Kunst am Sonntag: Verkohlter Wald und der künstlerische Umgang damit (1).

Heute waren wir in Ost-Attika bei meiner Schwägerin zu Gast, deren Familie und Haus der sommerlichen Brandkatastrophe knapp entgangen sind. Ihr Haus sauber renoviert, die Stimmung tapfer, das Essen fantastisch, aber draußen nichts als Trostlosigkeit, Hundegebell und das Geschrei von Kettensägen im Holz.  Ich machte traurige Fotos von verkohltem Wald und von den halb verbrannten Häusern, deren Hässlichkeit von keinem Grün barmherzig verhüllt wird.

Angesichts dieser Tristesse machte ich nur eine Skizze im verkohlten Wäldchen neben dem Haus, in der Ferne die Andeutung von Euböa.

Zuhause dann das Fotografieren der Skizze und die Bearbeitungen, die verschiedene Stimmungen wiedergeben mögen: Träume von den verlorenen Kronen, vom nahenden Feuer, vom Funkentanz, vom Leben, das gewichen ist, Erschöpfung und Erstarrung. Tatsächlich sind diese Stämme nur äußerlich verkohlt, innerlich aber weiß, harzig und lebendig. Doch können sie sich nicht mehr erneuern. Nur ihre Form bleibt solange stehen, bis sie abgesägt werden. Ich sah es unterwegs.

(Fortsetzung folgt)

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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19 Antworten zu Kunst am Sonntag: Verkohlter Wald und der künstlerische Umgang damit (1).

  1. Ulli schreibt:

    Das müsste mir jetzt mal jemand erklären, wie es sein kann, dass das Innere noch lebt, aber durch das verbrannte Äußere nicht weiterleben kann, okay, die Kronen fehlen, vielleicht liegt hier die Lösung. Ich dachte immer bestimmend wäre der innere Säftefluss, neben der Photosynthese – m –
    Ja wahrlich, ein trauriger Ort, es wird noch eine Weile dauern bis die Spuren sich verwischen und überwachsen sind, die Spuren in den Menschen werden vielleicht länger spürbar sein.

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  2. Die Fotos sind wirklich ein trauriger Anblick aber die Bilder, die du daraus gemacht hast, sind richtig schön geworden.

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  3. kunstschaffende schreibt:

    Wird den Menschen denn geholfen, die Haus und Hof verloren haben? Und ich denke auch an die Tiere die verbrannt sind, es ist solo traurig!

    Du hast aber aus der Trostlosigkeit etwas schönes gezaubert! Die Natur wird das Wunder der Neuentstehung vollbringen, sie braucht nur ihre Zeit dafür!

    Liebe Grüße Babsi

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    • gkazakou schreibt:

      Danke Babsi. Ein bisschen Unterstützung gibt es, aber wenn Angehörige verbrannt sind, ist es schwer, das Haus wieder aufzubauen. Es gab ja fast hundert Tote in dieser kleinen Gemeinde. Mein Neffe, 41, von dessen Kunst ich gleich noch schreiben werde, sagte mir heute: ich weiß nicht, ob ich es geschafft hätte. Ja, die Tiere hatten es auch sehr schwer.

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  4. schreibenwaermt schreibt:

    Schöne Bilder. So kann man selbst Katastrophen etwas positives abgewinnen.

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  5. rotewelt schreibt:

    Was für Bäume sind das? An meinem Lieblingsort in Südfrankreich sind im Sommer 2017 vor allem Schirmpinien dem Feuer zum Opfer gefallen. Und nun sah ich aktuelle Aufnahmen und bis auf ein bisschen Grün am Boden sieht es noch genauso grauenvoll aus wie damals. Ja, hässlich und trostlos. Die halbverbrannten Häuser, die du aus Griechenland zeigst, lassen einen noch mehr erschaudern. Deine künstlerische Umsetzung ist in ihrer Formensprache sehr ästhetisch und man würde hoffen, dass neues Leben möglich ist. Doch warum die Bäume nicht zu neuem Leben erwachen können, obwohl sie innerlich noch leben, würde mich auch interessieren.

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    • gerda kazakou schreibt:

      Es sind Pinien, sehr hochstämmig und wenn sie frei stehen, formen sie eine mächtige Krone aus, aber keine Schirme, sondern ein breites Geäst mit einer Art aufeinandergetürmten grünen Kugeln. Warum sie nicht wieder lebendig werden? Danach fragte ich auch. Nein, es geht wohl nicht, wenn die saftführenden Schichten der Rinde zerstört sind und kein bisschen Grün mehr vorhanden ist. Ich fragte nach Nachwuchs aus Samen. Tatsächlich zeigte mir mein Neffe einen winzigen Keimling. Auch in anderen verbrannten Wäldern hat sich der Bestand aus Samen erneuert. Die verbrannten Bäume ragen dann noch viele Jahre über den Jungwald in den Himmel. Aufforsten muss man, wenn zwischen zwei Bränden zu wenig Zeit war, dass samentragende Bäume entstanden.
      Im Falle der Siedlung wird man wohl gar keine Pinien mehr haben wollen. Ich sehe schon etliche kleine Oliven und andere laubtragende Sorten, die neu gepflanzt wurden. Aber es sind halt Winzlinge und es sind auch nur wenige.

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  6. afrikafrau schreibt:

    kenne solche Bilder verbranntem Wald aus Korsika, ein Jahr später , die ersten grünen Schößlinge
    aus schwarzer Erde, nach zwei Jahren, wieder unbeschädigt, die Natur ist sehr sehr stark, wir sind zu ungeduldig. Tiere flüchten sehr schnell in sichere Nachbargebiete, da sie vorher eine Gefahr wahrnehmen können.

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    • gerda kazakou schreibt:

      Das ist richtig: die Natur ist sehr stark, und die verbrannten Gebiete erholen sich. Aber hier handelt es sich nicht nur um Natur, nicht einmal vordringlich, sondern um Wohngebiete, die Menschen sind seelisch schwer beschädigt durch die Katastrophe, viele haben Anverwandte verloren, Kinder, Frauen, Väter… , ja, und Haustiere: Hunde, Katzen wurden von Tierfreunden eingesammelt, die Verbrennungen behandelt, neue Besitzer gesucht.

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  7. mmandarin schreibt:

    Wie wunderbar das Kathastrophenszenario umgesetzt hast. Tatsächlich muss ich noch oft an das Inferno und den Folgen daraus denken. Da braucht es eine Menge Mut und Zuversicht, das zu überwinden. Möge es nie mehr geschehen. Liebe Grüße, Marie

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    • gerda kazakou schreibt:

      danke, Marie. Gestern fühlte es sich für mich sogar schlechter an als beim vorigen Besuch, vielleicht weil die tröstlichen Zyklamen fehlten, vielleicht auch, weil das Elend nun die Farbe der Alltäglichkeit angenommen hat. Ich dachte an die Menschen, die in kriegszerstörte Städte zurückkehren, sah grad ein paar Fotos aus Homs in Syrien, wo eine Familie stolz ihr renoviertes Haus vorführt, während ringsum alles verwüstet ist und die Freunde, die Nachbarn fehlen. So fühlte es sich auch gestern in Nea Boutsa an. Hier war es eine Naturkatastrophe mit menschlischem Versagen, dort aber bewusstes Verbrechen. Und so geht es fort in der Welt, mit winzigen mühsamen Schritten der Aufbau, mit großen herrischen Gesten die Vernichtung.

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  8. www.wortbehagen.de.index.php schreibt:

    Wirklich traurige Bilder und Trauer bei denen, die es täglich oder immer wieder sehen.
    Und doch gelang es Dir, eine Art von Hoffnung zu skizzieren, liebe Gerda. In der Bearbeitung fiel es mir auf. Oder sind es tatsächlich nur die Farben, die die Hoffnung hier tragen?

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    • gerda kazakou schreibt:

      Ich denke, es sind die Farben. Aber ganz ohne Hoffnung ist die Welt ja nicht, solange es Bäume gibt, und sei es auch verkohlte. 😦

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      • www.wortbehagen.de.index.php schreibt:

        *lächel*, wie anders könnten wir leben, liebe Gerda. Ohne den kleinsten Hoffnungsschimmer sind wir doch rettungslos verloren und dümpeln nur noch vor uns hin… Lebensqualität sieht anders aus.

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  9. Mitzi Irsaj schreibt:

    Bedrückende Bilder. Der Natur wird es vielleicht leichter fallen sich zu erholen oder zu erneuern als den armen Menschen, die Hab und Gut und ihre Lieben verloren haben.

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