Tagebuch der Lustbarkeiten: Eulenspaß

Wohin ich auch blicke, sie sind überall – die Eulen. Zum Beispiel dieses ungleiche Paar, das sich vor mir aufgebaut hat:

Angefangen hat es mit einer Eule, die ich meinem neuen Freund schenkte, der später mein geliebter Mann und Lebenspartner wurde. „Wir werden schon noch Eulen nach Athen tragen“, versicherte ich ihm. Das war 1967, als das Militär die Regierungsgeschäfte in Griechenland übernahm und er nicht mehr nach Hause konnte. Als sich 1974 die Diktatur verabschiedete, war schon eine ganz stattliche Eulensammlung zusammengekommen.

Wo viel Geld ist, sagt man, kommt immer neues hinzu. Ob das bei Geld so ist, weiß ich nicht, aber bei Eulen ist es sicher so: Hast du, sagen wir mal, 20 Eulen, dann kommt der nächste Besucher auf die Idee, dir die 21. zu schenken. Und so fort. Du selbst siehst unterwegs auf Reisen natürlich auch überall Eulen und willst jedenfalls eine als Andenken mitnehmen. So werden es schnell hunderte, und keine gleicht der anderen.

Die meisten sitzen auf den diversen Bücherregalen und bewachen, wie es ihnen zukommt, die Bücher. Diese hier haben sich eine schwergewichtige Lektüre ausgesucht (von links nach rechts): Plato, ein Buch über die Odyssee, Thukydides „Geschichte“, Homer, gefolgt von Adorno-Horkheimers „Dialektik der Aufklärung“,  „Uno guardino delle idee“ „Per una Italia possibile“ und Konfuzius. Das Buch mit dem kaputten Rücken ziehe ich heraus, um zu sehen, worum es sich handelt. Es stellt sich als „Schillers gesammelte Werke“ heraus, die mir Onkel und Tante zur Konfirmation schenkten, wie ich der säuberlichen handschriftlichen Widmung entnehme. 

Nicht nur die Bücher bilden eine etwas bunte Reihe, auch zwischen die Eulen haben sich ein paar Nicht-Eulen gemischt: auf dem oberen Foto ist es die steinerne graue Frau aus Afrika, die mit dem Stößel die Körner zerkleinert und auf dem mageren Rücken ihr Kind im Tuch trägt. Auf dem nebenstehenden ist es eine Elfenbeinschnitzerei, ebenfalls aus Afrika. Was die Herkunft der Eulen betrifft, so ist sie multui-kulti wie die von ihnen bewachte Bücherwelt. 

Natürlich gibt es außer den sitzenden Eulen ein Menge hängender oder auf Taschen, Rücksäcke (links), Trinkbecher oder Postkarten aufgedruckte Eulen, es gibt Eulenbehältnisse, Gebrauchsgegenstände, Mobiles, es gibt gehäkelte und fellige, metallene, steinerne, stoffige, ulkige, ernste, antike, verrückte, gläserne Eulen… 

und eine fliegt sogar zwischen den Zimmerpflanzen herum.

So kamen wir auf die Eule, so wie andere auf den Hund….

 

 

 

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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8 Antworten zu Tagebuch der Lustbarkeiten: Eulenspaß

  1. Eine wahrhaft tolle Geschichte. Da könnte man einen Roman drüber schreiben. Ich kann noch sehr genau an die Militärdiktatur erinnern, weil ich mich mit meinem damaligen griechischen Kommilitonen Wassili fast täglich darüber austauschte. Auch er blieb deshalb in Deutschland. Leider haben wir uns später aus den Augen verloren.

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  2. Myriade schreibt:

    Eulen sind jedenfalls ein gutes Sammelobjekt.Ich kenne auch eine Wohnung mit hunderten Elefanten. Irgendwann wird es dann doch zu viel ..

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    • gkazakou schreibt:

      Eulen sind zum Glück sehr witzig ausdrucksstark, und so ist auch die hundertste noch willkommen. Aber du hast schon recht: ich kaufe schon lange keine mehr. Die geschenkten reichen.

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  3. Melina/Pollys schreibt:

    Ach Eulen, die hab ich auch früher gesammelt – und ich habe ein herrliches Eulenbild – das schicke ich Dir gleich auf dem anderen Kanal in T

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  4. afrikafrau schreibt:

    Wir hin und wieder Nachteulen bekommen sie selten zu sehen oder zu hören, eine
    so schöne Sammlung- diese erinnern uns doch auch an ganz bestimmte Zeiten- schön
    in deinen Eulenalltag einen Blick werfen zu können. Faszinierende Eulenaugen….

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    • gkazakou schreibt:

      Ja,selten sehen wir sie in der Natur. Außer den Käuzchen, die ich öfter mal schattenhaft vorbeifliegen sehe, habe ich nur eine Schleiereulenfamilie mal deutlich gesehen. Daswar ein großes Erlebnis für mich. Die Käuzchenrufe höre ich oft.

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