Was zuvor geschah: Die Gesellschaft hat sich in Grüppchen aufgelöst. Danai mit Clara und Lu, Domna mit der Blume, Trud mit ihren Fragen und Lu. Wie geht es Jenny und Wilhelm im Spinnwebwald?
Jenny:
Wo ist denn nun dein Lager? Ist es noch weit?
Ich sehe nur Bäume weit und breit.
Mein Magen knurrt, er möchte gern was haben
nen Omelett am liebsten, um sich dran zu laben.
Wilhelm:
Wir sind schon nah.
Gleich sind wir da,
Doch Eier hab ich leider nicht
Ich mach aus Pulver ein Gericht.
Du wirst schon sehn, es wird dir schmecken
du wirst dir alle Finger lecken.
Jenny:
Pulvereier? Ach herrje!
Das soll ich essen? Nee!
Ich mag Eier frisch vom Huhn
Kannst du da nicht etwas tun?
Wilhelm
Moment, ich schau mal, bleib du hier
ob ich ein Hühnchen finde dir.
Wilhelm entfernt sich. Jenny bleibt allein zurück.
Jenny:
Wo sind die andern Frauen hin?
Mir scheint, dass ich alleine bin.
Der Wald ist mir gar nicht geheuer
Ich fürcht, das wird ein Abenteuer
der unerfreulichen Natur.
Wo stecken denn die andern nur?
Wer flüstert da? Knackt dort ein Ast?
Der Boden quatscht, ist das Morast?
Im Baum versteckt seh ich Gesichter
von Strolchen, Räubern und Gelichter!
Schurigel der Angstmacher taucht hinter Jenny auf.
Ja fürchte dich, ja, hab nur Angst
spür wie du um dein Leben bangst
dann wirst du dieses Rumttreibleben
von ganz alleine schnell aufgeben.
In dir steckt auch ein guter Keim
Der wird gedeihn in einem Heim
wo man so Kids wie dich betreut
und fromme Sitten dir einbläut.
Manch Mädchen wurde schon gefunden
an einen Baum im Wald gebunden
von üblen Männern schwer geschunden
ganz grässlich übersäht mit Wunden.
Du sei gewarnt, du kleines Luder
die einfach mitgeht mit nem Bruder
die sich an Männerhälse schmeißt
ob Wilhelm, ob er Ahmed heißt
ob hiesig oder ein Exot
für eine Suppe, ein Stück Brot.
So manche endete als Leiche
unter einer deutschen Eiche.
Jenny:
Halts Maul, du Blödmann,
halt die Luft mal an!
Ich komm schon klar, schon immer!
So spar dir dein Gewimmer!
Da hinten seh ich schon die andern,
die noch im Spinnwebwalde wandern.
Die ruf ich jetzt! Und du hau ab
und leg dich selber in ein Grab!
Der Wilhelm ist jetzt auch zurück
Mit mir, mein Lieber, hast kein Glück.
.
Schön, gruselig und spannend, von Scene zu Scene wechselnd….Und Jenny weiß sich zu behaupten.
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Ja, zum Glück lässt sie sich nicht so schnell ins Bockshorn jagen. Sie kennt sich aus.
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Sie ist eine leidgeprüfte junge Uberlebenskünstlerin.
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Szene!
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Gut gekontert, Jenny 🙂
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Zum Glück lässt sich Jenny nicht einschüchtern. Angst hat sie natürlich schon manchmal. Doch wenn dann die Angstmacher herkommen und meinen, sie damit packen und ihres freien Lebens berauben zu können, geht sie in den Widerstand. 😉
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Das mit der Angst beschreibst du in dem Stück sehr schön. Ein wenig ist in Ordnung und natürlich. Nur wenn es zu viel wird, dann freut man sich wenn Jenny sich dagegen sträubt 🙂
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Danke, ich freu ich, dass meine Absichten verständlich sind. Manchmal denke ich, bei der Reimerei könnte es schwierig sein, dem Sinn zu folgen.
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Ich musste mich auf den Reim einlassen und es ist ungewohnt. Aber genau das hat auch seinen Reiz. Für mich ist es gut verständlich. Trotz des Reims empfinde ich die Sprache als angenehm klar.
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Dieser Kommentar ist für mich sehr wichtig. Ich selbst hab mich inzwischen in die Reimerei reingefunden und mag gar nicht mehr so gern in Prosa schreiben. In Goethes „Faust II“ spricht die Helena immer in Reimen, sie konnte gar nicht anders reden – das gefiel mir immer schon ausnehmend gut.
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