„Hilfst du mir, Dora?“ frage ich, während ich grübelnd über den aktuellen Wörtern von Christianes „abc-etüden“ hocke. „Wir sollen was mit Billard gestalten.“ „Billy-art?“ – „Nein, Billard. Die zwei –ll- werden im Deutschen mit –j- ausgesprochen, aber ohne –i- geschrieben, frag mich nicht, warum. Die Angelsachsen, die dies Spiel über die ganze Welt verbreitet haben, schreiben es mit –i- wie billiard.“
„Gut und schön!“ kräht Dora. „Aber was geht mich die Ortografie an? Die interessiert heutzutage niemand. Sag mir lieber, was es mit dieser Billyart auf sich hat.“
„Also“, sage ich, „Billard ist ein Balltischspiel zu zweit. Es gibt viele Varianten. Aber das Prinzip ist überall das gleiche: Du versuchst, mit einem Queue …“
„Einem was?“
„Queue wie Kö. Bedeutet eigentlich Schwanz, ist französisch und weiblich. La queue du chat. Der Schwanz der Katze. Aber beim Billard ist es männlich und…“
„Könntest du mal bitte zur Sache kommen?“ quäkt Dora ungeduldig.
„Aber Dora!“ tadele ich sie grinsend. „Was ist das für eine männlich-grobe Ausdrucksweise? Zur Sache kommen…. Na gut, also: Du stößt mit dem Queue deine weiße Kugel so an, damit sie ihrerseits eine farbige Kugel anstößt, auf dass sie in einer Tasche am Spielfeldrand verschwindet. Du kannst das auch indirekt machen, indem deine weiße Kugel eine farbige anstößt, die ihrerseits eine farbige anstößt … Das wäre dann sowas wie ein Stellvertreterkrieg.“
„Ehrlich, ich verstehe gar nichts“, empört sich Dora. „Ich denke, das ist ein Spiel!“
„Klar“, sage ich, ohne mich aus der Ruhe bringen zu lassen. „Es ist ein Spiel, das immer wieder gespielt wird, überall auf der Welt. Die Meisterspieler sind die Angelsachsen, sie stoßen an und lassen rollen und sacken am Ende ein. Und wenn sie alle farbigen Kugeln eingesackt haben, bleibt noch die schwarze, die kommt zuletzt dran. Wenn die auch versenkt ist, ist das Spiel aus.“
300 Wörter
Früher wurde ja nicht wie heute mit dem spitzen Ende eines Queues gestossen, sondern mit einer verbreiterten Löffel-ähnlichen Stange geschoben, die so ähnlich wie eine gebogene Hunderute aussah. Daher vermute ich den Namen.
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Ja, die Schreibweise. Was Queue bedeutet, wusste ich noch nicht. Ich kann kein Französisch. Man lernt nie aus. Danke für deine Etüde.
Liebe Grüße Monika
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Gerda erklärt Dora die Welt. Immer wieder amüsant, denke ich, und dass ich deine Geduld nicht aufbringen möchte.
Morgenkaffeegrüße ☁️🍁☕🍪👍
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*lach*, im Hintergrund höre ich kein Billard-, sondern Snooker-Geräusche aus dem TV 🙂
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