Noch einmal nahm ich das Thema auf, das ich zuvor in einem Drabble aufgegriffen hatte (hier). Diese Mama ist von ganz anderer Art als die im Drabble: Wenn die andere ihren Sprössling mit allzu warmen Kleidern und Geschimpfe traktierte, so möchte diese, dass es die Natur liebt und bestaunt und nicht im Labtop nach fragwürdigen Ersatzvergnügen sucht. Doch was die Mama will – das will auch dieses Kind nicht.
Hausfrau, wichtig, schillern sind die drei Wörter, die Doro für Christianes abc-etüden vorgegeben hat. Zu schreiben ist ein Text von höchstens 300 Wörtern. Dieser hat 267 Wörter.

Erziehungsstile -Erziehungsziele (2)
Was schillert, fasziniert mich sehr
Erinnert’s mich doch an das Meer
Mit seinen Fischen und Korallen
Den Muscheln, Seetang und den Quallen
Die helles Sonnenlichtgefunkel
Hinuntertragen in das Dunkel
Verborgner Tiefen, Löcher, Spalten
Mit ihren blinden Ungestalten.
Auch Vögel tragen im Gefieder
Das Sterngefunkel, spiegeln’s wider
Eisvögel, Stare, Kolibri
Die schillern schön, wie lieb ich die!
Die Schmetterlinge tun’s nicht minder
Drum freun sich sehr die kleinen Kinder
wenn Falter an den Blüten hangen
dann jauchzen sie und wolln sie fangen.
Doch fangen lässt sich dieses Licht
So sprach die Hausfrau, leider nicht.
Du müsstest schon, so wir mich deuchten
Mit eignem Licht von Innen leuchten.
Damit du’s kannst, vergiss ja nicht
Dass man sein Abendsprüchlein spricht
Und an dem Labtop nicht mehr liest
Sondern seine Äuglein schließt
Denn trübe Augen sehn nicht richtig
Und richtig Sehen ist sehr wichtig
Dann kannst du deinen Augen trauen
Und all die Alltagswunder schauen
Die dir, wenn Sonnenstrahlen grüßen
Dir allzeit deinen Tag versüßen.
Drum lass den Labtop besser sein
Bei Dunkelheit und Lampenschein.
Das Kind hört wohl, was Mama spricht
Doch ihr gehorchen will es nicht
Denn in den Filmchen sieht es Elfen
Und Trolle die den Kindern helfen
Und Drachen gibt’s und Ungeheuer
Die spucken aus dem Maule Feuer
Das ist viel besser als Natur
Die hat das Altbekannte nur.
Das Kind will Wunder andrer Art
Will Abenteuer, große Fahrt
Will Spannung und das Nie-Gesehne
In schnellem Wechsel jede Szene.
Und wenn es schillert, dann schon richtig!
Die Übertreibung macht es wichtig.
Das gibt es in den Filmen nur.
Wie ärmlich ist doch die Natur!

Tja, wenn das „Altbekannte“ wirklich bekannt wäre, gäbe es ja noch Hoffnung, dass sich das Kind dem wieder zuwendet, wenn es das ewig Schillernde, Irreale leid wird, aber zeig mir die Mutter, die ihr Kind anfeuert, wenn es mit Hingabe im Dreck wühlt und eine Regenwurm-, Käfer-, Schnecken-und Froschsammlung anlegen möchte! Dann ist nämlich oft alles ganz schnell IIIIIHHHH!! und BÄÄÄÄHHHH!! 😏
Danke dir für die Etüde! 😁👍
Frühabendgrüße ⛅🎶🛋️🍵
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Ich meine, es gibt solche Mütter (oder sind es inzwischen Großmütter?), die genau das Im-Dreck-Wühlen der Kinder unterstützen. Doch viele Kinder haben keine Lust mehr dazu. Sie ziehen das Tablett mit Darstellungen von Schlammschlachten vor. Das wollte ich ausdrücken. Auch die naturbegeisterten Eltern können ihr Programm oft nicht durchsetzen.
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Ich denke, dass es beides gibt, und ja, ich halte das auch für ein Problem. Wie soll man Begeisterung weitergeben, wenn man sie selbst nie erlebt hat? 🤔
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Ich meinte Eltern, die durchaus solche Naturbegeisterung erlebten und weitergeben möchten, aber die Kids sind nicht dran interessiert, weil andere Einflüsse viel stärker sind oder weil sie ihre eltern eh altmodisch finden. Eine blutige Schlacht auf dem Tablet macht, die man beeinflussen kann, macht so viel mehr her als das Beobachten von Ameisen (finden sie).
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Und bitte, Klugscheißeranmerkung: Du meinst ein Tablet. Ein t hinten. Auf einem Tablett trägt man Teller oder Tassen etc.
Ja, man sollte die Autokorrektur erziehen. 😎😉
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danke, ja. Komisch, dass der Autokorrektor das Tablett dem Tablet vorzieht. So altmodisch!
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Jeder Grashalm ist ein Wunder und zwischen diesen krabbelt es… Ich entsinne mich – und habe gerade den Kommentar vor meinem gelesen – meiner Kinder. Wie sie Abhänge hinabkullerten, sich in den Sandkasten einwühlten und diverse Tiere mit heim brachten, die wir dann zu pflegen versuchten.
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Da bin ich ganz deiner Meinung. Doch heutige Eltern, die genau diese Erfahrung an ihre Sprösslinge weitergeben möchten, scheitern manchmal genauso wie ihre Vorgänger-Generationen am Widerspruchsgeist der Kinder und an den veränderten Zeitumständen. Zuerst hatte ich die Mutter das Kind mahnen lassen, nicht unter der Decke heimlich zu lesen – dann fiel mir ein, dass es heute eher das Tablett ist, das mit ins bett genommen wird.
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