn, die Milch von der Ziege, die Tomate vom Gärtchen, um zu überleben.
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Danke für die Antwort, die mich nicht überrascht. Touristen sind ja häufig versucht, nur die ästhetisch-romantische Seite dieser Lebensorte zu sehen und den Alltag der Menschen dort auszublenden.
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Liebe Gerda,
ich danke Dir sehr für diese wunderbaren Berichte über Griechenland und diesen ganz besonders.
Ich kenne so ein Dorf im Norden von Griechenland am Meer in dem ich als junge Frau jedes Jahr in den Ferien war. Ich kann mich noch gut an die Geräusche und die Gerüche erinnern wenn wir über die Hügel Richtung Dorf gefahren sind. Dort wurde meine Liebe zu Griechenland geboren.
Ich kann mich an die wunderschönen Abende erinnern als das ganze Dorf auf der Straße war, ich glaube die Griechen nennen es Volta. Mein kleiner Sohn blond und blauäugig war jeden Abend der kleine Star auf der Straße und jede der Dorfbewohnerinnen wollte mit ihm über die Straße am Meer flanirien.
Er ist aber nur mit der Tochter und der Großmutter unserer Gastgeber gegangen, das aber voller Freude.
Während ich dies schreibe empfinde ich so eine unglaubliche Sehnsucht nach diesem Land das mir die Tränen kommen. Entschuldige bitte meine Sentimentalitäten.
Liebe Grüße von Bine unter den Linden
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Die Dörfer am Meer konnten ihre Bevölkerung halten und oft wurden auch viele weniger schöne Häuser dazugebaut, als Sommerquartier für die Urlauber. Anders ist es auf den Bergen: da gibt es keine volta mehr, und keine Kinderstimmen füllen die Luft. Die Schulen stehen längst leer, und die wenigen Bewohner, fast alle alt, haben ihre liebe Not, die täglichen Funktionen aufrechtzuerhalten. Nur an seltenen Tagen und in den großen Ferien beleben sie sich. Melancholie liegt über den Dörfern, aber das Land ist herrlich.
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so schön…ich hab seit einiger Zeit richtig Sehnsucht nach so einem wilden gluckerndem Bach wie auf dem Bild
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Wunderbar kommentiert und fotografiert. Es heißt immer, Fortschritte und Veränderungen seien wichtig. Doch wenn ich diese Idylle betrachte, dann würde ich dieses einfache, minimalistische Leben vorziehen. Auch wenn es mit schwerer körperlicher Arbeit verbunden ist. Bei vielen jungen Menschen geht es wieder in diese Richtung. Die Einfachheit des Seins ist der neue Lifestyle. Wäre schön, wenn sich dieses Bewusstsein durchsetzen könnte.
Danke für diesen schönen Beitrag!
Grüße Babsi
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Das wäre wirklich schön!
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Liebe Babsi, dies ist kein lifestyle. Was heute durch junge meist gebildete Leute entsteht – auch hier in Griechenland – , ist es auch nur am Anfang, wenn sie noch Flausen im Kopf haben. Danach ist es ein schwerer Kampf, der viel Willenskraft und Durchhaltevermögen erfordert.
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Ja, dass stimmt. Wenn aber nur ein kleiner Teil bei dieser Lebensweise bliebe, dann wäre das auch ein Segen für die Natur. Selbstversorger in Kombination mit den erfahrenen Senioren. Es ist so traurig, wenn diese Bergdörfer verschwinden.
Wenn ich gesund und stark wäre, dann würde ich es zumindest versuchen. Es ist bestimmt schwer für Dich, diese Entwicklung beobachten zu müssen.
Ich würde gerne immer wieder etwas von Dir, zu diesen Themen erfahren.
Liebe Grüße Babsi
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Danke für Geschichte und Bilder, super gemacht. Bei Taygetos erinnere ich mich an eine Szene aus dem Geographieunterricht. Ich konnte das Gebirge nicht auf der Karte verorten und der Dr. Kiener sagte „Denk doch an deinen Namen Stoe-Pha-Si-Os – Ta-Y-Ge-Tos“. 60 Jahre her, Taygetos werde ich nie vergessen.
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Du bringst mich zum Lächeln. Solche Eselsbrücken halten länger als die menschlichen. Der name kommt, wie du inzwischen wohl weißt, von einer der Schwestern des Siebengestirns (Plejaden), Taygeta.
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Hat dies auf haluise rebloggt und kommentierte:
ICH SEHE …
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… IN VIELEN BILDERN … FRANKREICH
BIN LUISE
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Sehr schade, das Sterben der Dörfer. Ich vermute, die Griechenlandkrise hat es nicht leichter gemacht. Wir waren im Sommer 2006 und im Herbst 2014 auf den Peloponnes und haben die Veränderungen gesehen. Aber Griechenland ist natürlich immer noch ein wunderschönes und faszinierendes Land. Liebe Grüße, Peggy
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Es ist schwer zu sagen, ob die Krise das Sterben der Dörfer beschleunigt oder eher verlangsamt. es ist ein zweischneidiges Schwert. Es gibt etliche junge Arbeitslose, die versuchen, ererbtes oder gepachtetes Land mit neuen Produkten zu bestellen. Auch gibt es wieder mehr Hausgärtchen mit Gemüse. Andererseits fehlt Geld für Reparaturen, Maschinerie etc. ….
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