Gestern schaute ich im Garten des Byzantinischen Museums in Athen vorbei, wo jährlich eine Skulpturenausstellung des Verbandes bildender Künstler stattfindet. Die dort vertretenen Künstler gehören nicht zu den großen Namen, doch gibt es immer witzige Einfälle und einige schöne Überraschungen.
Eine schöne Überraschung war diese …. ja, wer oder was ist sie? Ich nenne sie einen Spirit – Geistwesen, daimon – des Abendwaldes. Ein leichter Wind hat sich erhoben, stöbert Blätter auf, die der Herbst verfärbt hat. Sie bilden einen Wirbel um die hohe bleiche Gestalt, bekleiden sie, damit sie nicht friere.
Oder war es ganz anders, vielleicht gar umgekehrt? Ist sie, bekleidet mit dem Mantel des Waldes, in den hellen Tag hinausgetreten und schlägt nun fröstelnd die Arme vor der bloßen Brust zusammen, während der Wald in der Tiefe rauscht und Blätter aufwirbelt?
Am andern Ende des Gartens, der übrigens ein „hortus conclusus“ sein möchte, hockt eine jammervolle Gestalt. Aus grünem Glas ist dieser düstere Spirit, und weißliche Glassplitter kleben an seinen Schultern und Schenkeln, als würde ein unsichtbarer Sturm ihn langsam verfledern. Das Gesicht ähnelt einem Affen. Der Sockel, auf dem dies Wesen hockt, besteht aus zusammengestoppeltem übereinander geschichtetem Zeugs: Zement, durchlöchertem Blech, Holz. Und damit es ja nicht entflieht, ist es in einen Käfig aus Plexiglas gesperrt.
Was es mit diesem Spirit auf sich hat und warum es dort, neben frühchristlichen Marmortafeln und Taufbecken ein trübes Gefangenenleben fristen muss, habe ich leider nicht erfahren können. Ist es böse und darum eingesperrt? Oder wurde es böse, weil es eingesperrt ist?
spirit Afrikas
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Zur ersten Skulptur fällt mir ein:
Tja, wenn die Natur uns nicht be(k/g)leitet, weil wir sie zerstören, stehen wir ziemlich nackt da…
zur 2. :
und dann sitzen wir auf all dem dann unwichtigen Krempel…
danke für’s Zeigen. Liebe Grüße
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Ich kann eigentlich nichts von der 2ten Skulptur erkennen
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Selbst wenn du direkt davor stehen würdest, müsstest du rätseln, lieber Gerhard. Das Plexiglas ist ein Sichthindernis. Ich habe noch Detailaufnahmen gemacht, aber die sind auch nicht viel aussagekräftiger.
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Das glaube ich gerne.
Aber so kann ich schwer eine Aussage treffen 🙂
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Mir fällt es oft schwer zu verstehen, was ein Künstler bei Skulpturen ausdrücken möchte. Umso mehr gefällt es mir, wenn einer laut nachdenkt (oder schreibt). Besonders bei der ersten Skulptur sind deine Gedankengänge interessant, liebe Gerda.
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es freut mich, liebe Mitzi, wenn ich dem rein Visuellen eine sinnvolle Komponente hinzufügen konnte. 🙂
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Die erste Skulptur ist eine wunderschöne schlanke Gestalt, die mit einem Wirbel aus Blättern bekleidet ist. Ihre Brust hält sie mit beiden Händen bedeckt, denn sie fröstelt noch und genießt ihr Bätterkleid, das der Herbst? ihr schenkte.
Gefangen in einem Eisblock, so scheint mir die zweite Skulptur, ein armer Tropf, der nicht böse, sondern von Menschen gefangen wurde, weil sie nicht verstanden, was es bei ihnen wollte. Sollte es die *falsche* Hautfarbe? gehabt haben? Oh weh und ach…
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