Olivenbäume und Frieden in Kitries (mit täglichem Zeichnen)

Der Himmel war heute nachmittag leicht bedeckt, also dachte ich, ich könnte mal einen größeren Spaziergang durch die Felder machen. Doch schon bald schwitzte ich, lenkte meine Schritte hinunter in den schattigen Bereich der Schlucht, besuchte den Erdspalt, dachte auch, mich irgendwo niederzulassen und zu zeichnen – aber es fand sich kein guter Platz, auch bedauerte ich, nicht lieber das Meer angesteuert zu haben. Also machte ich (hallo, Christiane!) ein paar Fotos von den Oliven dort am Grund, der sogar ein wenig Grün zeigt, und kehrte ich um.

Zu Hause schnappte ich mir das Badezeug und den Autoschlüssel, denn ich hatte Lust auf die Bucht von Kitries. Das Abendlicht fällt hier besonders schön auf das Meer, das zwischen dunklem Bergrücken und Mole mit Fischerbooten einen Hafen bildet. Ich habe schon oft hier gesessen, auch gezeichnet, zuletzt im Juni dieses Jahres. Vor einem Jahr schrieb ich auch etwas Historisches über den Ort und zeichnete den Bergrücken.

IMG_7829

und im Februar 2021 zeichnete ich „Bootsgeschaukel“ vor eben diesem Bergrücken.

Noch etliche Zeichnungen sind hier entstanden, so diese im Dezember 2020

oder auch die Ausfahrt aus dem Hafen (oben links die Sonne)

der Hafen mit Landschaft, Haus, Autos und Leuten

 

Heute machte ich, nach ausgiebigem Schwimmen im Hafen, nur eine einfache Linienzeichnung von zwei Booten, die sich ständig leicht gegeneinander verschoben. Der Name des einen Bootes hatte es mir angetan: EIPHNH (Irene, zu Deutsch Frieden). Der Namenszug wurde immer wieder vom größeren Boot davor verdeckt, wenn es durch das kaum bewegte Wasser davor geschoben wurde. Ich wollte FRIEDEN sehen und wartete, bis das magische Wort wieder zum Vorschein kam.

Dann erst bemerkte ich den Namen des größeren Bootes davor. ΑΣΤΡΑΔΕΝΗ heißt es, übersetzt „die den Glanz der Sterne hat“. Ein merkwürdig schöner Name, denke ich. Hab ich noch nie zuvor gehört oder gelesen. Frieden wird kurz sichtbar, Frieden wird unsichtbar, je nachdem, wohin das Wasser die Sternenglänzende gerade schaukelt….

Ungeplante Fortsetzung dieses Eintrags:

Die Zeichnung ist vielleicht ein wenig dürftig, ich könnte sie durch Überblendung mit Fotos aufbessern, denke ich, und will den alten Computer mit dem Bearbeitungsprogramm aufbauen. Dafür muss ich erst mal Platz auf dem Schreibtisch schaffen und räume Papiere und ein Buch beiseite. Komisch, wie kommt das Buch hierher? Ich habe es vor vielen Jahren gekauft, dann aber ungelesen weggeräumt. Wahrscheinlich hat meine neue Putzfrau es hinter dem Regal gefunden und auf dem Tisch sichergestellt. Der Titel: „Der Frieden beginnt in den Seelen“ von Bert Hellinger, 1. Auflage 2003.  Neugierig lese ich nach, was im Klappentext steht:

Frieden heißt:

  • Das, was sich vorher entgegenstand, findet zusammen.
  • Das, was sich vorher ausschloss, erkennt sich gegenseitig an.
  • Das, was sich vorher bekämpfte, bekriegte und sich vielleicht sogar vernichten wollte, betrauert gemeinsam die Opfer beider Seiten und das Leid, das sie einander zugefügt haben.

Ja, das ist es, was fehlt, denke ich. Alle wollen sich bekämpfen wie schon ihre Väter und Großväter und Urgroßväter, aber gemeinsam trauern über das, was sie sich gegenseitig  angetan haben, das möchte niemand. Drum haben wir auch keinen Frieden.

Das Inhaltsverzeichnis verspricht aktuelle Bezüge. Die großen Kaspitel lauten:

  • Griechen und Deutsche (deutsche Besatzungsgräuel)
  • Armenier und Türken, Christentum und Islam
  • Russland und Deutschland
  • Japan und die USA
  • Die Leiden der chinesischen Frauen
  • Spanien und die Neue Welt
  • Amerika und Afrika
  • Israel, die Palästinenser, Libanon, Deutschland

Ich glaube, ich lese jetzt mal in dem Buch. Vielleicht zeigt es mir einen Weg, um ein klitzekleines bisschen mitzuhelfen, dass Frieden eine Chance erhält.

 

 

 

 

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About gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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13 Responses to Olivenbäume und Frieden in Kitries (mit täglichem Zeichnen)

  1. Avatar von Holger Fischer Holger Fischer sagt:

    Diese Olivenbäume sind mythologisch extrem bedeutsam. Davon riss Herakles einst einen aus der Erde. Warum? „Herakles stürmte auf den Nemeischen Löwen los und schoss Pfeile auf ihn. Schnell bemerkte Herakles, dass der Nemeische Löwe unverwundbar ist. Was nun? Herakles riss einen Olivenbaum aus der Erde. Dieses Olivenbaum zimmerte Herakles dem Nemeischen Löwen mit voller Wucht auf den Schädel. Die Bestie war jetzt komplett….“ -> https://www.mythologie-antike.com/t66-nemeischer-lowe-unverwundbares-ungeheuer-herakles-musste-dieser-bestie-das-fell-abziehen

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    • Avatar von Holger Fischer Holger Fischer sagt:

      PS: Herakles ist geschult im Umgang mit allen Waffen, seine Lieblingswaffe ist allerdings dieser Olivenbaum als brachiale Keule.

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  2. brand sagte damals: es wächt zusammen, was zusammengehört.
    vielleicht gilt das auch im gegenteile: es kommt nie zusammen, was nicht zusammengehört.

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  3. Avatar von Christiane Christiane sagt:

    Hallo Gerda, schön ist es bei dir! 🧡
    Vormittagskaffeegrüße 🌦️🌳🍃☕🍪

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  4. Avatar von Unbekannt Anonymous sagt:

    „Das, was sich vorher bekämpfte, bekriegte und sich vielleicht sogar vernichten wollte, betrauert gemeinsam (!!) die Opfer beider Seiten und das Leid, das sie einander zugefügt haben.“….ach, Gerda…JA, das ist es, was menschlich gesehen (und zwischen Völkern sowieso) so UNENDLICH schwer ist – zu denken, zu fühlen und — zu tun. Vor allem dann, wenn man selber direkt schwerst be(ge)troffen ist.

    Vor einigen Jahren ging ein Bericht um die Welt : Ein palästinensischer Vater, dessen 9jährige Tochter gerade von einem israelischen Soldaten erschossen worden war, rang sich dennoch durch, das gesunde Herz seiner Tochter für ein dem Tode geweihtes, herzkrankes israelisches Kind zu spenden. Was deren Leben rettete. Von seinen Worten erinnere ich nur die Atmosphäre der Lebenseinsicht-und Weisheit, aber der Ausdruck seiner Augen –unvergesslich.

    DANK auch für deinen erlebten und so schön gezeichneten Mythos der beiden schaukelnden Boote , mit EIPHNH und ΑΣΤΡΑΔΕΝΗ ! Braucht es so etwas wie „Sternenglanz“ in der Seele, im Geist , damit Frieden überhaupt UNVERDECKT wahrgenommen werden kann ?
    Grüße !!!!

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    • Avatar von Weymann , Elsbeth Weymann , Elsbeth sagt:

      sorry, das ging als Anonymus weg. Der Kommentar ist von mir. Elsbeth

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      • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

        Ich dachte es mir, Elsbeth. Eine so wunderbare Geschichte, die leider das Szenario nicht änderte. In wessen Brust dieses Herz jetzt wohl schlägt? Wie wird der Empfänger des Herzens diese Zeit empfinden?
        Dieser Tage gibt es viele Herzen, die aufhören zu schlagen, und die, die weiterschlagen, sind von Entsetzen, Furcht, Wut, Mordlust erfüllt. Die sollte man besser nicht transplantieren.

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      • Avatar von Weymann , Elsbeth Weymann , Elsbeth sagt:

        ….natürlich ist diese kleine, wahre Begebenheit NICHTS, dass zur Veränderung des Gesamt-Szenarios beigetragen hat–oder dies gar könnte. Wie denn auch ? Die eigentlichen Groß-Player auf der Bühne sind andere. Wie immer !! Die Menschen– auf allen Seiten–sind darin gefangen. Leiden, foltern und werden gefoltert, töten und sterben.
        Aber im täglichen Bombardement der Schrecken-Schreckensnachrichten erscheint mir diese kleine Szene — unter Menschen !!– wie ein winziger Sonnenlichtstrahl, der– wie durch ein Schlüsselloch fällt.(Und damit natürlich nicht gleich die ‚ganze Landschaft‘ hell macht. )
        Ich bin überzeugt, dass ALLES, was geschieht, Wirkung hat.
        Man kann dazu sagen – „leider“ !
        oder „dennoch ! „.

        Grüße !!!

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      • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

        Ja, Elsbeth! Diese eine Begebenheit hat auch mein Herz stark berührt, sie strahlt wie eine Sonne im Dunkel. Es gibt solche Menschen. Auch die, die schiessen und morden und Befehle erteilen und Befehlen gehorchen, sind Menschen. Ihre Taten sind ihre Taten. Die wunderbare Menschlichkeit des Vaters geht weit über die einzelne Tat hinaus, sie leuchtet. Denn er hat den Hass und den Willen zur Vergeltung überwunden. „Und wenn es nur EINEN Gerechten gibt…“ Auch unter den Juden gibt es solche Leuchttürme der Güte und Menschlichkeit. Ich glaube fest, dass Versöhnung möglich ist, solange es solche Menschen gibt.

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  5. Avatar von Myriade Myriade sagt:

    Ein Hoch auf die Irenen 🙂 🙂

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