Auch die übrigen Darsteller sollen ihre Chance für ein Debüt bekommen, wünschen einige Leser. „Mal sehen, wie wir’s am besten machen. Wir wäre es, wenn wir immer zwei auf die Bühne bringen?“, schlägt Dora vor. „Wer war denn als nächste dran?“ –
Diaphania, die Transparenz, tritt auf.
Unter dicken Schichten der Täuschung
liegt Wahrheit verborgen,
Kratzt du, riskierst du Enttäuschung
und ernsthafte Sorgen.
Doch das soll dich nicht erschrecken
die Wahrheit ist’s wert
Zu suchen, was sie verstecken
ist niemals verkehrt.
Schurigel, der Angstmacher, erscheint.
Schurigel:
„Der Mensch versuche die Götter nicht
und begehre nimmer und nimmer zu schauen,
was sie gnädig bedecken mit Nacht und Grauen“.
So sprach schon Schiller, so spreche auch ich!
Was hinter dem Vorhang, ist fürchterlich
Was kommt, ist schrecklich, ist Krankheit und Not,
Und wenn du nicht aufpasst, dann holt dich der Tod!
Diaphania hebt ihre Lupe und beäugt Schurigel:
Du bist ein aufgeblasener Wicht,
das seh ich klar
Du glaubst selbst deine Worte nicht
sie sind nicht wahr.
Diaphania geht ab. Wilhelm, der Überlebenskünstler, erscheint.
Wilhelm:
Ich hört dich reden, guter Mann, und dank dir sehr!
Zwar gibt es Leut, die ungern hören, was du sagst,
Doch ich bin hier und hörte sehr gern mehr
So fahr nur fort, Verehrter, wenn du reden magst.
Schurigel:
Klug bist du, Gesell, und ich schätze dich sehr
ich wollt es gäb deiner Sorte weit mehr
du hörst auf die Zeichen, du kennst die Gefahr
du rüstest dich aus für zumindest ein Jahr.
Wilhelm:
Genau, genau! Ich bin gut vorbereitet
und wenn die dumme Menschheit auch bestreitet
dass Unheil kommt und Hungersnot
Ich kenne der Vernunft Gebot.
Schurigel geht ab. Danai, die Bittstellerin, erscheint.
Wilhelm:
Was willst denn du? Wir haben nichts zu geben.
Danai:
Ach Herr, ich fürchte um mein Leben!
Erst wars das Haus, das ich verlor, und auch den Schatz
den ich gesammelt hab für schlimme Zeiten
Doch dann begann die große Hatz
und ach, das große Streiten.
So musst ich fort,
von meinem Ort
Bin hier
Dank dir
für ein Stück Brott.
Vergelts dir Gott.
Wilhelm.
Na gut, so nimm ein halbes Brot
Und dann zieh weider
Weil hier jetzt auch der Hunger droht
So ist das leider.
Wilhelm geht ab. Spaziergänger ziehen vorbei: Mann, Frau, Kind und Hund. Sie sind im Stück nur als Statisten vorgesehen und haben auch weiter nichts zu sagen.
Danai geht ab. Clara, das spielende Kind, erscheint.
Grüß Gott, ihr lieben Leut!
Ein schöner Tag ist heut!
und euer Hund,
der Kunderbunt,
erfreut.
Auch ich bin herzlich froh
grad jetzt und sowieso
und wenn ihr wollt
mein Ball der rollt
hallo!
Wie heißt denn euer Kind?
Mag es wohl Pfeffermint?
Ich habe was
drum sag ich das.
Wer wagt, gewinnt!
Die Spaziergänger samt Hund gehen ab, ohne Clara zu beachten. Jenny, TheKid, taucht auf.
Clara:
Magst du mit mir spielen?
Jenny:
Ach du? Warum nicht?
Bist zwar ein Leichtgewicht,
ich gewinne dich glatt
gleich biste schachmatt.
Los, schmeiß schon mal her
ich schmeiß gleich zurück
Hast du vielleicht ein Frühstück?
Mein Magen ist scheißleer.
Clara:
Da haste mal Glück!
Komm her, ich hab noch ne halbe Banane
und einen Becher Joghurt mit Sahne.
Meine Mama gibt mir immer was mit
auch doppelt, wenn ich sie drum bitt.
Die beiden hocken sich zusammen, essen, reden und spielen mit Claras Ball. Als Jenny aufbrechen will, erscheinen: Jonas, der Weltraumforscher, die Spirits Ma, Lu, Ro und Wa, der neue Mensch Humunkulus und Hera, die Göttin.
Hera:
Guten Morgen, Jenny, schon gefrühstückt?
Humunkulus:
Warte mal, Jenny, ich kann nicht so schnell, bin erst im Werden!
Jonas:
Rat mal, was ich dir von der Beteigeuze mitgebracht habe, Jenny!
Spirits (im Chor):
Wir sind auch da! Ma-Lu-Ro-Wa hurra!
Man sieht, Jenny ist ziemlich populär und hat viele Helfer. Also brauchen wir uns um sie keine Sorgen zu machen.
Nun haben alle ihren ersten Auftritt gehabt, und der Vorhang kann fallen. Gute Nacht!
O, auf der jetzt leeren Bühne erscheint doch noch eine Gestalt: Luise, das Traumwesen! Natürlich, ich habe es glatt vergessen.
Luise:
Träume sind Schäume
Schäume und Tand
träume und schaue
was unter dem Strand
unter den Wellen
dem Strauch und dem Sand.
Jenseits nun baue
vergiss jetzt, du Schlaue
mal deinen Verstand
Traue dem Schäumenden
vertraut nur dem Träumenden
lass dich versorgen
wenn du dann ausgeträumt
ist dein Haus aufgeräumt
und es ist Morgen.
Der Vorhang fällt. Gute Nacht für heut.
Gerda, das ist ja ein spannendes Welttheater. Und Gedichte, die es in sich haben. Und schön anzusehen ist es auch.
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Herzlichen Dank, Gisela!
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😊
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Wow Gerda, Dein Welttheater ist grandios!!! Die Protagonisten Deine Darsteller, Deine Gedichte und Deine Legearbeiten zeigen ein Bild und Wort mit Sinn und Klugheit auf.
Dein kreatives Potenzial ist geprägt vom Weltgeschehn und trotzdem findest Du die Leichtigkeit des Sein darin!
Liebe Grüße Babsi
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Danke dir von Herzen, liebe Babsi. Was tun, wenn alles schwer ist? Leichtigkeit hinzufügen, damit wir nicht wie fluguntaugliche Seelen am Boden rumliegen, sondern Auftrieb kriegen. Ich hoffe, ich kann dazu beitragen.
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Und wie Du dazu beiträgst Gerda❣️👌🏻👍🏻😍😉
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Das macht mich jetzt froh, liebe Babsi. Strahl! 🙂
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Wunderbar, Gerda! Die Bühne, die Protagonisten…ich freue mich über künftige Auftritte.
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Das freut nun wieder mich, liebe Mitzi. 🙂 🙂 (Verdoppelte Freude)
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Guten Morgen und wow- willst Du zur Bühne?
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Danke Lore. Früher wollte ich es. Im Abitur erklärte ich „Dramaturgin“ als Berufsziel. Dann aber erfuhr ich, was „Theaterwissenschaften“ an der Uni bedeutet und zog es vor, von den Zuschauerrängen der Theater das Spiel zu genießen.
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Schade …
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Ja. Ich habe das Theater sehr geliebt, bereits als Kind, wenn die Marionettenspieler kamen (das Ehepaar Frey aus Lübeck) oder wenn Onkel und Tante kamen und ihre selbstgebastelte Kasperletruppe aufmarschieren ließen. Als 11Jährige schrieb ich mein erstes Szenarium, ich habe es hier schon gepostet: Eulenspiegel. Shakespeares Dramen las ich als Schülerin, die ganzen dicken Bände, auf Englisch. Während meiner Studienjahre habe ich fast täglich in irgendeinem kleinen Theater gesessen. Inzwischen habe ich den Kontakt fast ganz verloren, leider, liebe aber immer noch sehr das Schattentheater (Karagiosi) und das Puppentheater (es gibt ein sehr gutes in Athen) und spiele manchmal mit Kindern Theater, bastle Masken. 🙂
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und mit der Träumerin fällt dann der Vorhang…
Was für ein Welttheater, liebe Gerda! Wie schön sind Deine Bühnenbilder und dann die vielen Verse…
Du mußt auch nachts noch an Deinem Welttheater gestrickt haben, Du fleißige Dramaturgin
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Danke, Bruni. Es ist, wie ich leider erst bemerkt habe, als es begann, ein Großprojekt, das sehr viel Zeit und Kraft brauchen wird – aber auch viel Freude macht -, wenn es gelingen soll. Für meine Leser und Leserinnen wird es, fürchte ich, eine Herausforderung sein, dem Werden geduldig zuzuschauen. Denn die Texte sind ziemlich lang. In dir habe ich, so hoffe ich, eine geduldige Zuschauerin! Dafür danke ich dir.
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Ich lese überaus gerne bei dir, liebe Gerda. Es gibt mir auch impulse, die ich gerne in mein Denken mit aufnehme…
Liebe grüsse an dich
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