Erinnerung an Tito (abc-etüde)

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Dies ist ein Beitrag zu Christianes abc-etüden.

Bei dem Wort „Stellschraube“ sah ich sofort das riesige Ding vor mir, mit dem der Tierarzt Titos Bein zusammengeschraubt hatte, nachdem ein Nachbarshund es ihm durchgebissen hatte. Es war grausam. Die Knochen wuchsen nicht richtig zusammen. Ein späterer Versuch bei einem anderen renommierten und sehr kostspieligen Arzt brachte auch keine Hilfe. Am besten, meinte dieser, sei es, das Bein zu amputieren. Das würde dem Hund das Leben erleichtern. Ich lehnte diese Lösung entrüstet ab, und so erklärte er sich leutselig bereit, es mit einer oder vielleicht auch zwei weiteren Operationen zu versuchen. Einen Erfolg könne er freilich nicht garantieren. Kostenpunkt so um die 2000 Euro.

Ich winkte ab. Es war nicht wegen des Geldes, sondern wegen der düsteren Aussicht, dass Tito all diese OPs ertragen sollte, um am Ende womöglich mit drei Beinen herumzulaufen. Nein danke.

Tito war damals noch jung, vielleicht drei Jahre alt. Tatsächlich gelang es ihm mit der Zeit recht gut, das schief zusammen gesetzte Bein in seinen Bewegungsablauf zu integrieren. Und so lebte er noch viele Jahre vergnügt und frei. In Kämpfen mit anderen Hunden, in die er sich tapfer stürzte, hatte er freilich meistens das Nachsehen. Und so wurde er noch oft zusammengebissen, und ich litt mit ihm. Auch ihr, meine lieben Leserinnen und Leser, habt bisweilen mit ihm leiden müssen (hier).

Nun ist mein Liebling schon seit drei Jahren in die ewigen Jagdgründe eingegangen. Oft fühle ich seine Anwesenheit neben mir. Manchmal erscheint er mir im Traum. Und immer noch kommen mir Tränen der Rührung, wenn ich an ihn denke.

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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30 Antworten zu Erinnerung an Tito (abc-etüde)

  1. Gisela Benseler schreibt:

    Zwei so wunderschöne Erinnerungsfotos!❤️

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  2. Ich kann mich noch gut an Deine Beiträge von Tito erinnern liebe Gerda! Unser Schäferhund aus den 80igern hieß ja auch Tito!
    Beste Grüße Babsi

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  3. finbarsgift schreibt:

    💌🌈💌

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  4. Melina/Pollys schreibt:

    Ja, Tiere sind nicht ausgeschlossen vom Leid

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  5. Christiane schreibt:

    Ach, Gerda, ich leide und freue mich ein bisschen mit dir. Was wären wir ohne die Begleitung durch unsere Tiere? Arm wären wir.
    Sie sind es mehr als wert, dass wir uns erinnern.
    Danke für die Etüde!
    Nachmittagskaffeegrüße ☁️🌱🌼☕🍪

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  6. Myriade schreibt:

    Ich bin zwar eher von der Katzenfraktion und genieße deine Katzenfotos immer sehr, aber an die Tito-Beiträge kann ich mich wohl erinnern. Nur wusste ich nicht, dass die Pfote so schlecht verwachsen war, wie man auf dem Foto oben sieht … er war wohl ein sehr mutiger Hund.

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    • gkazakou schreibt:

      Ja, Myriade, er war mutig, aber selbst wenn ers nicht gewesen wäre, wäre er den anderen Hunden kaum entkommen. Der Hund, der ihn so zurichtete, riss sich von seinem Besitzer los und überfiel ihn ohne Vorwarnung. Ich war zum Glück nicht dabei, sondern mein Mann, der ihn nach Haus trug.

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      • Myriade schreibt:

        Puh, schreckliches Erlebnis

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      • gkazakou schreibt:

        Ja, und es gab noch etliche davon. Einmal wurde er von vier Hunden angegriffen, die aus einem schlecht verschlossenen Tor drängten. Ich suchte ihn danach überall und dachte schon, er sei in der Schlucht irgendwo liegengeblieben. Aber er hatte es bis nach Haus geschafft, mit klaffender Wunde am Hintern. Einmal dachte ich, sein Auge sei futsch….

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      • Myriade schreibt:

        Dabei waren das doch keine wilden Hunde, oder?

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      • gkazakou schreibt:

        Nein, wilde Hunde sind auch nicht besonders gefährlich, außer sie fangen an, als Rudel zu jagen. Dies sind Hunde, die die meiste Zeit des Tages hinter Zäunen und Toren verbringen, ein stark ausgeprägtes Territorialverhalten haben und natürlich frustriert sind, wenn andere, freiere Hunde an ihnen vorbeimarschieren und vor ihre Tür pinkeln. Wenn sie dann mal eine Gelegenheit haben, es dem Frechling heimzuzahlen, tun sie es mit Lust und Grausamkeit.

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      • Myriade schreibt:

        Sehr menschliche Hunde …. 😦

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      • gkazakou schreibt:

        Ja, das Menschliche färbt ab.

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  7. Alexander Carmele schreibt:

    Liebe Gerda, der Beitrag hat mich tief berührt – und auch an meine lange Katzenbegleiterin erinnert, Toulouse, von der ich hier und da noch Katzenhaare finde und die jeden Tag mit leuchtenden Augen und Mauzen begrüßt hat. Tito hört sich ganz wunderbar an! Ich fühle mit dir/euch! Das Foto, wie er rennt, lässt mich nun noch gerührter sein! Viele Grüße!

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    • gkazakou schreibt:

      Danke, Alexander, für deine schönen Worte, die tröstlich sind. Warum? Weil es gut tut zu erfahren, dass das Sein von Tieren auch andere Menschen tief berührt.

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  8. Sogar meine Tochter kennt noch den Namen von Tito. Vor einigen Tagen erzählte ich von Deinen Katzen und sie erinnerte sich sofort an Tito – von sich aus.
    Er war Dir wichtig und wir litten alle mit Dir als er starb, liebe Gerda

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  9. Richte ich gerne aus, liebe Gerda!

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