Tägliches Zeichnen: Couchtisch aufräumen

Mein Blick fällt auf das Tohuwabohu vor mir auf dem Couchtisch. Sogar das Weihnachtsschiff ist noch da, als erwarte es, die paar Monate bis zum nächsten Weihnachten an Ort und Stelle zu verbringen.  „Wird Zeit, hier mal ein bisschen aufzuräumen“, murmele ich und greife zum Zeichenstift.

Worin besteht beim Zeichnen das Aufräumen? Im Identifizieren von mehr oder weniger regelmäßigen geometischen Formen: hier ein Dreieck, dort ein Trapez, ein Oval, eine Wellenlinie, ein Kreisabschnitt, eine Senkrechte, eine Waagrechte, eine Diagonale. Hell- und Dunkelwerte geben einen zusätzlichen Akzent.

Anmerkung zur Einordnung: Ginge ich einen Schritt weiter, wäre ich bei der abstrakten Malerei a la Kandinsky. Ich aber bleibe  in der Dingwelt a la Beckmann gefangen, denn sie vermittelt mir eine Art von Sicherheit.

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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8 Antworten zu Tägliches Zeichnen: Couchtisch aufräumen

  1. Gisela Benseler schreibt:

    Wieder sehr lebendig und ausdrucksstark gezeichnet, Gerda!

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  2. derdilettant schreibt:

    Interessanterweise beginnt die Fähigkeit, zeichnen zu können ja dort, wo es gelingt, sich von Inhalten zu lösen und nurmehr Formen wahrzunehmen. Sodass man paradoxerweise sagen könnte, um die Dingwelt besser begreifen zu können, zeichne ich sie. Gleichzeitig aber gelingt das um so besser je mehr ich beim Zeichnen von Inhalten abstrahiere. Verkürzt ausgedrückt: erst den Kopf von aller Bedeutung leeren, damit sie im Nachhinein umso stärker wieder hineinflute. Bei deiner Zeichnung gefällt mir besonders das An- und Abschwellen von Details, die Schwebe zwischen Ausformulierung und Andeutung. Hoffentlich genesen!

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    • gkazakou schreibt:

      Das sind interessante Überlegungen, die sich auch bezogen auf die Entwicklung des Menschen von Kleinkind zum Erwachsenen auslegen lassen. Das Bedürfnis zu zeichnen ist sehr ausgeprägt bei Kleinkindern, also in einem Alter, in dem sie ihre Umgebung begreifen wollen. Dabei sind die Grenzen zwischen kognitiver Wahrnehmung und Gefühlswelten offenbar noch fließend. Gesehenes, Befürchtetes, Gewünschtes, Fantasiertes durchdringen sich und geraten gleichzeitig aufs Papier. Kinder abstrahieren nicht von Inhalten, aber Form und Inhalt stimmen nicht in der von Erwachsenenen wahrgenommenen Art überein, das Bild ist keine Abbildung. Von den „kindlichen“ Inhalten muss sich der Kopf anscheinend freimachen, damit ein „erwachsenes“ Zeichnen gelingt. Das zurückgehaltene Emotionale „flutet“ dann in einem späteren Alter wieder hinein.

      Danke auch besonders für deine Bemerkung zu meinem hier versuchten Zeichenstil (An- und Abschwellen von Details, die Schwebe zwischen Ausformulierung und Andeutung).

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  3. kopfundgestalt schreibt:

    Kandinsky und Beckmann nutzen Gegenständliches als Zeichen. Ebenso Moriandi.

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  4. Du hast tatsächlich Ordnung geschaffen, Gerda!
    Unordentlich sieht es gar nicht aus.
    Es wurde eine ganz wundervolle Zeichnung!

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