In alten Olivenhainen herumzuspazieren kann bedeuten, mit vielen urigen Bäumen ins Gespräch zu kommen. Das tue ich gelegentlich mit großen Vergnügen. Zugegeben: Hauptsächlich rede ich, die Bäume sind zu alt und ehrwürdig, um mit meinem Geschwätz mitzuhalten. Aber manchmal kann ich doch den einen und anderen Spruch auffangen. Diese Alte brummelte heute morgen, als ich vorbeieilte: „Eile mit Weile“.
Nun, jedenfalls dem Sinn nach, denn sie sprach Griechisch: όποιος βιάζεται σκοντάφτει (opios viasete skondafti) – Wer eilt, stolpert.
Da hielt ich inne und bedachte ihre Rede.
Du hast gut reden, seufzte ich, stehenbleibend. Du hast ein paar hundert Jahre auf dem Buckel und wirst wohl noch ein Weilchen da stehen, wenn ich nicht mehr bin. Wieviel Zeit wird mir noch beschieden sein?
Wenn du dich beeilst, wird die Zeit nicht mehr, vernahm ich ihre grummelige Antwort. Ich weiß nicht. Ich kann doch, wenn ich mich beeile, viel mehr in eine Stunde stopfen, oder? Und meine Lebenszeit längen? Oder etwa nicht?
Wir haben in so manchem ganz ähnliche Gedanken. Das macht aber nix. Hier duftet und tönt es stets ein wenig nach Meer/mehr…
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Durchaus, ja, liebe Sonja. Es tönt und duftet hier immer nach Meer.
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Es heißt aber auch: Ein Grashalm wächst nicht schneller, wenn man daran daran zieht 😉
Wunderbares Pic, vielen Dank!
Mittagskaffeegrüße ☁️😷☕🍪
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So ist es. Aber hören wir deshalb auf, an ihm zu ziehen? 😉
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Wenn wir es nicht wissen, bestimmt nicht 😉
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Das Stopfen kann man und so „schafft“ man mehr…aber ob diese geraubte Zeit dann eine schöne ist, zwischen all dem Hetzen. Sie haben schon Recht, deine alten Bäume. Wir haben nicht mehr Zeit. Aber wenigstens herrscht hier große Gerechtigkeit unter allen 😉
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Danke, Mitzi. Die Bäume haben immer recht. 😉 Passend zu deinem die Kommis von Myriade und Dilettant.
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„Eile mit Weile“ ist jedenfalls ein – Jahrhunderte alter, bewährter – Weisheitsspruch.😊🖐️
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unbedingt. Doch schwer zu fassen. Im Eilen verweilen? Im Verweilen eilen?
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Es liegt Weisheit darin. Fassen kann ich sie im Moment auch nicht. Lehren kann man es wohl nicht. Einzig hilft es wohl, es selbst im Tun zu erfahren. Vielleicht heißt es: Bewußt und bedacht handeln und manchmal auch intuitiv.
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eine stimmige Interpretation
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Je intensiver ich die Zeit (durch eigene Aktivität) nutze, desto schneller rast. Tue ich hingegen gar nichts, kommt sie fast zum Stillstand. Ich müsste also einerseits nichts tun, um eine Stunde optimal nutzen zu können, ohne sie andererseits gerade deswegen überhaupt nutzen zu können. Über dieses Paradox grübele ich oft nach…
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Ja, genau so ist es. Dazu passend auch Myriades Hinweis auf Camus.
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Es gibt bei Camus in „la peste“ eine Figur, die ihre Sonntage auf einem Balkon verbringt in einer Straße, in der es absolut nichts zu sehen gibt und sich dabei tödlich langweilt. Die Langeweile ist aber Absicht, denn, so meint dieser Mann, durch Langeweile vergeht die Zeit viel langsamer und er verlängert dadurch seine Lebensdauer …
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Das Paradox, das der Dilettant anspricht. Ich hatte die Stelle nicht in Erinnerung, gefällt mir sehr.
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Sollte Langeweile etwa bedeuten, daß die Weile lange währt?
Darüber hatte ich noch nie nachgedacht bis jetzt.
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Eile mit Langerweile… Ist mir auch noch nie aufgefallen.
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Ja, stimmt. Ich auch nicht. Aber es klingt sehr überzeugend.
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Wie oft benutzt man Wörter und macht sich keine Gedanken drüber.
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Ja, manchmal ist es geradezu eine Offenbarung wenn man über Ursprung und Bedeutung von Wörtern nachdenkt,die man ständig benützt.
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Da muss ich doch glatt die Pest mal wieder vorkramen, danke für den Tipp
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Die Stelle ist mir auch entfallen.
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Ich erinnere mich auch nicht mehr, welche der Hauptpersonen das war …
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Danke, Gerda. Schön daß wir darin übereinstimmen.
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Und was ist mit der „gefühlten“ Ewigkeit?
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Was meinst du damit, Werner? Gefüllte – leere Ewigkeit?
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Ich meine, dass es eine feste „mechanische“ Zeit gibt und eine „gefühlte“ Zeit. Die eine kann ich nicht ändern, die andere kann ich aber erleben. Und beide können sehr unterschiedlich „dauern“.
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Ja, ohne Zweifel, so sehe ich das auch. Für unser Erleben hat Zeit eine vollkommen andere Dauer als die Uhr uns anzeigt. Da gibt es dann auch manchmal „gefühlte Ewigkeiten“ für uns.
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Was meinst du damit, Werner? Gefüllte – leere Ewigkeit?
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Was meinst du damit, Werner? Gefüllte – leere Ewigkeit?
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