Eigentlich. (Anna Eulenschwinges Fotoprojekt)

Dies ist ein Beitrag zu Anna Eulenschwinges Fotoprojekt. Durch ein Verfahren, das du bei Anna nachlesen kannst, hat sie aus dem Meer der Wörter eines herausgefiltert: „eigentlich“.

Ein vielversprechendes und zugleich furchterregendes Wort, das sich hartnäckig einnistet zwischen Wollen und Tun. Es weist offenbar auf etwas Wichtiges hin, aber niemand kann Auskunft darüber geben, was das sei, dies Eigentliche, das angerufen und zugleich verneint wird. Es tritt nie in Erscheinung, es lauert im Hintergrund, es verweist auf etwas, das man verfehlt hat – wie der Mann vom Lande in Kafkas Geschichte „Vor dem Gesetz“ es verfehlte: Das Eigentliche. Nicht mal am ersten Türhüter kam er vorbei.

Und so stehe auch ich vor diesem unerkennbaren Eigentlichen, die Spitze meines Stiefels ragt ins Bild, aber weiter kann ich nicht vordringen. Das Eigentliche bleibt mir verschlossen. Und mich beschleicht ein leichter Zweifel: Gibt es das Eigentliche eigentlich?

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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20 Antworten zu Eigentlich. (Anna Eulenschwinges Fotoprojekt)

  1. Meistens folgt auf das Eigentlich ein ABER und daß verheißt oft nichts gutes!🤔

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  2. Gisela Benseler schreibt:

    Wir würden das Wort „eigentlich“ nicht verwenden, wenn es nicht auf etwas Wichtiges, Versäumtes hinweisen würde. Doch besser wäre es, gleich das Richtige zu tun, und zwar im richtigen Augenblick.
    Es gibt sicher vieles, Gerda, wo Du kein „eigentlich“ nötig hast, weil es gut und richtig war. Man merkt es dann hinterher. Vorher wagt man es oft nicht.
    Hat man es jedoch gewagt, oft gegen viele Widerstände von außen, kann man sich freuen, und andere freuen sich mit.❤️

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    • gkazakou schreibt:

      Das sehe ich anders. „Eigentlich“ ist ein faules Wort, so wie es benutzt wird. Es wird immer dann eingesetzt, wenn man etwas, was man „an sich“ tun wollte, nicht getan hat (eigentlich wollte ich…) oder wenn man etwas als falsch Erkanntes ungetan machen will (ich habe eigentlich sagen wollen) oder etwas für etwas anderes ausgeben will (Es ist nicht, was es scheint. Eigentlich ist es …). Wie benutzt du das Wort denn?

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  3. derdilettant schreibt:

    Immer noch unübertroffen: „Eigentlich bin ich ganz anders, ich komme nur so selten dazu.“ (Ödon von Horvath)

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  4. Eigentlich deutet es auf etwas hin, das man nicht mehr genau benennen kann, so ähnlich wie irgendwie…

    Irgendwie und Eigentlich trafen sich und tanzten einen Eigentlichtanz 🙂
    Eigentlich war es ganz lustig, den beiden zuzusehen, aber irgendwie traten sie sich dabei ständig gegenseitig auf die Füße und es stellte sich heraus, keiner von beiden hatte das Tänzchen wirklich gewollt… 🙂 🙂

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  5. kopfundgestalt schreibt:

    Den Stiefel sehe ich eigentlich nicht 🙃🙃
    Aber spielt das ne rolle ?!
    Ne, nich.

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  6. Anna schreibt:

    Was für eine schöne und tiefsinnige Betrachtung des Wortes „eigentlich“! Auch die Verbildlichung Deiner Gedanken dazu spricht mir sehr an. Danke dafür!

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