Epulosi (Verheilung) – die Kunst von Vasilis Botoutas

Epulosi (επούλωση) ist ein feines Wort für Verheilung. Insbesondere bezeichnet es den Vorgang, wenn eine Brandwunde anfängt auszuheilen und zu vernarben. Ich weiß nicht, ob du eine Vorstellung davon hast, wie eine schwere Brandwunde aussieht und wie lange es braucht, bis sie verheilt – sofern das ohne Hauttransplantate überhaupt geht. Es ist ein grausamer Anblick, den ihr euch besser erspart.

Heute fuhr ich durchs Pendeli-Gebirge, das in diesem Sommer erneut von Wildfeuern verwüstet wurde. Auch das ist ein schrecklicher, verstörender  Anblick. Über der schwärzlichen Wüste des verbrannten Waldes aber breitet sich ein hellblauer Himmel und weit unten die strahlende kreisförmige Bucht des Meeres, die verklüfte Küste und das im Licht träumende Euböa….

Mein Neffe Vasilis Botoulas, versucht seit 2017, als die Flammen eines Wildfeuers Menschen, Tiere, Bäume töteten und auch das Haus seiner Eltern, in dem er sein Atelier hat, beleckten, das Thema künstlerisch zu bewältigen. Ich habe mehrmals davon berichtet.(hier,  hier,  hier, hier)

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Nun hat er eine neue Serie erarbeitet, die er Epulosi/Verheilung nennt. Er meint, er könne das Thema damit für sich abschließen.

Es handelt sich um zweimal sechs Blätter, auf denen er je eine kleine rechteckige Fläche sorgfältig mit feinsten Strichen bedeckt hat. Das Papier ist alt und ein wenig angegilbt, die Ausfüllungen sind monochrom – von Schwarz über Grau und Rosa bis hin zu einem innigen Rot. Die verwendeten Malmittel reichen von weichen und harten Bleistiften über Kugelschreiber bis hin zu Lippenstift.

Hier ein Beispiel der größeren Sechser-Serie, schmale Schreibmaschinenpapiergröße (die anderen sechs Blätter sind noch kleiner).  Ohne Lupe siehst du nur eine einheitliche dunkle Fläche.

Ich rückte den Blättern etwas näher, um die Strukturen erkennbar zu machen.

Ich bedaure sehr, dass ich die rosa Blätter, die mir am meisten zu Herze gingen, nicht fotografiert habe. Ich tat es nicht, weil er die Arbeiten ja erst noch ausstellen will. Als ich durch das verwüstete Gebirge zurückfuhr, erfasste mein Blick im Vorbeifahren ein wundervolles kühles Rosa: die Zyklamen haben auch die schrecklichen diesjährigen Feuer überlebt und blühen unverzagt ihren Zauber hervor!

Und wie sieht es in der unmittelbaren Umgebung von Vasilis Haus aus?  So war es im Januar 2018, ein halbes Jahr nach dem Brand.

Und so ist es heute: Wie ein hellgrünes Flammenmeer haben die jungen Pinien die Hänge überzogen und ihr Gebiet zurückerobert.

Auch die schwersten Wunden dürfen irgendwann verheilen.

 

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About gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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10 Responses to Epulosi (Verheilung) – die Kunst von Vasilis Botoutas

  1. Avatar von Myriade Myriade sagt:

    Ähem, hmmmm, das eine Foto stammt aber aus meiner Impulswerkstatt vom März April 23 und stellt nicht ein Werk deines Neffen dar, sondern ist im Stift Zwettl ausgestellt …… vielleicht ein Irrtum ….

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  2. Avatar von Myriade Myriade sagt:

    An diese aufgelegten verkohlten Teile erinnere ich mich auch. Äußerst eindrucksvoll !

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  3. Wunden heilen. Aber zunächst tun sie weh, nicht jeder überlebt sie, nicht jede verheilt vollständig! So sollte man unnötige Wunden vermeiden und nicht mutwillig provozieren, wie es leider in unserer Welt üblich ist. Es wird noch mehr Brände geben, dafür aber auch Überschwemmungen.

    Ach, die gab es doch immer! Und der Brand ist manchen Pflanzen auch notwendig, Lebenselixier, Wachstumsschub für die Sämereien. Gewiß, das ist wahr. Aber in Maßen, in Maßen! Die Maßlosigkeit des Menschen paßt nicht auf ein schmales Stück Papier. HIer endet die Kunst und der Wald, die Welt und das Leben.

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  4. Es ist nicht immer einfach mit dem Verheilen, aber es kann gelingen.
    Ich habe es vor 43 Jahren bei meiner kleinen Tochter gesehen.
    IIhre Haut wurde wieder wunderschön, aber es dauerte ein Weilchen.
    Nun erkenne ich wieder Brandwunden, die heilen sollen, aber sich zu sehr verkrustet haben…
    Wie gut, daß Dein Neffe die Kunst als Heilmittel fand. Ich erinnere mich an Deine älteren Berichte, liebe Gerda.
    Die Natur hat es schon geschafft und Du schreibst so schön vom kühlen Rosa und den Eindruck habe ich auch, wenn ich mir Dein Foto ansehe.

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  5. Mal wieder im spam… seufz

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