Tägliches Malen: 5. Stadium eines Bildes: ausgesperrte Landschaft

Ich muss mich sputen, wenn ich alle Stadien dieses Bildes dokumentieren will, denn täglich kommt ja eine Schicht, manchmal es auch zwei, dazu. Außer dem Malen ist mir die Überblendung wichtig, denn sie führt mich jedes Mal in weitere Gedankengefilde. 

Die bisher gezeigten vier Stadien:

sowie drei der Überblendungen: Meer – Olivenhain – moderner Bau

Das fünfte Stadium ist eine relativ geringfügige Intervention. Ich habe vor allem mit energischen ockergelben und blauen Pinselstrichen die etwas müde Landschaft in Bewegung gesetzt.

Dann aber war sie mir zu knallig, und ich hatte das Bedürfnis, sie mir vom Leibe zu halten. Ich übermalte sie mit breiten Pinselstrichen und rückte sie dadurch in eine gewisse Ferne, so als sähe ich sie durchs Gebälk eines zerbrochenen Hauses.

Bei der Foto-Überblendung ging ich noch einen Schritt weiter: Ich versetzte die Landschaft hinter die Front meines Ateliers, so dass sie nun vom Gemäuer zurückgehalten wird und nur durch die Glasfenster scheint undein wenig zur Tür hereinquillt. 

Ich glaube, ich wurde zu dieser und der vorangegangenen Überblendung (Ateliereingang, Schulgebäude) angeregt durch das Buch, das ich gerade lese: Thomas Sedlacek, Die Ökonomie von Gut und Böse, Hansa-Verlag 2009. Es handelt sich um „einen faszinierenden Gang durch die Welt der Ökonomie – vom Gilgamesch-Eposüber das Alte Testament und Adam Smith bis zur Wallstreet und zur Wirtschaftskrise“ (Klappentext). Ich bin noch in den Anfängen, wo er das Verhältnis des Stadterbauers von Uruk (Gilgamesch) zur Natur beschreibt: die Stadt ist der „gute“ Ort der Zivilisation, deren Mauern aufgerichtet werden gegen die „böse“ gefährliche unberechenbare Natur. Vom sicheren Ort aus behandelt man die Natur als Lieferant von Rohstoffen und vernichtet sie peu a peu, um den zivilisierten Bereich auszudehnen….Am Ende ist Natur die domestizierte „Umwelt“, an die man sich zu Erholungszwecken gelegentlich begibt.

Auch dieses Bild habe ich bereits umgeschaffen, ich zeige es morgen.

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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6 Antworten zu Tägliches Malen: 5. Stadium eines Bildes: ausgesperrte Landschaft

  1. Gisela Benseler schreibt:

    Die Natur hinter Fensterglas und Rahmen und Wänden….

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    • gkazakou schreibt:

      Ja, so stellt sich Natur den Menschen heute dar. Wir können nicht mehr in der unbearbeiteten Natur leben, brauchen den sicheren Rückzugsort, von dem aus wir auf die gezähmte Natur hinausschauen und manchmal in ihr spazierengehen.

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  2. Ulli schreibt:

    Mir gefällt die Ehrlichkeit, wie hier Stadtbau beschrieben wird, auch wenn es mir letztendlich nicht gefällt wie weit weg nun viele Menschen von der Natur sind. Nicht nur örtlich, vor allen Dingen innerlich.
    Mir gefällt eben auch dein Zusammenspiel von Natur und Atelier. Und den Olivenhain mag ich auch sehr!

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  3. Gisela Benseler schreibt:

    Aber die Verbindung zur Wesenhaften Natur sollten wir pflegen, immer wieder neu, wenn auch im kleinen Rahmen. Und es gibt einige, die da sehr kreativ sind und sich fleißig einsetzen. Und das „zieht dann Kreise“ und „steckt an“. 🌳🌷🩷💐🐝💐

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  4. Deine erklärten Schritte finde ich sehr aufhellend und bei der Natur, die fast wie hereinquellend angezeigt wird, bin ich ganz bei Dir. Da finde ich mich wieder und im Gleichklang mir Dir, liebe gerda

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