Kunst hilft: Architektonisches Umfeld, Besucherin und Heimfahrt

Von 4-7 Uhr am Nachmittag habe ich wieder meine Ausstellung gehütet. Wie ich so vor der Tür sitze und nichts zu tun habe, lasse ich den Blick über die Häuserfronten wandern.und wundere mich, wie so oft, über die Fähigkeit der Griechen, in einer Ecke so ziemlich sämtliche Stile und Fertigungsstadien der Architektur zu vereinen.

Gegenüber steht ein irgendwann mal begonnene Haus mit „anamones“ (Erwartenden) – so nennt man die aus dem Zement ragenden Eisenstangen, die darauf warten, dass eine weitere Etage fianzierbar wird -, davor zwei stark zurückgeschnittene Maulbeerbäume und daneben, in einer Baulücke, ein aufgebocktes Boot. Das Haus dahinter prunkt mit einer großen fensterlosen weißen Wand. Fensterlos ist sie, weil das Grundstück dort endet, also der vorgeschriebene Sicht-Abstand zum Nachbarn nicht einzuhalten ist. Zur Straße hin hat sich der Architekt etwas ganz Nettes ausgedacht, um die Eintönigkeit der Balkone zu unterbrechen. Auch dieses Haus ist noch nicht fertig gebaut.

Daneben konkurriert eine moderne Fassade  mit einem Wohnhaus älterer Bauweise: dessen Balkone sind an die Fassade angeklebt und vergittert, die Fenster im Erdgeschoss werden durch hölzerne gestrichene Jalousien vor neugierigen Blicken geschützt.

Für die Fassade des Hauses, in dessen Erdgeschoss sich das Yogastudium und andere Geschäftsräume befinden, hat sich der Architekt etwas besonderes einfallen lassen: große Wintergärten stecken wie verglaste Kästen zwischen den rosarot gestrichenen Trennwänden.

Gleich daneben steht ein mehrstöckiges Haus der gewöhnlich-hässlichen Art, das Erdgeschoss aber versucht,  einen traditionellen Baustil vorzutäuschen. Wozu die Steinplatten und der hölzerne Fensteraufsatz, völlig sinnlos unter dem vorragenden Balkon, gut sein sollen? Funktional sind sie jedenfalls nicht.

Am Ende des Sträßchens steht ein weiteres Hausmonster, in dessen Erdgeschoss eine Familie eine etwas kümmerliche Taverne bestreibt.

Das also ist das Umfeld meiner Ausstellung. Ich bin gerne dort, sitze gern in der Sonne auf dem mitgebrachten stoffbespannten Klappsessel und gucke, was sich auf der Straße tut. Natürlich freue ich mich noch mehr, wenn jemand kommt und die Ausstellung sehen will.

Heute machte mir Christina aus unserem Freundeskreis diese Freude. Sie ist Expertin für alte Samen, sehr aktiv im alternativen Landbau und hat mir voriges Jahr mit meinem  kleinen Gemüsegarten geholfen. Heute nahm sie sich die Zeit, meine Dossiers durchzusehen, und erwarb zwei kleine Bilder: ein aquarellierter Bauernhof auf Samothrake und eine Fantasie mit Ölfarbenabdrucken und Aquarell.

Weitere Verkäufe kamen heute nicht zustande, aber es gab ein paar Anfragen. Vielleicht morgen, am letzten Tag der Ausstellung, kommt noch was zustande.Auch so lässt sich das Ergebnis durchaus sehen. Und so sprachen wir mit Sofia auch darüber, welche Personen und Projekte wir mit dem Geld unterstützen wollen. Die Gruppe soll am Wochenende eine Entscheidung treffen.

Auf der Heimfahrt sah ich den bleichen Vollmond über dem Vorgebirge aufgehen, zückte das Handy und fotografierte ihn inmitten gleichgroßer runder Formen. 

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About gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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18 Responses to Kunst hilft: Architektonisches Umfeld, Besucherin und Heimfahrt

  1. Eine Stallwache kenne ich kaum, aber du hast sie trefflich genutzt.

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  2. Avatar von Chrinolo Chrinolo sagt:

    Für mich ist es immer wieder schön und interessant, deinen Beobachtungen und Gedanken beim „Nichtstun“ zu folgen. Ich wünsche dir für heute einen schönen und erfolgreichen Tag bei deinem Projekt. Ganz liebe Grüße zu dir, Christel 🙂

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  3. Die ampel und der volle mond 😊

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  4. Schön, daß Du immer mehr Freunde Deiner Bilder findest!👍
    Das letzte Foto von dem vollen Mond und zugleich den Ampellampen beeindruckt mich besonders.

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  5. Es ist ein Wachrüttelmoment! Hinzu kommen ja noch die vielen roten Rücklichter der Autos.
    Doch der Mond steht unberührt davon, ruhig und tröstluch, in weiter Ferne und Höhe darüber.

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  6. Avatar von Myriade Myriade sagt:

    Ein sehr originelles Foto. Formen muss man sehen

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  7. Ein „Hausmonster“ ! So passende Wortschöpfung!☺️

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  8. Der Mond tut sich schwer inmitten der roten Ampeln die ihn am Näherkommen hindern.

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