Tagebuch der Lustbarkeiten: Durchs offene Fenster den Zikaden zuhören

„Die Luft war einst dem Sterben nah…“

Wer kennte nicht dies Morgensterngedicht? Tagtäglich massieren die Zikaden mit ihrem ununterbrochenen Getöse die Luft. Es ist ein unruhiger Rhythmus, durchaus nicht eintönig. Mal schmiegen sich die Töne aneinander, mal streiten sie, dann wieder spielen sie Kanon. Und ich lausche, während die Hitze ums Haus steht. Nichts anderes braucht es, um in Frieden zu sein. Sommer eben.

 

 

Die Luft

Die Luft war einst dem Sterben nah.

»Hilf mir, mein himmlischer Papa,«
so rief sie mit sehr trübem Blick,
»ich werde dumm, ich werde dick;
du weißt ja sonst für alles Rat –
schick mich auf Reisen, in ein Bad,
auch saure Milch wird gern empfohlen; –
wenn nicht – laß ich den Teufel holen!«

Der Herr, sich scheuend vor Blamage,
erfand für sie die – Tonmassage.

Es gibt seitdem die Welt, die – schreit.
Wobei die Luft famos gedeiht.

                                           Christian Morgenstern

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About gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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20 Responses to Tagebuch der Lustbarkeiten: Durchs offene Fenster den Zikaden zuhören

  1. Die diversen Zikaden kenne ich fast alle. Im Moment sind etwa zwei Dutzend Rhododenzikaden bei uns zu sehen ..

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  2. Avatar von anneeulia anneeulia sagt:

    Ich liebe Zikaden und Heupferde Geräusche…leider in Hamburg so selten zu hören die deutschen Grashüpfer.

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  3. Avatar von hanneweb hanneweb sagt:

    Ja liebe Gerda…. Nichts anderes braucht es, um in Frieden zu sein und alleine schon dieses so herzlich einladende blaue Fenster strahlt eine wunderbare friedvolles Atmosphäre aus!
    Liebe Grüße, Hanne

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  4. Für mich sind die Zikadengesänge der Sound des Südens. Jedesmal, wenn ich nach meist antrengende Reise angekommen war, konnte ich mir keinen schöneren Willkommensgesang vorstellen.

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  5. Avatar von Mitzi Irsaj Mitzi Irsaj sagt:

    Das ist wirklich eines der Geräusche, die ich mit Sommer verbinde. Im Süden, da lausche ich ihm lange und meist träge wegen der Hitze und mit fast immer friedlichem Gefühl.
    Hier habe ich Fliegen und Bienen für das perfekte Sommergeräusch. Auch schön, aber Zikaden klingen noch mehr nach heißen Sommertagen.

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  6. Da sie mich die Nächte über wach gehalten habe bis zum Morgengrauen habe ich sie gehasst aus tiefstem Herzen, wie das Schnarchen des Mannes…

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  7. Zikadengesänge, oh ja, ich erinnere mich, aber immer nur aus den Urlauben.
    Hier bei uns höre ich kaum mal welche. Es muß schon ein echter Sommer sein, wenn die Zikaden singen… und einen solchen haben wir zur Zeit ja nicht

    Dein Fensterbild ist hell wie der strahlende Tag und so schön sommerlich, daß es schon fast weh tut 🙂 (nein, mir tut nichts weh)

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